Teufelei

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Als wir schlussendlich den Nebel ganz entflohen waren, blieb ich atemlos stehen.
Was war das für eine Teufelei?", fragte der weinende Mönch mich mit gefährlich bebender Stimme.
Seine blauen Augen funkelten mich fast schon mordlustig an und in diesem Moment wurde mir erst richtig bewusst, wen ich eigentlich vor mir hatte.
„Das ganze erinnert mich an die Geschichte von Brothers Blood und der Cailleach. Hast du schon mal davon gehört?"
Meine Mutter hatte mir davon erzählt, als ich klein war. Schauergeschichten hatten mir nie wirklich Angst gemacht. Mein eigenes Leben war gruseliger.
„Ich verschwende meine Zeit nicht mit Geschichten über alte Hexerei. Wir müssen Pater Carden davon berichten, bevor er es anders erfährt. Was dann mit dir passiert, möchtest du nicht erfahren."
Er setze sich in Bewegung und ich folgte ihm.
„Warum mit mir? Wenn ich mich recht erinnere, hast du den Angriff angeführt. Genau wie du den Fey Mann gefoltert hast und du dich entschieden hast die Mühle niederzubrennen, anstatt sie einfach umzubringen."
Abrupt blieb der weinende Mönch stehen und drehte sich um. Als er mich grob am Arm packte und mich mit einem harten Ruck an sich heran zog, entwich mir ein kleiner Laut.
Sein Griff war so fest, dass ich sicherlich den nächsten blauen Fleck bekommen würde.
Angewidert stieß ich ihn von mir weg. Besser gesagt ich versuchte es.
„Du solltest aufpassen, was du sagst. Ich bin der einzige Grund, warum du noch hier stehst", flüsterte er bedrohlich.
„Ich hätte auch ohne dich überlebt. Du bist der jenige, der im Rauch draufgegangen wäre."
Ich schaffte es mich aus seinem Griff zu befreien und wich ein Stück zurück.
Mein Arm schmerzte, aber das ignorierte ich.
„Ich rede nicht von der Teufelei. Was glaubst du, hätten die Säufer auf dem Weg zum Kloster mit dir gemacht?
Bist du so leichtgläubig, dass du denkst, dass sie dich einfach ausgeliefert hätten? Nein, sie hätten dich vergewaltigt und getötet. Hätte ich Pater Carden nicht gesagt, dass deine Fähigkeiten uns von Nutzen sind, hätte er von mir verlangt dich zu töten. Und so länger du hier bist, desto mehr bekomme ich das Verlangen danach."
Es kostete mich all meine Selbstbeherrschung ihm nicht einfach meinen Dolch in den Hals zu rammen.
„Bist du so leichtgläubig, dass du denkst, ich weiß das nicht? Ich bin nicht erst seit gestern eine Frau. Und meine Fähigkeiten wären euch mehr von Nutzen, wenn ihr mir eine Aufgabe geben würdet."
So langsam verlor ich den Überblick zwischen gut und böse. Ich musste aufpassen, dass ich nicht vergesse, auf welcher Seite ich spiele.
„Ist das so? Ja? Wenn ich dir befehlen würde, dass du den nächsten Feyabschaum, der uns über den Weg läuft, töten sollst, würdest du es tun?"
Diese Frage konnte ich mir selbst nicht wirklich beantworten.
„Du vergisst, wer du bist. Was du bist. Ich hasse mein Volk für das, was sie getan haben, aber ich leugne nicht, wer ich bin! Du bist auch ein gottloses Wesen, genau wie ich."
Damit wandt ich mich von ihm ab, stieß einen hohen Pfeifton aus und hörte mich um.
Eigentlich müssten unsere Pferde noch irgendwo herum streifen.
Als ich erneut pfiff, hörte ich in der Ferne leises, gedämpftes Hufgetrappel.
Meine Stute kam gefolgt von einem anderen schwarzen Pferd angetrottet.
„Kommst du jetzt oder willst du zu Fuß gehen?"
Schweigend stieg der Mönch auf Goliath auf und lenkte ihn in meine Richtung.

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