Ich beschleunigte meine Schritte, als ich die dunklen Gewänder des weinenden Mönches um die Ecke wehen sah. Irgendwie musste es mir gelingen Nimue aus diesem verfluchten Kloster rauszuhelfen, ohne dabei selbst aufzufliegen. Was meiner Freundin widerfahren würde, wenn sie Pater Carden in die Hände fallen würde, wollte ich mir lieber nicht vorstellen. Das konnte ich einfach nicht zulassen.
Schon vom weitem hörte ich die Paladine rufen. Irgendetwas war passiert, das konnte ich an dem erschrockenen Klang ihrer Stimmen erkennen.
„Brüder, wir brauchen eure Gebete!", rief einer nach den anderen Mönchen in rot, die direkt in den kleinen Raum gingen, vor dem sie standen.
„Wo ist sie?", fragte ich den weinenden Mönch, den ich mittlerweile eingeholt hatte. Er antwortete nicht, denn genau in diesem Moment kamen Pater Carden und Oberin Nora gefolgt von mehreren Mönchen um die Ecke. Während die Oberin ein wenig verzweifelt und auch ängstlich aussah, schien Carden misstrauisch zu sein.
Er merkte, dass etwas im Busch war. Ob Oberin Nora wusste, dass Nimue eine Fey war, wusste ich nicht, aber irgendetwas sagte mir, dass sie es zumindest ahnte. Auch mich hatte sie immer wieder mit kritischem Blick betrachtet.
Als wir den Raum betraten, sahen wir mehrere Betende Mönche, Tische auf denen Kräuter, Salben und Verbände lagen, ein paar vollgestellte Regale und Schränke. Auf einer Liege lag ein Schwerverletzter Mann, der voller Blut war und röchelnde Geräusche von sich gab.
Seltsame Zeichen zeichneten sich auf seiner Haut ab. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es die Zeichen der vier Elemente waren. Die Verbrennungen bewegten sich wie eine Spirale.
„Allmächtiger, ewiger, gerechter und barmherziger Gott, verzeihe uns elenden, um deiner Selbstwillen, das zu tun, von dem wir wissen, dass du es willst", kam es mehrstimmig von den Mönchen.
Auf einmal verstummte das Röcheln und der Kopf des verletzen viel zur Seite, er war tot.
„Odo? Odo? Bruder Odo ?!"
Einer der betenden Mönche stoppte und schüttelte ihn aufgebracht.
„Schwester Alice?", rief Nora verwirrt und sah sich um, „Schwester Alice?"
Entsetzt wich sie zurück, als sie den Toten sah.
Der Blick des weinenden Mönches fiel auf eine kleine Holztür, die nur zur Hälfte geschlossen war.
Nimue hatte uns anscheinend kommen sehen und war durch diese Tür geflohen. Wahrscheinlich durch die Hilfe von Igraine.Auf dem Hof wimmelte es nur so von roten Umhängen. In der Ferne sah ich, wie Igraine von zwei Paladinen zu uns gezerrt wurde. Sie wirkte schwach, und als ich sie näher betrachtete entdeckte ich eine große Platzwunde an ihrer Stirn. Eine junge Nonne kam herbei gestürmt und flüsterte mit zitternder Stimme: „Du bist verletzt."
Pater Carden ging gefolgt von mir und dem weinenden Mönch zu ihr. Auch Iris, das junge Mädchen, folgte uns misstrauisch.
„Die Hexe ist geflohen. Ich konnte sie nicht aufhalten", erzählte Igraine.
„Hast du gesehen, in welche Richtung sie lief?"
Bedrohlich ging Carden einen Schritt näher an sie heran.
„Ja, nach Hawksbridge."
Er wandte sich an den weinenden Mönch, der die Arme hinter dem Rücken verschränkt hatte und Pater Carden abwartend ansah.
„Ich will, dass sämtliche Straßen bewacht werden."
Gehorsam nickte der Mönch und ging.
„Der Glaube ist das Dach auf dem Hause Gottes, doch schon bei der geringsten Schwachstelle dringt Regen in dieses Haus ein. Er läuft die Wände herab, das Holz verrottet. Es wird morsch, und das Haus fällt zusammen. Eure Schwachstelle war Barmherzigkeit!"
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Hauses und mehrere Paladine zerrten Oberin Nora grob hinaus. Mehrere Platzwunden waren an ihrem Körper zu erkennen.
Die Nonnen um uns herum begangen erschrocken zu schreien und zu weinen.
„Und Mitgefühl für den Feind!", rief Pater Carden.
„Nein!! Nein! Das dürft ihr nicht! Lasst sie gehen!"
Igraine wollte Nora zu Hilfe eilen, doch die Paladine hielten sie zurück. Beide hielten ihre Arme fest im Griff.
„Du wurdest in die Irre geführt, mein Kind. Ihr alle wurdet das! Wir befinden uns im Krieg. Und im Krieg gibt es keine Gnade, sondern nur Verachtung für den Feind und den eisernen Glauben an das säubernde Feuer des Herren. Wirst du an unserer Seite kämpfen, mein Kind?"
Ich sah wie Igraine mit sich kämpfte, doch sie schien zu begreifen, dass es nur einen Weg gab, um sich zu retten.
„Ja, Vater."
Erleichtert atmete ich auf.
„Das ist gut."
Mit einem Wink bedeutete Carden den Paladinen, die Igraine festhielten, sie weg zu bringen. Die junge Nonne kämpfte mit den Tränen.
„Los! Beweg dich!"
Ohne sich weiter zu wehren ließ sie sich wegzerren, doch als sie mitbekam, wie die Äbtissin in einen Gefangenenwagen reingedrückt wurde, rief sie unter Tränen: „Bitte nicht! Oberin Nora. Nein!"
Es fiel mir schwer keine Miene zu verziehen, denn es tat mir leid zusehen, wie eine unschuldige Person, wie Oberin Nora von den Paladinen behandelt wurde und zu wissen, was sie mit ihr machen würden, machte es noch viel schlimmer.
Doch ich konnte nichts tun. Würde ich eingreifen, würden sie mich auch töten, und alles wäre umsonst gewesen.
„Warum lässt du das Geschehen?", rief Igraine mir entgegen, doch ich drehte mich mit eiskalter Miene um und ging.
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Forbidden Love
FanficCalethya ist eine Junge Fey des Nachtvolkes. Mit nur neun Jahren verlor sie ihr Familie an die Feinde ihres Volkes, die Männer, die sich heute die Roten Paladine nennen. Als sie mit ihren beiden besten und wohlgemerkt auch einzigen Freundinnen von D...