Kapitel Sechs

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Warte, was?!

Der Rest des Familientags verlief nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Meine Eltern kamen irgendwann zu der Bank, auf der Ben und ich weiterhin schweigend saßen.

Ben verabschiedete sich und ging in Richtung der Festivitäten zurück. Er ließ die Schultern hängen.

»Du hast dich gut verhalten.« Mom legte einen Arm um meine Schultern. »Es ist wichtig, sich für seine Werte einzusetzen. Und das hast du getan.«

Wieder breitete sich Stille aus.

»Wo ist eigentlich Nic?« Dad sah sich mehrfach um.

»Ich dachte er hätte heute schon mit euch geredet?« Ich sah erst zu Mama, dann zu Papa. »Ich habe ihn schon länger nicht gesehen.«

Danach machten wir uns auf, um jemanden zu fragen. Meine Sorgen über die VKs wurden von Angst um meinen Bruder überschattet.

Niemand hatte in der letzten Woche meinen Bruder gesehen. Niemand aus der Marschkapelle, niemand aus dem Tourneyteam und auch niemand aus seiner Klasse. Irgendwer schlug uns dann vor, wir sollten die Wachen informieren.

Als ich dann Abends wieder in meinem Zimmer war, versuchte ich nicht zu viel nachzudenken. Über mein Handy spielte ich etwas Musik ab während ich auf meinem Bett lag und meine Nase in ein Buch von Rina steckte. Vielleicht würde mich eine magische Reise durch eine Mittelalterwelt ablenken?

Ein Klopfen hielt mich davon ab, den Abschnitt ein drittes Mal zu lesen. Irgendwie kamen die Worte nicht in meinem Kopf an.

Ich legte das Buch auf Seite und ging zur Tür.

»Ben. Was machst du so spät noch hier?«

»Ich wollte dich noch etwas fragen. Darf ich reinkommen?«

Ich drückte die Tür etwas weiter auf und ließ Ben rein. »Es tut mir -«

»Du kannst nichts dafür, was passiert ist.« Er blieb mitten im Raum stehen. »Aber ich kann es verstehen, wenn du morgen lieber bei deiner Familie stehen willst, als bei ihnen.«

Ich sah ihn mit großen Augen an. Sein Gesicht lag hauptsächlich in Schatten, weil meine Leselampe hinter ihm stand.

Wir hatten im Laufe der letzten Woche beschlossen, dass ich bei Evie, Carlos und Jay stehen würde, da unten in der Kathedrale hauptsächlich royale Schüler mit ihren Eltern standen. Meine Eltern waren damit einverstanden.

Ich verschränkte die Arme. Wie konnte Ben denken, ich würde die vier jetzt alleine lassen? »Natürlich werde ich bei ihnen stehen, also den VKs.« Ich verschränkte die Arme. »Nur weil manche sie nicht akzeptieren, werde ich sie nicht weniger wertschätzen als vorher.«

Ben atmete erleichtert aus. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. »Ich bin wirklich froh, dass du sie nicht fallen lässt.«

Ich legte Ben kurz meine Hand auf den Arm. »Ich bin mir sicher, dass alles wieder gut wird. Sie sind nicht ihre Eltern.«

Ben nickte. »Ich danke dir. Wenn ich irgendwas für dich tun kann.« Er drehte den Ring an seinem Finger. »Wegen Nic, vielleicht. Dann lass es mich wissen.«

Mein Hals trocknete aus. und meine Stimme versagte etwas. »Danke.« Ich hatte doch gerade geschafft, nicht daran zu denken.

»Dann sehen wir uns morgen bei der Krönung.« Kurz bevor Ben aus der Tür ging, drehte er sich nochmal zu mir um. »Sind das eigentlich die Bayou-Brothers?«

Ich war kurz irritiert, dann nickte ich.

»Ein Stückchen deiner Heimat. Ich werde Louis davon erzählen.«

Küss' den VK?! ~ Descendants FF [wird Bearbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt