Ein paar Tage sind vergangen und das nächste Wochenende steht vor der Tür.
Fero und ich haben seit unserem letzten Treffen, bei dem wir uns so hochgeschaukelt haben, dass es in Sex gipfelte, oder wie Fero sagen würde "seit unserem schönen Fehler", nicht mehr miteinander gesprochen.Der lange intensive Kuss in seinem Auto hat mich noch einmal komplett aufgewühlt, sodass ich weinend nach oben gelaufen bin und mich in meinem Bett verkrochen habe.
Mir ist klar geworden, dass das kein Versöhnungssex war, sondern eher irgendwas, was sich verdammt nach Abschied anfühlte. Plötzlich habe ich mich so seltsam benutzt gefühlt. So schmutzig habe ich mich noch nie gefühlt, nicht mal bei den Typen, die mich wirklich nur benutzt haben.
Ich verstehe diese irrationale Scheiße langsam selbst nicht mehr.
Meine Gefühle fahren permanent Achterbahn und zu sehen, dass er schon eine Neue hat, hat mich tief verletzt. Es war dieser berühmte kleine Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.
Seit Sonntag haben wir uns beide nicht mehr kontaktiert, auch wenn ich sehe, dass er mich bei Instagram stalkt und ich selbst auch immer die Erste bin, die seine neuen Stories innerhalb von Sekunden anschaut.
Es scheint, als bräuchten wir beide etwas Abstand, die nötige Distanz, um runter zu kommen und unsere Gefühle zu sortieren. Nichtsdestotrotz habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es irgendwann ein Comeback unserer Liebe gibt, auch wenn diese durch diese Lesley deutlich geschrumpft ist.
Ob da schon mehr zwischen den beiden ist?
Ob Fero schon mit ihr geschlafen hat?
Ich reiße die Türen meines Kleiderschranks auf und schiebe die Gedanken beiseite. Heute will ich Spaß haben. Wenigstens einmal, seit ich mein Leben ruiniert habe.
Ich wühle mich durch die zahlreichen Kleidungsstücke und wechsel tausendmal mein Outfit bis ich zufrieden bin.
Es ist nichts besonderes, einfach ein typischer Luana-Look, in dem ich mich wohl fühle. Eine zerissene enge Jeans, ein weißes Croptop und Highheels.
Ich lege eine ordentliche Schicht Makeup auf und glätte noch einmal über meine Haare, bevor ich mich auf den Weg zu Talea mache.
Wir beide trinken ein wenig vor und machen uns dann zu zweit auf den Weg zu Carlo, bei dem heute eine Einweihungsfeier steigt.
Wir sind gerade eine halbe Stunde da, da droht mir der Vodka wieder hochzukommen. Nicht etwa, weil ich es mal wieder mit dem Alkohol übertrieben habe, sondern weil überraschend Fero auftaucht - und zwar nicht alleine. Hinter ihm betritt ein blondes Mädchen den Raum. Sie hat lange Haare, ist sehr schlank und man sieht ihr gleich an, dass sie hier nicht hingehört. Sie ist falsch angezogen in ihrer schwarzen Stoffhose und der Bluse, aber vor allem verrät sie ihre Attitüde. Sie kommt nicht von hier und das sieht man ihr an.
"Wer ist denn die Schlampe?", zischt Talea mir zu, die offenbar meinem Blick gefolgt ist. "Treibt's Fero jetzt mit Anwaltstöchtern?"
Ob das diese Lesley ist?
Jedenfalls scheint sie Feuer und Flamme für Ferat zu sein. Sie verschlingt ihn mit ihren Blicken, lacht immer wieder affektiert und lässt keine Gelegenheit aus, ihn mit ihren dreckigen Händen zu berühren. Die Art, wie sie ihn ansieht und anhimmelt treibt mich zur Weißglut, auch wenn Fero sich bis jetzt relativ neutral ihr gegenüber verhält. Er wehrt sich zwar nicht, aber er steigt immerhin auch nicht darauf ein.
Talea mustert Ferats blonde Begleitung mit einem abschätzigen Blick und auch ich schaue sie vernichtend aus meinen kalten schwarzen Augen an. Als sie uns bemerkt, senkt die Snob-Barbie unsicher ihren Blick, doch in dem Moment treffen Feros Augen auf meine.
Ich konnte schwören, dass ihm alles aus dem Gesicht fällt. Es ist offensichtlich, dass er hier genauso wenig mit mir gerechnet hat wie ich mit ihm. "Fuck", lese ich von seinen Lippen ab.
Ich schüttele langsam den Kopf und drehe mich enttäuscht von ihm weg.
"Talea", flüstere ich. Meine Freundin sieht mich aufmerksam an. "Alkohol. Sehr viel mehr Alkohol, sonst steche ich die beide ab."
"Zu Befehl, Chef", antwortet sie kichernd und salutiert. Dann verschwindet sie in der Menschenmenge und kehrt kurz darauf mit einer Flasche Sambucca und zwei Schnapsgläsern zurück.
"Shots", erklärt sie überflüssigerweise und füllt die Gläser das erste Mal. "So erreichen wir am schnellsten den Scheiß-egal-Pegel", kommentiert sie, nachdem wir das erste Mal den klaren Schnaps herunterkippen. Der hochprozentige Anislikör brennt in meinem Rachen, doch ich halte ihr das Glas gleich wieder hin.
Innerhalb der nächsten Stunde leeren wir die ganze Flasche zu zweit, zwischendurch unterbrochen durch Bier und Wein, um mal nachzuspülen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass meine Laune steigt und das Niveau sinkt.
Talea und ich tanzen zeitweise auf dem Esstisch, angefeuert von einigen ebenso betrunkenen Typen, die johlend und gröhlend drum herumstehen.
Ich spüre immer wieder, wie Feros Blicke mich erdolchen und suhle mich in der Genugtuung, dass er noch immer rasend vor Eifersucht ist. Soll er doch sehen, was er verpasst.
"Ich sollte dasselbe tun wie er und mir auch jemanden zum rummachen suchen", sage ich Talea verschwörerisch ins Ohr, als wir gerade wieder einen Kurzen trinken.
"Sehe ich ganz genau so", gibt sie schulterzuckend zurück und sieht sich suchend um. "Sind doch ein paar gute Typen hier."
"Ich hab aber keine Lust auf andere Typen", jammere ich, als ich ebenfalls die Auswahl begutachte. Von den Hampelmännern kommt keiner auch nur annähernd an Fero heran. Ich würde mich nur lächerlich machen.
"Was dann? Ein Mädchen?", hakt meine Freundin nach und ihre Augen funkeln sensationslustig auf.
Ich lache sie aus. Ja klar.
Talea sieht mir tief in die Augen. "Ich stelle mich freiwillig zur Verfügung", bietet sie an und zwinkert mir zu.
Bevor ich antworten kann legt sie ihre Hand an meine Wange und zieht mich zu sich. Zärtlich drückt sie ihre Lippen auf meine und verharrt einen Moment so, als wolle sie abwarten, ob ich mich schreiend von ihr löse, doch ich tue es nicht. Stattdessen öffne ich zaghaft meine Lippen und gewähre ihrer Zunge Einlass. Sie streift mit ihrer warmen Zunge die meine, umkreist sie und schiebt ihre Hand in meinen Nacken. Ihre langen Fingernägel kratzen leicht über meine Haut und ihr Kuss wird fordernder.
Im Hintergrund nehme ich laute Pfiffe und aufgeheizte Kommentare wahr, doch Talea fesselt mich mit ihren Küssen, schiebt ihre Zunge immer wieder aufs Neue in meinen Mund und lässt ihre Hände über meinen halbnackten Oberkörper gleiten.
Eine leichte Gänsehaut überzieht meinen ganzen Körper und ich bin vollends in dem Moment gefangen, bis Talea sich von mir löst und mich frech angrinst.
"Das war gut", kommentiert sie zufrieden und ein paar der Typen fangen an zu applaudieren oder bitten lautstark nach einer Zugabe.
Ich drehe mich weg und erstarre noch in der Bewegung, denn ich blicke geradewegs in Ferats schwarze Augen, die vor Wut funkeln. Sein Kiefer ist angespannt und seine Hände zu Fäusten geballt.
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Vier Worte
ChickLit"Wir müssen dringend reden." Diese vier Worte bedeuten nie was Gutes. "Ich brauche mehr Freiheit." Vier Worte, tausend Gedanken. Das Ende der Beziehung von Luana und Fero - aber erst der Beginn dieser Geschichte. _________________________________ ...