Erinnerungen

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Mit gesenktem Kopf lief ich weiter hinter dem Pferd her. Mein schwarzes Gewand und meine Handschuhe verdeckten meine Male, doch wenn der weinende Mönch sich umdrehen würde, würde er selbst unter der Kapuze das Schimmern sehen.
Ich war noch zu jung, um meine Macht immer zu kontrollieren. Mein Element waren Eis und Kälte. Obwohl es eigentlich Wasser sein müsste war jeder meiner Versuche es zu kontrollieren gescheitert. Als ich meine Kraft entdeckte war ich erst neun Jahre alt und im Gegensatz zu Nimue verachtete ich meine Kräfte nicht, sondern schätzte sie sehr auch wenn ich sie noch nicht so sehr kontrollieren konnte wie meine Mutter einst ihre. Ihr Element war die Erde gewesen.
Die Fey verachteten Nimue, weil sie in ihren Augen eine Hexe war. Ihr ganzes Leben hatte sie unter diesem Hass gelitten, doch ich hatte keine Zeit und Kraft, um mich darum zu kümmern. Eher musste ich sehen wie ich als Waise überlebte. Lenore, Nimues Mutter, hatte sich eine Zeit um mich gekümmert, aber sie hatte nicht die Möglichkeit mich aufzunehmen, denn sie hatte ihre eigenen Probleme. Ich war auf mich alleine gestellt und trauerte um meine Mutter. Bei meinem Vater hielt sich die Trauer jedoch in Grenzen. Wie sehr ich ihn für alles was er uns angetan hat hasste. Unweigerlich trafen mich die ganzen schlechten Erinnerungen.

~12 Jahre zuvor~

Es war mein Geburtstag. Das klare Wasser des Baches an dem ich saß plätscherte ruhig vor sich hin. Doch die Ruhe wurde gestört. Die helle Stimme meiner Mutter ertönte in der Ferne. „Calethya, wo bist du?"
Fröhlich sprang ich auf und lief in ihre Arme. Meine Mutter war bildschön. Ihre grünen Augen glichen den Kräutern, die im Wald wuchsen, ihr pechschwarzes Haar war gelockt. Sie strich liebevoll mit ihrer Hand über meine ebenso schwarzen Haare und flüstere: „Da bist du ja, mein Schatz. Ich habe dich schon gesucht. Komm bevor dein Vater wütend wird."
Wenn mein Vater wütend war konnte das verheerende Folgen haben. Er schlug meine Mutter und mich. Meistens bekam meine Mutter alles ab, weil sie mich beschützte. 
Doch sie konnte mich nicht immer vor ihm beschützen. Wir gingen zurück in unser Dorf. Als wir in unseren Hütte ankamen wurden wir schon erwartet. „Wo warst du?", fragte mich mein Vater gereizt. „Am Fluss", flüsterte ich klein laut. Mir war bewusst, was mich erwarten würde, wenn ich etwas Falsches sage. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht alleine in den Wald gehen sollst?"
Seine Stimme war gefährlich leise. Ängstlich wich ich einen Schritt zurück, als das Klirren eines Gürtels hörte. „NEIN!"
Schützend stellte meine Mutter sich vor mich.
Doch mein viel stärkerer Vater schubste sie unsanft bei Seite. Der erste Schlag traf meinen Rücken, die erste Träne viel.

Unweigerlich musste ich an die Narben auf meinem Rücken denken.
Das war nicht das erste und auch nicht das letzte mal, dass mein Vater uns geschlagen hatte. Du musst ihm vergeben, Calethya. Er liebt uns.
Das hatte meine Mutter mir erzählt. Wie konnte sie das nur mach allem was er getan hatte glauben? Liebe war eine Lüge. Ich konnte nie verstehen, warum meine Mutter das zu gelassen hatte. Sie hatte versucht mich zu beschützen, doch sie wusste, dass sie es nicht konnte. Trotzdem war sie bei ihm geblieben.
Wut stieg in mir auf. Langsam überzog eine feine Eisschicht meine Fesseln, meine Male leuchteten stärker. Das knisternde Geräusch
machte den weinenden Mönch aufmerksam. Bedrohlich langsam stieg er ab und kam auf mich zu. Ich wich in den Schatten eines Baumes, aber er packte mich und zog mich
zurück in das helle Mondlicht. „Ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen und du wirst antworten, sonst muss ich dir leider Schmerzen zufügen."

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