D-Block

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Wieder sitze ich in Handschellen und Ketten im Verhörraum... Für meinen Geschmack war ich in letzter Zeit hier viel zu oft... Die beiden Agenten, Stone und Carter, sitzen mir gegenüber. Es war mehrere Minuten ruhig, nachdem ich zu Beginn ziemlich pampig geworden bin. Stone holt eine Plastiktüte hervor, in der sich ein Ring an einer Kette befindet. "Kennen sie diesen Ring?", fragt er mich. "Nein", antwortete ich genervt. "Haben sie ihn schonmal irgendwann und irgendwo gesehen?" "Nein, Sir, auch das nicht..." Stone beugt sich nach vorne. "Warum war er dann in ihrer Zelle, in ihren Sachen! Dieser Ring gehörte Mrs. Walters, ihr Name ist eingraviert und bei ihrer Aufnahme ins Gefängnis trug sie ihn. Warum ist er also bei ihnen?" Eigentlich ist Schmuck jeder Art doch verboten im Knast... Außer...
"War Dee etwa verheiratet", sage ich und lache laut. "Ja, Mrs. Walters war scheinbar verheiratet, scheinbar hielt sie das gerne unter Verschluss... Das ändert aber nichts am Fund des Rings. Er wurde bei der Razzia bei Ihnen gefunden...", sagt Carter laut.
"Und was soll das heißen? Kommen Sie, sie sind dich klüger als sie aussehen. Jeder kann mir den Ring untergeschoben haben. Gerade im Gefängnis..."
"Sie haben ein Motiv, kein Alibi und nun auch ein Hinweis gegen sie... Die Luft wird dünner, Walker. Außerdem sind sie schon einmal auf Mithäftlinge losgegangen und wurden dafür verurteilt. Also nochmal, wo waren sie zur Tatzeit?", sagt Stone und haut dabei auf den Tisch. Aber er hat recht. Ich brauch irgendwas das mich entlastet. Ihnen zu sagen ich habe illegale Geschäfte mit einem ins Gefängnis geschmuggeltem Handy erledigt, würde mir zwar hier helfen, aber sofort den nächsten Prozess an den Hals hetzen.
"Ich war mit meiner Mitgefangene Lea Thorn in einem der Lagerräume... Wir haben seit längerem eine Beziehung. Seitdem wir eine neue Zellengenossin haben, konnten wir uns nicht mehr in der Zelle vergnügen.. Fragen Sie sie ruhig.",sage ich und versuche reumütig zu klingen. Hoffentlich nehmen sie mir das ab. Und hoffentlich deckt Lea mein Alibi. Sonst bin ich wirklich geliefert.
"Verstöße gegen die internen Gefängnisregeln sind nicht unser Problem. Wir geben das so weiter. Ihr Alibi werden wir prüfen, hoffentlich entspricht es der Wahrheit, wäre bessse für Sie",sagt Stone und steht auf. "Bis dahin werden wir sie mitnehmen, wir wollen ja nicht, dass Sie sich mit Mrs Thorn absprechen."
Stone öffnet die Tür und holt einen Wärter heran. "Mrs. Walker wird uns begleiten, machen Sie sie bitte für einen Transfer bereit."
Der Wärter spricht etwas in sein Funkgerät, wenige Zeit später taucht die Aufseherin auf. Ich sehe sie das erste Mal seit ein paar Monaten. Sie sieht etwas übernächtigt aus, ihr Make-up sitzt nicht mehr ganz so gut.
"Sie können Häftlinge 452-869 nicht mitnehmen. Sie ist eine Gefangene dieser Strafanstalt, sie untersteht deshalb meiner Obhut und Aufsicht. Sie haben nicht die Befugnisse sie mitzunehmen. Das FBI hat außerdem nicht mal die Räumlichkeiten um Verdächtige zu verhaften... Oder wollen Sie sie bis zu ihrem Hauptquartier bringen." Die Aufseherin wirkt gereizt, sie funkelt mich mehrmals böse an. Wenn sie wüsste, dass bald noch die Zeitung und das Fernsehen nervt.
"Sie muss auf jeden Fall irgendwo anders untergebracht werden, als in ihrer Zelle. Sie darf bis zum Ende der Ermittlungen keinen Kontakt mehr mit anderen Häftlingen haben. Bei ihren Sicherheitsbestimmungen hier, halte ich das für schlicht nicht gegeben. Wenn sie mir also nichts anzubieten haben, wo Mrs. Walker isoliert und sicher untergebracht ist, ist sie in jedem County Jail besser aufgehoben als hier", sagt Carter, die dabei ziemlich zickig wird. Wahrscheinlich ist es nicht ihre erste Auseinandersetzung.
"Eine Option hätte ich für sie...unseren internen Hochsicherheitsblock-Block D!"

Der Aufzug fährt langsam nach unten. Ich stehe neben zwei Wärtern, die meine Arme halten, den FBI Agents und der Aufseherin. Die große Aufzugtür öffnet sich und wir betreten den D-Block. Eine massive Metalltür liegt hinter dem Aufzug, eine Magnetkarte der Aufseherin öffnet sie. Dahinter erstreckt sich ein langer Gang, links und rechts sind Zellentüren aus kaltem Stahl. Sie haben ein Sichtfenster und eine Lucke. "Der D-Block in unser internes Gefängnis im Gefängnis. Es hat 30 Zellen, von denen aber nur 12 bisher gefüllt sind. Häftlinge kommen hier hin, wenn sie im normalen Vollzug Morde begangen haben oder massiv die Sicherheit des Gefängnisses beeinträchtigt haben. Nach mehreren Jahren hier werden sie dann in andere Gefängnisse verlegt. Deshalb gibt es den Mythos, dass niemand mehr zurückkehrt. Die Häftlinge haben keinen Kontakt zur Außenwelt, weder Telefone noch Briefe, sie müssen einzeln Duschen und bekommen einzeln eine Stunde Freigang im Unterirdischen Hof", erklärt die Aufseherin, während wir den Gang entlang laufen. Meine Fußfesseln klimpern bei jedem Schritt, hinter einigen Türen höre ich Stimmen, sie sind aber scheinbar sehr gut isoliert.
"Mrs Walker könnte hier untergebracht werden, bis sie endgültig für schuldig erklärt wird."
"Warten wir es an", sagt Stone. "Es ist ein Anfangsverdacht...aber ja, dieser Block scheint angemessen zu sein. Gibt es hier einen Verhörraum?"
"Natürlich, auch daran ist gedacht", sagt die Aufseherin und grinst.
Stone und Carter beraten sich kurz leise. "Gut, der Häftling kann hier bleiben. Wir wollen täglich nach ihr schauen, jede Unregelmäßigkeit wird uns berichtet, sie steht ab jetzt unter Arrest des FBIs."
Ich schaue mich um. Dieser Ort ist trostloser als die Einzelhaft. Und die streiten sich über Zuständigkeiten und wer die Aufsicht über mich hat, während ich in Ketten daneben stehe... Mal wieder ein Beweis, dass ich hier drin auch nur ein Objekt bin, dass hin und hergeschoben wird.
"Bringen sie Häftling 452-869 in Zelle 013!", befiehlt die Aufseherin, bevor die mit den Agents geht. Die Wärter bringen mich zu einer der Massiven Türen. Sie öffnen sie und sie schwingt langsam mechanisch nach außen auf. Dahinter sind noch einmal Gitter, welche ebenfalls geöffnet werden. Sie fahren langsam in die Wand hinein.
Die Zelle ist weiß gestrichen, das Neonlicht von der Decke lässt den Raum fast grell erleuchten. Das Bett ist am Boden mit schweren Schrauben festgemacht, die Toilette entspricht dem Gefängnis-Standart, sieht aber deutlich sauberer aus. Insgesamt sieht die Zelle besser aus als die Zellen in der Einzelhaft, wahrscheinlich weil sie seltener benutzt werden. Auf dem Bett liegen Decke und Lacken, an der Wand ist ein kleines Regal mit zwei Büchern: Einer Bibel und einem alten Groschenroman. Die perfekte Unterhaltung also. Die Wärter nehmen wir die Handschellen und Fußfesseln ab. Dann schließen sie zuerst das Gitter, dann die Zellentür. Ich bleibe alleine in der Zelle zurück. Ich weiß nicht, wie weit ich unter der Erde bin, aber weder Tageslicht noch frische Luft kommen hier her. Ein kleiner Schacht bringt etwas frische Luft nach unten.
Ich setze mich auf das Bett. Erst jetzt realisiere ich, was hier eigentlich vor sich geht. Irgendwer hat mich reingelegt. War es Smith, immerhin hat sie mein Handy gefunden und mitgenommen. Oder doch ein Wärter, vielleicht Wright. Oder Maria. Hat jemand von denen Dee umgebracht? Und jetzt sitz ich hier im D-Block und versauere! Ich haue auf das Bett. Die Matratze ist genauso hart wie in meiner Zelle. Hoffentlich bestätigt Lea mein Alibi schnell. Ansonsten werde ich hier wohl etwas länger einsitzen.

2 Stunden später bekomme ich mein Abendessen, für mich gibt es heute nur einen seltsamen Brei, den ich mit einem Plastiklöffel Essen muss. 10 Minuten später wird die Schüssel schon wieder abgeholt, scheinbar legt man hier viel Wert darauf zu kontrollieren, was in meiner Zelle ist. Kurz darauf geht das Licht aus, ich habe mittlerweile kein Zeitgefühl mehr. Ich höre neben mir ein paar Stimmen, keine Ahnung ob sie von einer oder mehreren Personen stammen. Irgendwann gelingt es mir auch einzuschlafen.

Der Alarm weckt mich auf, kurz darauf kommt ein Wärter und schaut durch das Fenster ob ich noch lebe. Danach kann ich scheinbar liegen bleiben...was sollte ich auch sonst machen. Frühstück, Mittag, Duschen, all das sind Ereignisse, die über den Tag verteilt stattfinden. Auch die FBI Agents waren kurz mal da, scheinbar konnten sie mit Lea noch nicht sprechen, da sie noch arbeiten ist. Am Nachtmittag darf ich dann meinen Freigang antreten-natürlich in Ketten. Am anderen Ende des Ganges ist eine Stahltür, welche in den Hof führt. Erst jetzt merke ich, wie tief wir unter der Erde sind, denn 8 Meter über uns ist ein Gitter, durch das Licht nach unten fällt. Auf dem Boden ist eine weiße Linie, welche kreisrund ist. "Lauf auf der Linie, du hast eine Stunde", sagt der Wärter genervt. "Eine Stunde nur Laufen? Kann ich mich hinsetzen?", frage ich leicht irritiert. "Dein fauler Arsch sitzt in der Zelle schon genug. Du läufst oder wir müssen dich etwas motivieren." Er greift an seinen Schlagstock. "Warte, das ist die Tussi vom FBI", sagt sein Kollege. "Da müssen wir aufpassen." Der Wärter lässt den Schlagstock los. "Lauf oder es hat später Konsequenzen für dich!" Ich habe keinen Zweifel am gesagten, sofort beginne ich in kurzen Schritten im Kreis zu tippeln. Die Wärter grinsen und lachen. Hoffentlich komme ich hier schnell wieder raus.

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