29neunundzwanzig

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"Was mir das Recht gibt hier reinzuplatzen? Vielleicht anderthalb Jahre Beziehung?", keift sie mich an.

"Ihr seid also doch noch zusammen?", fragt Lesley ungläubig. Mittlerweile hat sie sich wie von Luana gefordert wieder angezogen.

"Halt die Fresse, Barbie", knurrt Luana und hebt drohend den Zeigefinger.

"Übertreib nicht, Luana", weise ich sie zurecht und mache sie damit nur noch wütender.

"Ach jetzt verteidigst du die Bitch auch noch? Hast du gar keine Ehre mehr, Junge? Fickst irgendso 'ne Billigbarbie im Gästezimmer? Mir ist klar, dass du dich nach mir nicht mehr steigern kannst, aber dass du so tief sinken würdest, hätte ich nicht gedacht."

Ich lache heiser auf. "Willst du mich verarschen oder was? Du führst dich doch auf wie die letzte Schlampe mit deiner Lesben-Porno-Show da drüben. Rede du nicht von Ehre, wenn du dich billiger verkaufst als jede Nutte auf dem Straßenstrich!"

Luana holt aus und verpasst mir eine saftige Ohrfeige. Meine Wange brennt wie Feuer und ich schubse sie aus Reflex nach hinten. So grob, dass sie gegen den Schrank hinter sich knallt, aber durch den Cocktail aus Alkohol und Adrenalin scheint sie das nicht mal wirklich wahrzunehmen.

"Bist du jetzt glücklich? Hat es dir gefallen, mal eine andere als mich zu ficken? Hast du ihr auch gesagt, du liebst sie? Machst du das mit jeder Schlampe, die ein bisschen mit dem Arsch wackelt?"

"Also ich will mich ja nicht einmischen, aber", ergreift Lesley das Wort, doch Luana fährt sofort dazwischen. "Dann lass es. Das geht dich gar nichts an du Fotze", keift sie das blonde Mädchen an, das erschrocken zusammenzuckt. Außer sich vor Wut macht Luana einen Schritt auf sie zu, doch ich greife nach ihrem Handgelenk und wirbel sie zu mir herum.

"Fass mich nicht an", brüllt sie und stößt mich von sich.

"Luana, du bist wieder hackenstramm."

"Und du bist ekelhaft. Wie oft hast du das schon gemacht als wir noch zusammen waren, hä? Hattest du öfter noch irgendwelche Sidechicks, die dir den Schwanz lutschen durften, bevor du dich wieder zu mir ins Bett gelegt hast?"

Ich kann nicht glauben, was sie da gerade redet. Solche Worte habe noch nie aus ihrem Mund gehört.

"Natürlich nicht!", rechtfertige ich mich. "Warum drehst du jetzt wieder den Spieß um und stellst dich als Opfer dar? Deine Selbstgefälligkeit kotzt mich so an! Wie kannst du eigentlich noch in den Spiegel gucken? Du hast doch mit mir Schluss gemacht und du hattest mehr als eine Chance deine Entscheidung zurück zu nehmen, aber du hast es nicht getan."

"Natürlich habe ich das. Ich habe mich bei dir entschuldigt und dir gesagt, dass ich die Trennung bereue, aber du hast mich abblitzen lassen nur um mich danach zu ficken", sagt sie und ihre Stimme bricht.

Tränen füllen ihre schönen runden Augen, rinnen über ihr zartes Gesicht und tropfen langsam auf ihr kurzes weißes Shirt. 

"Ist es das, was du wolltest? Mich noch einmal ficken, bevor du dir die nächste suchst? Dir einmal noch beweisen, dass du immer noch genug Macht über mich hast?"

Ich gehe einen Schritt auf sie zu. "Luana, was redest du da? Das glaubst du doch nicht wirklich oder? Nach allem, was wir miteinander durch haben, denkst du doch nicht ernsthaft, dass ich so mit dir umspringen würde, oder? So bin ich nicht und wenn du mal ehrlich bist, weißt du das."

"Ja, eigentlich schon", schluchzt sie aufgebracht. "Aber du hast dich die ganze Woche nicht mehr bei mir gemeldet und dann hat es sich verdammt noch mal danach angefühlt."

"Du hast dich doch auch die ganze Woche nicht bei mir gemeldet ", gebe ich fassungslos zurück.

Lesley geht vorsichtig an uns vorbei und verlässt das Zimmer. Sie hat wohl keine Lust mehr auf diese Szene und ich kann ihr das nicht verübeln. Es war ein Fehler mich auf sie einzulassen, allein ihr zu schreiben, obwohl ich wusste, dass ich noch viel zu krass an Luana hänge, war ein Fehler. Es tut mir leid, aber das ist gerade nebensächlich.

"Du hast mir gesagt, dass es kein Zurück mehr gibt, Fero", sagt Luana und ihre Unterlippe zittert. Sie ist völlig aufgelöst und rauft sich verzweifelt durch die Haare.

"Falls du es noch immer nicht verstanden hast: es war ein Fehler, mich von dir zu trennen. Ich wusste es schon, als ich gegangen bin, aber ich habe mich nicht getraut, wieder bei dir angekrochen zu kommen. Ich dachte, du seist eh zu stolz, mich nochmal zurück zu nehmen."

"Dachte ich auch", gebe ich zu. "Aber du fehlst mir. Ich habe dich in den letzten Tagen gehasst wie noch nie einen Menschen zuvor, und trotzdem habe ich dich vermisst. Ich vermisse deine bescheuerte Art, ich vermisse es wie du dich über mich aufregst. Ich vermisse deine Nachrichten morgens nach dem aufwachen und abends vor dem einschlafen. Ich vermisse es mit dir zu kochen und zu essen und dass du mir beim Fernsehen dazwischen laberst. Ich vermisse es sogar, dass deine beschissenen Haare in meinem Abfluss stecken, dabei will ich das gar nicht. Ich habe die ganze Zeit versucht dich zu vergessen und auf dich zu scheißen, aber ich habe es nicht mal geschafft, deine Insta Stories zu ignorieren. Wie so ein kranker Stalker habe ich jedes Lebenszeichen von dir aufgesaugt. Immer, wenn du dir den nächsten Fehltritt erlaubt hast, wie das mit Nader oder dein Absturz auf der Party bei Gentian, habe ich mir geschworen es diesmal einfach durchzuziehen und mich von dir zu distanzieren, aber ich schaffe es nicht. Ich hänge einfach so krass an dir wie an noch keinem Menschen zuvor. Du bist perfekt für mich, wir ergänzen uns und keine Frau kann dir verdammt nochmal das Wasser reichen, Luana."

Vier WorteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt