Als ich mühsam versuche meine Augen zu öffnen, stöhne ich schmerzerfüllt auf. Gleißend helles Licht dringt durch die weißen Lamellen der Jalousien und ein stechender Schmerz durchfährt meinen Kopf wie ein Blitzschlag.
Schnell schließe ich meine Augen wieder und taste blind die andere Seite der Matratze ab. Sie ist leer.
Bilder von Ferat erscheinen vor meinem inneren Auge. Irgendwie dachte ich, er hätte mich nachhause gebracht und sogar noch mit mir im Bett gelegen, aber meine Erinnerungem an die letzte Nacht sind lückenhaft und ich kann mir gut vorstellen, dass die Szenen mit Fero nur irgendwas zwischen Wunschdenken und einem schönen Traum waren.
Das Letzte woran ich mich nämlich mit absoluter Klarheit erinnere ist ein handfester Streit mit Fero, doch den Inhalt kriege ich dann auch wieder nicht ganz zusammen.
Fuck, Mann. Ob Talea sich an mehr erinnert? Wir waren schließlich zusammen dort und sie wird mitbekommen haben was passiert ist. Ich denke gerade darüber nach meiner besten Freundin eine Nachricht zu schicken, als plötzlich leise die tiefe Stimme von Fero in mein Ohr dringt.
Habe ich jetzt schon Halluzinationen? Ich sollte definitiv weniger trinken, bevor ich noch verrückt werde.
Als die Stimme plötzlich lauter wird schlage ich panisch die Augen auf. Es klingt fast so, als ob seine Stimme aus dem Wohnzimmer kommen würde.
Normalerweise würde ich mich immer über seine Anwesenheit freuen, aber ich bin nicht besonders scharf dadrauf in meinem aktuellen Zustand auf ihn zu stoßen, zumal ich wirklich gar keine Ahnung habe, wie er auf mich zu sprechen ist.
Haben wir gestritten oder geknutscht? Erwartet mich mein Wieder-Freund oder mein stinksauerer Ex?
Wie lange ich wohl damit durchkomme, wenn ich mich einfach tot stelle? Gerade erscheint mir das die einzig vernünftige Lösung für diese Situation zu sein, aber mit so einem dicken Kater kann man auch nicht mehr von meinem Hirn erwarten.
Ganz langsam, wie in Zeitlupe schlage ich die Bettdecke zurück und wundere mich kurz über den Pyjama, den ich trage. Habe ich mich ernsthaft in meinem Vollrausch noch umgezogen?
Auf nackten Füßen tappse ich über den beigebraunen Laminat in Buchenoptik. Ferats Stimme höre ich nicht mehr, aber dafür den Fernseher. Mein Kopf dröhnt und mir ist übel.
Vorsichtig luge ich ins Wohnzimmer und erkenne schon an den schwarzen Socken, dass ich mir seine Stimme nicht eingebildet habe.
Beschämt laufe ich in den Raum und lasse mich neben Fero auf die Couch fallen.
"Guten Morgen", begrüßt er mich emotionslos. "Gut geschlafen?"
"Nein", antworte ich mürrisch und lehne meinen Kopf gegen die Sofalehne.
"Dafür aber lange", kommentiert er bissig und wirft einen Blick auf die verspiegelte Wanduhr.
"Ich brauche eine Tablette", jammere ich und ignoriere seine Sticheleien.
Ferat zieht sein schwarzes Portemonnaie aus der Hosentasche seiner Jeans, nimmt eine einzelne Tablette heraus und schmeißt sie mir hin.
"Hier. Ist nicht verpackt, aber du bist da ja nicht so wählerisch. BTM ist BTM, ne?"
Qualvoll öffne ich meine Augen und sehe ihn fragend an.
"Nimm die mal, ist Ibuprofen. Ich brauche dich bei vollem Bewusstsein."
Mein Herz rutscht mir in die Hose und die Übelkeit verstärkt sich schlagartig.
"Was meinst du damit?"
"Ich muss mit dir reden", erklärt er.
"Worüber?" Mein Herz schlägt mir bis zur Brust.
"Werd erstmal wach, komm zu dir. Nimm die Tablette, trink 'n Kaffee, iss was, geh vielleicht kalt duschen, dann reden wir weiter."
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Vier Worte
ChickLit"Wir müssen dringend reden." Diese vier Worte bedeuten nie was Gutes. "Ich brauche mehr Freiheit." Vier Worte, tausend Gedanken. Das Ende der Beziehung von Luana und Fero - aber erst der Beginn dieser Geschichte. _________________________________ ...