Eine Schande in den Augen Gottes

458 23 38
                                    

Du kämpfst mit den Paladinen, doch du bist keiner von ihnen."
Meine Worte waren leise, fast ein Flüstern, aber ich wusste, dass er sie hörte, denn seine Augen lagen aufmerksam auf mir.
Du bist kein gewöhnliches Mädchen", sprach er leise. Auf meine Worte ging er nicht ein und fügte hinzu: „Ich weiß, wozu du fähig bist."
Obwohl ich wusste, was er meinte, sah ich ihn fragend an. Seit ich alt genug war streifte ich Nachts durch die Wälder und töte in schwarze Gewänder gehüllt alle Feyfeinde, die ich aufspüren konnte. Ob Paladine oder Menschen aus Uthers Volk, das war mir gleich. Mir wurde bewusst, dass es keinen Sinn hatte zu lügen. Der weinende Mönch hatte mich längst durchschaut. „Wie alt bist du?", fragte er.
Sollte ich ihm seine Frage beantworten? Möglicherweise erfahre ich so, was er von mir will und warum er mich leben ließ, überlegte ich.
Neunzehn."
Immer wieder war das leise knistern des Feuers zu hören.
Was bewegt wohl ein so junges Mädchen dazu unschuldige zu töten?"
Wütend schnaubte ich.
Der einzige, der hier unschuldige umbringt, bist du", fauchte ich.
Die Paladine reden von Gott und Gerechtigkeit, während ihr Dörfer niederbrennt, Kinder zwingt zu zusehen, wie ihre Eltern am Kreuz brennen und sie dann kaltblütig ermordet!"
Er schwieg und blickte mich finster an.
Für einen Moment dachte ich, dass ich es zu weit getrieben hätte und mit meinen Worten mein Todesurteil unterschreiben hatte.
Pater Carden will dich lebendig. Zwing mich nicht diesen Befehl zu missachten."
Verwirrt sah starrte ich zurück. Von Pater Carden hatte ich gehört, aber was wollte er von mir? Niemals konnte er wissen, was ich getan hatte. Doch er schien es zu wissen. Die Kirche machte auf jeden jagt, der sich ihnen widersetzte, nicht ihre
Überzeugung oder ihren Glauben teilt. Allein dafür einen Paladin zu töten, selbst wenn man sich nur verteidigte, konnte man auf dem Scheiterhaufen landen. Der Papst unterstützte den Kreuzug, die Sogenannte ‚Säuberung', mit allen Mitteln und Uther unternahm nichts dagegen. Dass König Uther von Merlin dem Zauberer manipuliert wurde war lange kein Geheimnis mehr.
Voller Hass sah ich den weinenden Mönch an.
Was haben die Fey dir angetan?", fragte ich, als ich mich wieder ein wenig gefangen hatte.
Zum ersten Mal zeigte sein Gesicht eine Regung. Ebenso hasserfüllt sah er zu mir herüber. „Sie sind verdammt. Eine Schande in den Augen Gottes."
Fassungslos sah ich ihn an. Egal wie oft ich es hörte, ich konnte nicht glauben, dass man so etwas wirklich glauben konnte.
Und du bist also keine Schande in den Augen Gottes? Ist euer Gott wirklich so grausam, dass ihr nur nicht in die Hölle kommt, wenn ihr ganze Völker abschlachtet?"
Hatten meine Worte ihn etwa zum Nachdenken gebracht? Jedenfalls entgegnete der schwarze Mönch darauf nichts weiteres.
Stattdessen lehnte er sich wieder zurück und schloss wieder die Augen. Möglicherweise beschwor er auch nur seine innere Stärke, um mich nicht augenblicklich zu töten. Ich sah ihm an, dass er es nur zu gerne getan hätte.

Forbidden Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt