Mitten in der Nacht schwang auf einmal die Tür des dunklen Raumes auf. Erschrocken fuhr ich hoch und griff sofort nach dem Dolch, den ich vorsichtshalber an mir versteckt hatte, doch als ich sah, dass es nur Igraine war, beruhigte ich mich wieder.
Immer noch war ich angespannt und misstrauisch. „Aufstehen, Schwestern."
In diesem Moment hörte ich laute Glocken läuten, was anscheinend das Zeichen war, das alle aufstehen sollte. Igraine hatte wohl beschlossen persönlich nach mir und meinen Zimmergenossinen zu sehen.
Schwerfällig erhob ich mich. Irgendwie hatte ich dann doch noch ein wenig Schlaf gefunden.
Schweigend erhoben sich auch die anderen Mädchen, die mir alle erstaunlich jung erschienen.
Wenig später folgte ich Igraine durch einen hellen Gang, über den Hof und dann zu einer Scheune.
Kurz davor blieb sie stehen. Fragend sah ich sie an, als sie mich prüfend betrachtete.
„Sag mir, Gwendolyn, bist du eine Fey?"
Erschrocken starrte ich sie an. Ich begann nervös zu schwitzen.
„Nein!"
Meine Tonlage war heftiger als gewollt. Mein Verhalten musste sehr auffällig gewesen sein, denn Igraine zog eine ihrer dunklen, geschwungenen Augenbrauen hoch.
„Gib mir deine Hand", befahl sie, was ich mit einem energischen Kopfschütteln beantwortete.
Bevor ich richtig reagieren konnte griff sie nach meiner rechten Hand und ließ sie so gleich wieder los. Auch ihre Haut zierte nun ein Kältebrand.
Nur war dieser nicht so heftig wie bei dem weinenden Mönch, was der Mistkerl aber verdient hatte.
Gerade, als Igraine ihren Mund öffnen wollte schwangen die gewaltigen Tore auf und ein in rot gekleideter, älterer Mann ritt hinein. Mir gefror das Blut in den Adern, als ich ihn erkannte. Es war Pater Carden, der Mann, der mein Dorf niedergebrannt und mein Volk so gut wie ausgelöscht hatte. Er saß stolz auf seinem Pferd und schaute sich um.
Oberin Nora kam ihm bereits entgegen.
„Ah, Pater Carden. Wie schön euch hier begrüßen zu dürfen."
Geschockt starrte ich ihn an. Massenweise Paladine ritten ihm hinterher. Überall sah man nur noch rote Umhänge, hörte Hufgetrappel und laute Gespräche. Nur halb spürte ich, wie Igraine mich packte und mich in die besagte Scheune zog, da ich wie erstarrte war. Meine Reaktionsfähigkeit hatte komplett nachgelassen.
Erst als das kleine Scheunentor mit einem Ruck zu knallte erwachte ich aus meiner Schockstarre.
„Leugne es nicht. Ich kann dir helfen hier raus zu kommen, aber du musst mir vertrauen und darfst mich nicht belügen."
Misstrauisch blickte ich in ihre braunen Augen.
„Warum sollte ich das tun? Du könntest mich an die Paladine verraten."
Es abzustreiten wäre sinnlos gewesen und draußen wimmelte es nur so von diesen Bastarden. Selbst wenn ich mich zum Tor durchkämpfen würde, wäre die Flucht erfolglos verlaufen, denn die Paladine hatten Pferde, ich nicht.
Meine einzige Chance war Igraine, die eigentlich vertrauensvoll aussah. Doch das Aussehen konnte einen leicht in die Irre führen. Das beste bespiel war Squirrel. Manchmal stellte ich mir vor, dass in den kleinen Körper des Jungens die Seele eines alten, mutigen Kriegers steckte.
„Das werde ich nicht! Und jetzt benimm dich wie normale Nonne und komm mit. Wir gehen Pater Carden aus dem Weg."
Widerwillig nickte ich. Sie wusste nun, was ich war, aber wenn man ihr wirklich trauen konnte, dann hatte ich eine reelle Chance.
Nervös zitterten meine Hände, als wir über den Hof gingen. Jedoch beachteten uns die Paladine gar nicht. Ich hatte keine Zeit, um mich zu fragen, wohin Igraine mich brachte, denn ich war viel zu beschäftigt damit nicht von den vielen Pferden übergetrampelt zu werden. Als ich einmal einem blonden Paladin in den Weg kam, rief er: „Pass doch auf, sonst trampeln wir dich über!
Empört sah ich ihn an.
„Wenn ihr euer Pferd unter Kontrolle hättet, wäre das nicht passiert!"
Mein Herz blieb stehen, als ich begriff, was ich gesagt hatte.
„Was hast du gerade gesagt?"
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Forbidden Love
FanfictionCalethya ist eine Junge Fey des Nachtvolkes. Mit nur neun Jahren verlor sie ihr Familie an die Feinde ihres Volkes, die Männer, die sich heute die Roten Paladine nennen. Als sie mit ihren beiden besten und wohlgemerkt auch einzigen Freundinnen von D...