Schwester Igraine

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Die Nonne namens Igraine schien freundlich zu sein. Liara hatte mir eins dieser seltsamen Kleider gegeben und mich zu Schwester Igraine geführt.
Kennst du die heilige Schrift?", fragte sie, als wir einen kleinen Raum betraten. „Nur ein wenig."
Prüfend sah sie mich an. „Als Tochter eines Ritters müsstet du das aber."
Langsam wurde ich nervös. War diese Ausrede wirklich die beste gewesen? Trotzdem versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Zwanghaft suchte ich eine neue Ausrede. Dann fiel mir etwas ein.
„Mein Vater war nicht sehr gläubig. Meine Mutter jedoch schon. Deswegen bin ich nun hier."
Unter anderen Umständen wäre ich wohl geschockt gewesen, dass es mir so leicht fiel die junge Frau anzulügen, doch nun musste ich mit allen Mitteln verhindern, dass die Nonnen herausfanden, dass ich eine Fey war. Ins Kloster zugehen war vielleicht nicht die schlauste Entscheidung, aber so konnte ich wenigstens dem weinenden Mönch entgehen. Wenn auch nur eine einzige Nonne herausfinden würde, wer ich war, dann würde es im Kloster wenige Stunden später nur so von Paladinen wimmeln, dessen war ich mir bewusst.
„Nun gut. Dann werde ich dir jetzt das wichtigste beibringen."

Stundenlang erzählte sie mir alles über ihren Gott und ihre Religion. So aufmerksam wie mir in dieser Situation möglich hörte ich ihr zu, was gar nicht so einfach war. Die Regeln in diesem Kloster waren streng. Anscheinend taten die Nonnen dort nichts anderes außer beten und arbeiten. Ich wartete nur auf die perfekte Gelegenheit mich aus dem Staub zu machen, aber vorher musste ich meine alte Kleidung zurück kriegen, denn ich konnte schlecht in dieser Kleidung flüchten. In diesem Sack würde ich keinen Meter weit kommen. Meine Nervosität ließ langsam nach, denn keine der Nonnen, die ich bisher getroffen hatte, hatte etwas geahnt. Die Frage war nur, wie lange das so bleiben würde.
Am späten Abend, als Igraine mich endlich entlassen hatte legte ich mich erschöpft in das Bett, das mir zu gewiesen wurde. Alle anderen Nonnen, die sich mit mir ein Zimmer teilten schliefen schon.
Jedoch kreisten in meinem Kopf unzählige Gedanken. Wo sollte ich hin? Wie lange würde es dauern bis man herausfinden würde, dass ich eine Fey war? Wenn sie mich finden würden, würde ich auf dem Scheiterhaufen enden. Doch mir kam wieder in dem Sinn, was der weinende Mönch gesagt hatte. ›Pater Carden will dich lebendig. Zwing mich nicht diesen Befehl zu missachten‹
Pater Carden wollte mich lebendig. Mir war immer noch nicht ganz klar, was er sich davon erhoffte. Doch der Tod auf dem Scheiterhaufen wäre wahrscheinlich nicht so schlimm gewesen wie die Qualen, die mich im Lager der Paladine erwarteten.

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