Kloster von Yvoire

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Ohne mich noch einmal umzudrehen, um zu gucken, ob der weinende Mönch mir folgte rannte ich. Die feine Spur von Eis, die ich auf dem Boden und auf allem was mein Körper berührte hinterließ, fiel mir erst später auf. Die Sonne tauchte bereits hinter den Baumkronen auf, als ich den Waldrand erreichte. Die Spur, die ich hinterließ war immer schwächer geworden, da meine Gefühle sich beruhigt hatten. Auch meine Handschuhe hatte ich mittlerweile wieder an, um zu Verhindern, dass der weinende Mönch den gefrorenen Blättern und Spuren flogen könnte. In der Ferne entdeckte ich ein großes Gebäude. Im Hintergrund war ein nebliges Gebirge zu sehen und das Gebäude war umgeben von Feldern und Bäumen.
Langsam betrat ich die riesige Grünfläche, die sich vor dem Gebäude erstreckte. Auf einmal berührte mich jemand am Arm. Erschrocken drehte ich mich um und starrte in das Gesicht einer jungen Frau. Sie musste ungefähr mein alter sein. Ohne Zweifel war sie eine Nonne.
Ihre Haare waren von einem weißen Tuch bedeckt, ihr schlichtes Kleid war hellblau. Ein paar schwarze Strähnen hingen unordentlich heraus. Anscheinend war sie im Wald, um Beeren zu sammeln, denn in ihrer rechten Hand hielt sie einen Korb voller damit.
Möchtest du ins Kloster von Yvoire?", fragte sie mit einer zarten, hellen Stimme. Wahrscheinlich war das meine einzige Möglichkeit, um dem weinenden Mönch zu entgehen. Würde ich im Wald bleiben, würde er mich finden. Außerdem war das Kloster die einzige Unterkunft zwischen Hawksbridge und Gramaire. Ohne wirklich zu überlegen nickte ich. „Komm ich zeig dir den Weg."
Das Mädchen bedeutete mir ihr zu folgen.

Keine zehn Minuten später waren wir an dem Tor des Klosters angekommen. Der Weg auf dem wir gingen war umgeben von kleinen Gärten und Büschen. In der Luft lag der Duft der Kräuter, die in den Gärten wuchsen, der Morgennebel begann sich langsam zu legen.
Leise öffnete die Fremde eine dunkle Holztür.
Eine etwas ältere Nonne kam uns bereits entgegen, als wir einen durch Fackeln schwach beleuchteten Flur betraten.
„Schwester Liara, wo warst du so lange? Ich war bereits besorgt, Kind."
Eilig kam sie näher und ihr Blick fiel auf mich.
„Verzeiht mir, Oberin Nora. Ich habe im Wald die Zeit vergessen, es gab seht viele Beeren."
Liara hielt den randvollen Korb hoch.
Es sei dir Verziehen, doch sag mir, wer ist das Mädchen?"
Oberin Nora deutete auf mich und betrachtete mich ausgiebig. Ihre freundlichen braunen Augen lagen für einen Moment ein wenig misstrauisch auf meinem Verhüllten Körper. Kein Zentimeter meiner Haut war zu sehen bis auf mein Gesicht. Sie durfte nicht wissen, dass ich eine Fey war, und erst recht nicht, dass ich wenige Stunden zu vor die Gefangene des weinenden Mönches war.
„Wie ist dein Name?"
Kurz überlegte ich, ob ich die Wahrheit sagen sollte oder ob ich lügen sollte. Schließlich entschied ich mich für letzteres.
Gwendolyn, Madame."
Das schien sie mir zu glauben, denn sie nickte und fragte: „Und was führt dich zu uns?"
Ebenfalls neugierig blickte Liara zu mir herüber.
Mein Vater starb in einem Kampf und meine Mutter schickte mich her."
Aufmerksam hörte die Oberin mir zu.
„War er Ritter?"
Ohne zu zögern nickte ich, denn es war die plausibelste Ausrede, die mir einfiel.
„Ja, wir wohnen in Gramaire. Er erlag vor zwei Wochen seinen Wunden."
So gut es mir gelang ließ ich meine Stimme traurig klingen, um es glaubwürdig klingen zu lassen.
Nach einem letzen Blick wand sie sich an Liara und  befahl: „Gib ihr etwas zum anziehen, dann bring sie zu Schwester Igraine. Sie wird dir weiter helfen."

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