Ich traue meinen Ohren kaum. Luana sitzt vor mir wie ein Häufchen Elend, ungeschminkt, blass und irgendwie fertig. Sie trägt einen Jogginganzug und ihr schönes Haar ist zu einem leblosen Zopf gebunden.
Was sie sagt ist alles, was ich in den letzten Tagen hören wollte, doch jetzt, wo sie es tatsächlich ausspricht, will ich es nicht mehr hören.
Ich kann ihr nicht glauben.
Sie hat mich so maßlos enttäuscht und verletzt, die letzten Tage waren die reinste Tortur für mich und selbst wenn ich ihr glauben würde, könnte ich jetzt nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Ich kann den Schmerz nicht abstellen, ich kriege die Gedanken nicht aus meinem Kopf, dass sie das jederzeit wieder machen könnte, wenn sie mal wieder denkt, sie braucht mehr Freiheit. Soweit ich weiß war sie mir immer treu, aber selbst daran habe ich in den letzten Tagen angefangen zu zweifeln. Sie hat ihre Unschuld bei mir verloren. Sie hat mehr kaputt gemacht, als sie sich vorstellen kann. Werte wie bedingungsloses Vertrauen, das ich einst zu ihr hatte, sind irreparabel zerstört.
Ich liebe sie. Natürlich liebe ich sie immer noch, das wird sich auch so schnell nicht ändern, aber Liebe ist nicht alles. Eine Beziehung ohne Vetrauen macht für mich keinen Sinn.
"Fero?", unterbricht ihre sanfte Stimme leise meine Gedanken.
"Entschuldigung angenommen", antworte ich und drücke den herunter gebrannten Joint im Aschenbecher aus.
"Aber ich kann das alles nicht vergessen, Luana. Nicht jetzt. Die Wunden sind noch zu frisch."
Tränen sammeln sich in ihren schönen dunklen Augen und sofort rollt eine davon über ihr zartes Gesicht.
"Hör auf zu heulen, Luana", fahre ich sie genervt an. Es macht mich wütend, dass sie sich jetzt wieder als Opfer darstellt. Sie ist doch diejenige, die alles kaputt gemacht hat.
Luana zuckt erschrocken zusammen und tut mir fast wieder leid. Ich will nicht so grob zu ihr sein, aber ich weiß nicht wohin mit meinen ganzen Emotionen.
Ich will gerade etwas sagen, da vibriert mein Handy auf dem Wohnzimmertisch zwei Mal kurz hintereinander. Vermutlich aus Reflex oder aus Neugier wirft Luana einen Blick auf das zerkratzte Display meines iPhones. Abrupt verdunkelt sich ihr Gesicht.
"Wer ist Lesley?", zischt sie aufgebracht.
"Ein Mädchen", gebe ich schulterzuckend zurück.
Muss sie mir ausgerechnet jetzt schreiben? Ich habe ihr geschrieben, nachdem ich von der Hookah Lounge abgehauen bin, doch sie hat nicht geantwortet und genau jetzt holt sie das nach. Tolles Timing.
Luana und ich haben uns zwar getrennt, aber es fühlt sich trotzdem falsch an, dass sie das jetzt mitbekommt.
Obwohl ich mich dagegen weigere, überkommt mich kurz das schlechte Gewissen. Wie würde ich mich an ihrer Stelle fühlen?
"Du schreibst also schon mit einer anderen, ja?", knurrt sie und starrt wie paralyisiert auf mein Handy. "Hast du deshalb die Bilder von uns gelöscht?", hakt sie nach. In ihren Augen spiegelt sich der pure Schmerz.
"Ich habe die Bilder gelöscht, weil du mit mir Schluss gemacht hast", rechtfertige ich mich.
"Ist klar", raunzt sie und verdreht abfällig ihre Augen.
"Du hast echt gedacht, du kannst mir mir Schluss machen, lustig rumvögeln und wenn es dir reicht, wieder zu mir zurückkommen, ne?" Langsam werde auch ich wütend. Ich baue mich vor ihr auf. "Aber so läuft das nicht. Ich bin nicht dein Spielzeug. Ich sitze nicht zuhause, heule mir die Augen aus und warte auf dich. Ich lasse mir nicht alles von dir gefallen, Luana, check das endlich."
Luana steht ebenfalls vom Sofa auf und steht nun mit mir auf Augenhöhe. "Und check du endlich, dass keine von diesen kleinen Huren mich ersetzen kann. Keine Hivar, keine Derya, keine Lesley. Es ist egal wie viele Weiber du fickst, du wirst in jeder von denen mich suchen und keine von denen wird dir geben können, was ich dir gegeben habe."
Ihre Augen funkeln wütend und irgendwie macht mich ihre Entschlossenheit gerade wahnsinnig an.
Ich gehe einen kleinen Schritt auf sie zu und sehe ihr tief in die Augen.
"Denkst du, irgendjemand wird mich ersetzen können? Geh feiern, reiß dir Typen auf, beweis dir selbst, dass du es noch drauf hast, aber keiner von denen wird dich so ficken wie ich."
Die Luft zwischen uns ist plötzlich zum Zerreißen gespannt. Luana beißt sich auf ihre volle Unterlippe und zieht scharf die Luft ein. Ihre schwarzen Augen blitzen erregt auf.
Instinktiv schnellt meine Hand nach vorne und mein Daumen streicht über ihren Mund, sodass ihre Unterlippe wieder zwischen ihren Zähnen hervor kommt.
"Ich will gar nicht, dass mich ein anderer fickt", stellt sie klar und hält meinem intensiven Blick stand.
Ihre Worte legen in meinem Kopf einen Schalter um. Die Gedanken, dass sie nur ein dummes Spiel mit mir spielt und mich mit einfachen Mitteln aus der Reserve lockt und um den Finger wickelt, sind mir in dem Moment scheiß egal. Mein Bauch kribbelt bei ihrem Anblick. Ihre Worte erzeugen Bilder in meinem Kopf: Bilder von Luana, nackt, stöhnend; wie sie sich windet, meinen Namen stöhnt; wie sie meinen Schwanz lutscht und mir dabei tief in die Augen sieht. Die Erregung in meiner Boxershorts wächst.
"Sondern?", frage ich bestimmt.
Luana senkt beschämt den Blick.
Ich will es aus ihrem Mund hören.
Ich hebe ihr Kinn grob mit meinem Daumen an, sodass sie gezwungen ist, mir wieder in die Augen zu sehen.
"Sag es, Lu", knurre ich lüstern durch meine zusammen gebissenen Zähne.
"Ich will, dass du mich fickst."
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Vier Worte
ChickLit"Wir müssen dringend reden." Diese vier Worte bedeuten nie was Gutes. "Ich brauche mehr Freiheit." Vier Worte, tausend Gedanken. Das Ende der Beziehung von Luana und Fero - aber erst der Beginn dieser Geschichte. _________________________________ ...