Würfel

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Wir liefen durch das graue Hawksbridge. Vorbei an Händler und Viehhaltern. Letzteres begeisterte Pym anscheinend ganz besonders, denn sie blieb an einem kleinen Stall aus dicken Ästen stehen und streichelte die Schafe. Dann hielten wir an einem Stand mit den verschiedensten Stoffen und meine Freundinnen sahen sich einen blauen Seidenstoff an. Mir fiel ein Mann auf, der ein Lied sang und dafür kleine Münzen bekam.
Pym, Nimue, da ist ein Stadtmusikant", flüsterte ich und tippte die beiden am Arm an.
Auf grünen Wiesen unterm Himmelblau,
traf Amors Pfeil sein Ziel genau.
Wir tanzten und küssten die ganze Nacht von Mond und Sternen wohlbewacht.
Sing high Lolly lo!
Mein süßes Sommermädchen.
Sing high Lolly li!
Diese Nacht gehört uns zwei
Doch mein Sommermädchen
der Herbst kommt zu früh
und trägt mit den Blättern die Schwalben zur See.
In den warmen, warmen Süden
Doch im Winter kam die Maid
mit Augen blau wie die See
Sing high Lolly lo!
Mein süßes Wintermädchen." Der Sänger fixierte Nimue das ganze Lied über  mit seinen braunen Augen. Grinsend sahen Pym und ich zu ihr hinüber. Die Leute fingen an zu klatschen. „Ich glaube, du gefällst ihm." Nimue atmete laut aus. „Unsinn."  Doch es war nicht zu übersehen, dass er ihr ebenfalls sehr gefiel. Ihre blauen Augen funkelten verdächtig. Wir gingen weiter. Auf einmal ertönte die Stimme des Sängers hinter uns. „Ihr habt etwas verloren, my Lady." Der Mann hielt Nimue einen Jonglierball hin. „Sehe ich wie eine Gauklerin aus?"  Der Blick des unbekannten wanderte zu dem Jongleur, der so eben den Ball hatte fallen lassen. „Noch nicht ganz."
Er setzte ihr einen roten Hut auf. „Sitzt perfekt."
Ich jongliere nur mit dem Feuer", gab Nimue zurück. „Glaub ich sofort."
„Habt ihr Lust auf ein Bier?", fragte der Fremde. „Wir trinken nicht mit", ich musterte ihn, „Fremden." Damit wandten wir uns ab.
Wie heißt ihr?" Genervt verdrehte ich meine grünen Augen. Der Typ ließ auch wirklich nicht locker. Nimue drehte sich als erste um und erzählte: „Ich bin Nimue. Das sind Pym und Calethya." Während Pym freundlich lächelte musterte ich den Fremden immer noch misstrauisch. In solchen Zeiten konnte man niemandem trauen. „Gut, dann schätze ich wir kennen uns jetzt. Ich bin Arthur."

„Es ist spät. Wir sollten gehen. Wir müssen wahrscheinlich eh schon im Dunkeln reiten." Pym wollte aufstehen und das gut besuchte Gasthaus verlassen. Überall tranken, tanzten und redeten Menschen. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn sie gewusst hätten, dass wir keine Menschen waren, sondern Fey. „Dann spielt es auch keine Rolle mehr." Nimue hielt die Rothaarige am Arm fest. „Ich vertraue ihm nicht, Nimue." Unauffällig deutete ich auf Arthur. Er holte gerade Getränke nach. „Also, ihr seid nicht aus Hawksbridge. Woher kommt ihr?" Nimue antwortete: „Aus einem Dorf ganz in der Nähe und du?
Du wirst dein geld wohl kaum mit Singen verdienen. Bist du ein Söldner?"
Athur lachte. „Ein Ritter, my Lady.
Was glaubt ihr mir etwas nicht?"'
Bevor wir etwas entgegnen konnten kamen ein paar Männer dazu.
„Hey, Jungs, Arthur hat ein paar hübsche Maiden vom Land gefunden", sagte ein etwas zwielichtig aussehender Mann. Seine kurz geschorenen Haare und sein ebenfalls kurz gestutzter Bart hatten bereits einen hellen Grauton angenommen. Die bleiche Haut seines Gesichtes war vom Wetter zerfressen und ein paar kleine Narben zierten es. Während er mit ein paar anderen Männern im Rücken auf uns zu kam raschelte sein langes Kettenhemd leise. Im Gegensatz zu seinen Freunden schien er schon ein wenig alt, denn die anderen Männer waren alle noch in ihren jungen Jahren. Wahrscheinlich um die dreißig.
Der ältere legte zwei verzierte Holzwürfel auf den Tisch, dann legte er Arthur seine Hand auf die Schulter.
„Sehr euch diese Haut an. Wollt ihr Täubchen vielleicht tanzen?" Die raue Stimme des Fremden hatte einen dreckigen Unterton angenommen. Ich machte mir nicht mal die Mühe mein angewidertes Schnauben zu unterdrücken.
Nein, danke. Kein Interesse", wies ich ihn unfreundlich ab. Arthur wollte auf stehen und sagte: „Lass sie ihn Ruhe." Doch der alte Sack drückte ihn wieder auf den klapprigen Stuhl.
„Äh äh äh äh"
Nimue blickte den Mann gespielt freundlich an. „Darf ich auch mal würfeln?"
„Tu das nicht, Nimue", riet Arthur ihr davon ab.
„Bist Du verrückt?", fragten Pym und ich wie aus einem Munde. Mit solchen Männern war nicht zu spaßen.
„Selbstverständlich, my lady. Für fünf Silber."
„So viel habe ich leider nicht", log Nimue. Das war schlau. Es musste ja niemand erfahren wie viel Geld wir dabei hatten, die Gefahr ausgeraubt zu werden war zu groß. Auch wenn ich mich sehr gut alleine verteidigen konnte, konnten Nimue und Pym das nicht.
„Vielleicht... finden wir eine andere Bezahlung. Wie wäre es mit einem Kuss?" Erschrocken sah Pym zu Nimue und wollte sie von dem Tisch wegziehen.
„Oh, wir wollten eigentlich gerade aufbrechen." Nimue nickte.
„Na schön. Aber sollte ich gewinnen will ich zehn Silber." Fassungslos sahen Pym und ich unsere Freundin an.
„Das sind gezinkte Würfel", flüsterte Arthur.
„Halt die Klappe, Athur. Zehn Silber Stücke ein hoher Preis in der Tat. Du brauchst eine sieben. Egal wie. Deine Chancen stehen gut. Ich hatte vorhin Glück."
Obwohl wir ihr davon abrieten fing Nimue an zu würfeln. Die Grünen Male, die erschienen, wenn sie ihre Gabe einsetzte erschienen auf ihrem Gesicht. Pym verdeckte sie unauffällig mit Nimues Haaren. Die beiden Würfel zeigten Sieben Kreise. Die Männer um uns herum fingen an zu lachen. „Das gibt es doch nicht!"
„Würfel noch mal."
„Was? Ich hab doch..", wollte Nimue widersprechen, doch Arthur unterbrach sie.
„Zwei von drei ist gerecht."
„Nein, das war nicht vereinbart."
Pym sah sie fast schon flehend an. „Jetzt würfele schon. Mach ihn nicht wütend!"
Wiederwillig stimmte Nimue zu. „Dann will ich zwanzig Silber."
„Kaum zu fassen was dieses Weibsstück sich einbildet. Dann will ich den Gegenwert deiner Forderung." Der Mann nickte nachdenklich. Bei seiner Forderung zog ich scharf die Luft ein. Am liebsten hätte ich meine Dolche nach ihm geworfen.
„Nimue, hör auf!", bat Pym sie. Athur, der das ganze unruhig beobachtet hatte, nickte zustimmend. „Pym hat recht. Das reicht reicht jetzt." Warnend sah ich meine Freundin an. Doch sie würfelte wieder eine sieben. Misstrauisch und ein wenig fassungslos sah der Fremde sie an. „Verhext du mich?"
Seine graublauen Augen funkelten sie weiterhin misstrauisch an. „Wieso? Habt ihr Angst vor Hexen?", fragte Ninue selbstsicher. Mit einem Krachen brach der Stuhl des Mannes ein und er knallte mit einem lauten, erschrockenen Laut auf den Boden. Schnell sprangen wir auf und rannten hinaus. „HEXE! WER IST DAS MISTSTÜCK?! ERGREIFT DIE HEXE!", ertönten die Rufe des Fremden aus dem Gasthaus. In den vollen Straßen drängelten wir uns aufgeregt durch die Menge und knallten dabei gegen zwei in rote Gewänder gehüllte Männer. Rote Paladine, gerade die hatten mir gerade noch gefehlt. „Haltet die Hexen!" Die roten Bastarde folgten uns ebenfalls und schubsten ein paar unschuldige, unwissende Leute zur Seite.

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