Kapitel 11: Aufbruch

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Ich wachte auf und blickte auf das Foto auf dem Nachkästchen das links von mir stand. Dort waren meine Mutter und ich abgebildet. Sie lächelte in die Kamera während ich laut lachte. Dieses Foto hatte mir Amaya zu meinem zwölften Geburtstag geschenkt. Wir waren einkaufen und sind dann an diesen Fotokabinen vorbei gelaufen, wo sie mich dann rein geschleppt hatte. Am gleichen Tag schenkte sie es mir.

Eigentlich müsste ich lächeln oder wenigstens mich freuen, da ich dieses Foto sehr liebte und es das einzige war, was ich von meiner Mutter hatte, aber ich spürte nichts in mir. Nur genähnende Leere. Mehr nichts. Ich hatte keine Gefühle mehr, seit ich hier war. Wie lange war das wohl? Ich schätzte so um die drei Wochen. Ja. Ich war schon lange hier, aber ich nutzte diese Zeit zum trainieren. Wenn ich stark bleiben wollen würde, dann müsste ich trainieren, um nicht zu verkümmern. Das hatte der Mann gesagt.

~•~Flashback: Vor eineinhalb Wochen~•~

"Kohana. Es hat keinen Sinn dich hier zu verstecken, wenn du nur in Selbstmitleid versinkst. Du musst stark bleiben und kämpfen, denn ich bin sicher, dass das deine Mutter so gewollt hätte. Ich kann dich verstehen. Auch ich hatte meine Eltern verloren. Und glaube mir: Nichts ist schwerer, als über den Verlust deiner Familie hinweg zukommen. Ich habe das geschafft, und deshalb kannst du es auch schaffen. Glaube nur an dich." Der Mann setzte sich neben mich aufs Bett und schaute mich ernst an. Nun ja, ich dachte es mir, da ich durch die Sonnenbrille hindurch die Augen nicht sehen konnte. Ich blickte ihn erstaunt an: "Du hast deine Eltern auch verloren?" Er nickte und sah die Wand an. Vermutlich erinnerte er sich an sie gerade. "Ja...sie starben im Krieg...für mich und das Dorf. Ich war damals noch sehr jung. Ach, wa sag ich da?! Ich war ein Kleinkind, das nichts von der Welt verstand. Aber jetzt weiß ich, was ich will." "Und das wäre?" fragte ich ihn gespannt. Er lächelte nur und sagte, dass ich es früh genug erfahren würde. Bald. Mit diesen Worten ging er.

~•~Flashback Ende~•~

Ich mochte meinen 'Retter' wirklich sehr. Er war für mich fast der Vater, den ich nie hatte. Und ich war diesem Mann wirklich sehr dankbar, dass er mich gefunden hatte und auch froh, dass er wusste, was ich brauchte und auch wusste, was ich fühlte. Das hatte keiner von meinen ach so tollen Freunden gewusst. Für sie empfand ich zurzeit nur Verachtung. Ich sagte 'zurzeit', weil ich mir nicht sicher war, ob ich sie in Zukunft auch noch hassen werde oder nicht. Obwohl hassen tat ich auch nicht wirklich, oder? Ich war so verwirrt: Ich empfand schon Gefühle, aber nur für kurze Augenblicke und dann war da nichts mehr. Nur genähnende Leere.

Ich stand auf, zog mich wie immer an und lief zu dem Früchtekorb. Ich wählte eine Birne, einen Apfel und eine handvoll Trauben. Als ich sie gegessen hatte, nahm ich die Wasserkanne und trank einen Viertel davon aus. Dann ging ich zur Waffenwand, schnappte mir das Katana mit dem dazugehörigen Gürtel, schnallte es mir um und ging vor dem völlig zernarbten Stamm in Angriffsstellung. In einer fließenden Bewegung zog ich das Schwert aus seiner Hülle raus und schlug einmal rechts und einmal links in den Stamm rein. Das machte ich zweihundert mal und ließ die Arme sinken. Ich war nur leicht ausser Atem. Das unermüdliche Training mit Hiashi hatte doch noch gute Seiten: Es hatte mich viel mehr gestärkt und ich hatte auch viel  mehr Ausdauer bekommen. Und das erleichterte mir das Training mit dem Katana ungemein.

Ich holte tief Luft und übte in der nächsten Stunde, Ausfallschritt, Angriff, Ausweichen und wieder Ausfallschritt, Angriff, Ausweichen. Dieses Muster wiederholte ich vierhundert Mal. Erschöpft schnappte ich mir die Wasserkanne und machte sie halb leer.

Wieso ich das Ganze machte? Ganz einfach! Ich brauchte Ablenkung, Zertstreuung. Meine Mutter war tot... und daran konnte ich nichts mehr ändern. Das hatte mir der Mann weisgemacht. Und er hatte gesagt, dass man einen Sinn braucht. Fürs Leben.  Einen Grund, wieso man weiter machte. Er hatte mich vor einigen Tagen gefragt, was mein Grund war. Meine Antwort waren nur drei Wörter: "Du und Mama."

The path I've gone (Naruto FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt