Der grüne Ritter

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Die Paladine hatten sich alle am Waldrand versammelt, auch der weinende Mönch war mittlerweile wieder zu uns gestoßen.
Vor der Mühle lag ein Feymann, der einen Pfeil im Rücken hatte.
„Soll ich zu ihnen gehen? Sie würden nie auf mich schießen, solange Gawain es nicht befiehlt. Und ob er das tut, bezweifle ich."
Er schüttelte leicht den Kopf und sah auf den grünen Helm in seiner Hand, auf dem das Geweih eines Hirsches befestigt war.
Auf einmal begann der Mann vor der Mühle sich zu bewegen und man hörte leises Röcheln.
Auch Gawain und Arthur, die durch die offenen Fenster und Schlitze in der Wand beobachteten, was wir taten, hatten das bemerkt.
Der weinende Mönch ritt im gemächlichen Schritt auf die Mühle zu, und hielt kurz davor bei einem Karren mit Heu. Dann warf er den Helm auf den Boden und sah schweigend die Leute in der Mühle an. Was sich in seinem Gesicht abspielte, konnte ich von hinten nicht sehen, aber selbst wenn ich es könnte, viele Emotionen konnte man dort nie erkennen.
Doch ich sah, wie er seinen Kopf zur Seite bewegte, den am Boden liegenden Feymann ansah und dann abstieg.
Ich ahnte böses, denn er zog seinen Dolch und ging direkt auf ihn zu.
In der Mühle spannte Gawain seinen Bogen und visierte den weinenden Mönch an, doch der wehrte den fliegenden Pfeil ohne weiteres ab, und ließ sich nicht von seinem Ziel abbringen.
Die Paladine, die hinter mir auf ihren Pferden saßen, beobachteten das ganze noch gespannter als ich.
Dass ich dem verletzen Mann, der von dem Mönch gepackt wurde, nicht retten konnte, war mir bewusst, aber Gawain und den anderen konnte ich vielleicht helfen. Die Frage war nur wie.
Wenn ihr mir den grünen Ritter ausliefert, werde ich den Rest von euch verschonen", begann der graue Mönch.
Grob drückte er den Verletzen gegen den Karren, wodurch der Pfeil an seinem Rücken abbrach und er schmerzerfüllt stöhnte.
„Komm schon raus und stell dich! Oder sollen noch mehr unschuldige für deine Verbrechen büßen? Ich bin bereit zu warten. Immerhin bin ich ein geduldiger Mann, aber dann muss ich mir die Zeit vertreiben", rief der Mönch und drehte sich um.
Im nächsten Moment hörte man ein Knacken und Schreie, denn er drehte den Pfeil, der noch im Körper des Mannes steckte, um und brach ihn ab.
„Sogar deine Freunde wenden sich von dir ab, weil sie nicht mehr unter deiner Feigheit leiden wollen!"
Der weinende Mönch deutete auf mich und sah dann wieder hoch zur Mühle. Ich setze mich aufrechter in den Sattel und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Gawain war der einzige gewesen, der immer freundlich zu uns gewesen war.
„Ich erkläre es dir gern noch mal, grüner Ritter, damit du es auch wirklich verstehst. Je länger du brauchst, um dich zu entscheiden, desto mehr wird dein Freund leiden müssen."
Bedrohlich ging er auf den Mann zu und versenkte seinen Dolch in dessen Brust. Während der Mann seinen Schmerz heraus schrie, beobachtete ich, wie sich in der Mühle etwas regte. Sie versuchten anscheinend Gawain davon abzuhalten, heraus zu gehen. Mein alter Freund hatte einfach ein zu gutes Herz, um seinen Freund leiden zu sehen.
Obwohl ich im Wald die Möglichkeit hatte, den weinenden Mönch anzugreifen, hatte ich es nicht getan. Warum ich gezögert hatte, wusste ich nicht. Vielleicht war ich unsicher, ob ich eine Chance hatte ihn zu besiegen. Ich kämpfte zwar sehr gut, aber ob ich mit dem Mönch mithalten konnte, war fragwürdig.
„Was schlägst du vor, grüner Ritter? Soll ich seinen Schmerzen ein Ende bereiten?", fragte der weinende Mönch laut und hielt die Spitze des Dolches, den er zuvor heraus gezogen hatte, erneut an die Brust des Mannes. Dieses Mal direkt über seinem Herzen. Dieser Stoß würde ihn mit Sicherheit töten.
Als Gawain und die anderen schwiegen und sich nicht rührten, fragte der weinende Mönch erneut: „Ja? War das ein ja?"
Obwohl seine raue Stimme leise war, war sie über das ganze Feld zu hören.
In diesem Moment öffnete sich die Tür der Mühle, Gawain trat heraus und schlug die Pfeile an der Tür ab.
Langsam kam er die Treppe herunter.
Zufrieden ging der graue Mönch ein Stück auf ihn zu und befahl den zwei roten Paladinen, die sich hinter einem der Heuhaufen in Deckung hielten, ihn zu ergreifen.
Gerade, als die beiden seinem Befehl nachkommen wollten, sah ich einen Pfeil durch die Luft fliegen, der den gefolterten Feymann tödlich traf.
Kurz sah der weinende Mönch zur Mühle, dann drehte er sich um und rief gereizt: „Brennt alles nieder."

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