Flucht

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Wer sind diese Männer?", fragte Pym.
Ich weiß es nicht", rief Nimue und trieb ihr Pferd weiter an. „Das sind rote Paladine! Sie jagen unser Volk. Ich bin ihnen in den Wäldern begegnet." In Windeseile galoppierten wir über die Wiesen und Felder auf einen Wald zu. Ich beugte mich noch tiefer über den Hals meiner Stute und strengte meine Ohren an. Von weiter hinten vernahm ich Hufgetrappel und die Rufe der Feyfeinde. Purer Hass stieg in mir auf. Auf einmal vernahm ich das Aufprallen der Hufe und das Rauschen des Windes nur noch undeutlich, fast in Zeitlupe. Wir bogen auf einen Waldweg ab. Nimue hielt ihr Pferd an und auch meine Stute hielt neben ihr. Das pechschwarze Pferd tänzelte nervös unter mir. „Wieso halten wir an", fragte Pym ängstlich. „Wir müssen uns verstecken. Wir werden es nicht schaffen sie abzuhängen."
Nimue nickte, wir stiegen ab und führten unsere Pferde hinter ein großes Gebüsch, das umgeben von riesigen Steinen war. Unsere Pferde legten sich zu uns auf den Boden. Unser Volk war der Natur so verbunden, dass die Tiere ohne weiteres alles für uns taten und wir friedlich mit ihnen leben konnten. Die Pferde grummelten nervös und ich strich beruhigend über ihre Nüstern. Aus dem Augenwinkel sah ich Arthur, den Mann aus Hawskbridge. Er legte sich seine Finger auf die dunklen Lippen, um uns zu signalisieren, dass wir leise sein sollten. „Sie sind weg", stellte einer der Paladine fest. Wir und unsere Pferde standen auf, nachdem die beiden in rot gekleideten sich noch ein letztes Mal umgesehen hatten und davon galoppierten. „Den hast du vergessen."
Arthur hielt Nimue ihren blauen Umhang und lächelte sie an. Doch Nimue sah stur gerade aus. „Du bist mir also nur wegen des Umhanges gefolgt." Ich hörte den beiden nicht mehr zu, sondern sah mich ein wenig um. Das braune, gefallene Laub und die Äste knirschten unter meinen leichten Schritten. Der Mischwald wirkte ruhig, doch irgendetwas lag in der Luft. Meine Stute schnaubte neben mir. In Gedanken strich ich über ihr pechschwarzes Fell. Wir liefen bis zum Einbruch der Nacht Richtung Heimat. Pym schlief, Nimue kämpfte mit Arthur. Ich lag auf den Rücken und starrte in den Sternenhimmel.  Ein kühler Windhauch durchstrich meine schwarzen Locken. Fröstelnd wickelte ich meinen Umhang enger um mich.

Am nächsten Morgen wachte ich auf dem harten Waldboden auf. Pym schlief noch und auch Nimue schien erst langsam wieder auf zu wachen. Die beiden hatten viel Wein mit Arthur getrunken, aber ich hatte abgelehnt. Wer wusste, was dieser Arthur mit uns vor hatte. Er war ein fremder und ich wusste nicht, warum Nimue und Pym ihm trauten. „Wir sollten jetzt aufbrechen", flüsterte ich Nimue zu. Sie nickte und schüttelte vorsichtig an Pyms Schulter. „Pym, wir müssen los."
Unsere Freundin stöhnte genervt auf und hauchte: „Mein Kopf."
Ich stand auf und zog an ihrem Arm, darauf bedacht nicht Arthur zu wecken. „Komm, das kommt von dem Wein."
Letztendlich rappelte sie sich auf.
Wenig später ritten wir durch den nebligen Wald. Pym und Nimue unterhielten sich über den Abend mit Arthur.
Das ungute Gefühl des Vorabends hatte mich noch immer nicht verlassen. „Hat er Mundgeruch?", riss mich Pym aus meinen Gedanken. „Nein, ich hatte eine Vision."
Das zog meine Aufmerksamkeit komplett zurück auf das Gespräch. „So richtig?" Pym sah Nimue fragend an. „Mit dem Augenverdrehen und dem gezitter?", fügte ich hinzu. Nimue lachte leicht. „Ich weiß es nicht." Es lag ein rauchiger Geruch in der Luft. „Götter, wir waren fast zwei Tage weg." Auch Nimue und Pym schienen langsam zu merken, dass etwas nicht stimmte. Kleine, graue Flocken flogen vom Himmel. Erschrocken riss ich die Augen auf, als ich erkannte, dass es Asche war. Mit grauenhaften Geräuschen galoppierte uns ein brennendes Pferd entgegen. Pym stieß einem erschrockenen Schrei aus. Mein Pferd bäumte sich leicht auf. Wir galoppierten auf das Dorf zu. Und was wir dort sahen ließ uns das Blut in den Adern gefrieren.

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