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Der restliche Tag gestern verlief relativ ereignislos und ich frage mich langsam wirklich ob das jedes mal so abläuft und woher die Sender immer ihre Szenen nehmen in denen es heftige Diskussionen gibt. Natürlich ist hier nicht zwischen allen Friede, Freude, Eierkuchen, aber dann geht man sich halt aus dem Weg, wie erwachsene Menschen. Die Anspannung heute ist jedoch tatsächlich merklich erhöht, denn heute wird es erneut eine Gentleman's night geben und Alexander kommt endlich wieder hier her. Meine Gedanken kreisen nur noch um unser Date und ob es ihm vielleicht wirklich nicht gefallen hat, oder er vielleicht gemerkt hat, dass er keine Gefühle für mich entwickeln kann. Alleine diese Gedanken bringen mich erneut dazu meine Lippen in Beschlag zu nehmen, obwohl ich mir fest vorgenommen habe dies nicht zu tun.

Das Wetter am Morgen war leider nicht besonders schön und es hat tatsächlich kurz geregnet, was ich hier gar nicht erwartet hätte. Dem entsprechend befinden sich fast alle Männer im Haus und das führt zusätzlich zu Anspannungen. Genervt beobachte ich schon seit gefühlten Stunden einen Schlagabtausch zwischen Meliorn und Victor, wobei mir dessen näselnde Stimme ziemlich auf den Nerv geht. Das Thema des Ganzen ist besonders interessant, denn es geht darum welcher Designer besser ist; Karl Lagerfeld oder Giorgio Armani. Zwischendurch ging es doch tatsächlich darum welcher von ihnen hübscher ist, aber das Thema hatte sich ziemlich schnell geklärt, denn tatsächlich waren sie dabei einer Meinung. Aber natürlich ging es dann wieder um die neuesten Kollektionen, weshalb ich Ihnen lieber nicht sage, dass ich mit beiden immer wieder beruflich Kontakt aufnehmen muss, um sie zu interviewen.

"Vielleicht bin ich auch gar nicht schwul, denn ich kann dem ganzen einfach nichts abgewinnen", murmelt plötzlich Will neben mir und sieht ebenfalls zu den beiden rüber. Leise fange ich an zu kichern. "Vielleicht bist du auch Manuel Neuer", werfe ich ein und er sieht mich verwirrt an, bevor ich schnell abwinke. "Ich hoffe mal, dass sich nicht alle Schwulen nur darüber identifizieren können", lache ich dann und er fängt auch an zu prusten. Plötzlich kommt Jem vorbei und setzt sich ebenfalls zu uns auf die Couch. "Bitte sagt mir warum ihr lacht. Wenn ich noch ein Wort über alte, weißhaarige Männer höre, die mehr mumifiziert als lebend aussehen, fange ich an laut zu schreien", stöhnt er ebenfalls genervt und wir können nur noch mehr lachen.

"Anderes Thema, was zieht ihr heute Abend an?", fragt er dann plötzlich und Will jammert verzweifelt. "Geht es denn in jedem Gespräch heute nur um Mode?" Begeistert sehe ich Jem an. "Ich hatte überlegt eine meiner engen Lederhosen anzuziehen und darüber ein glänzend silbernes Oberteil. Das würde super zur schwarzen Satin Krawatte passen", fange ich an zu schwärmen, denn Modedesigner finde ich zwar nicht so spannend, aber über Mode könnte ich den ganzen Tag reden. Jeder Designer hat irgendwann etwas designt, dass mir wirklich gefällt, aber eben auch Dinge über die ich nur den Kopf schütteln kann, warum sollte ich mich also festlegen. Begeistert sieht Jem mich an. "Ich kann es mir jetzt schon an dir vorstellen. Ich glaube ich werde eine schwarze Jeans anziehen und dazu ein rotes Hemd, vielleicht falle ich ihm mit dieser Signalfarbe endlich mal richtig auf."

"Na gut, ich gebe zu, dass ich auch schon weiß was ich anziehe. Blaue Hose und weißes Hemd. Aber jetzt bitte redet über etwas anderes, sonst ergreife ich auch hier die Flucht", jammert Will weiter. Sofort müssen wir zu dritt lachen und unsere Laune hebt sich mit der Zeit. "Magnus ist eh schon sicher, also müssen nur wie beide uns anstrengen", fällt Will plötzlich ein und deutet auf sich uns Jem. Mein Magen zieht sich nervös zusammen. "Vielleicht hat er ja auch festgestellt, dass aus uns nichts wird", murmel ich verunsichert und starre gebannt auf meine Hände, die ineinander liegen. Sofort wird mir über den Arm gestrichen. "Ich denke nicht, dass er dich dann geküsst hätte", wendet Jem ein, doch wirklich beruhigen kann ich mich nicht. "Ich glaube auch hier brauchen wir ein neues Thema, sonst haut uns Magnus nachher noch ab. Wie wäre es mit dem Wetter, ich denke das betrifft keinen zu persönlich", kichert er jetzt und wir müssen ebenfalls lachen. Mit ihnen ist die Stimmung wirklich besser und wir unterhalten uns noch etwas, bevor wir uns alle fertig machen.

In meinem Magen liegt ein schwerer Klumpen, aber gleichzeitig schlägt mein Herz wesentlich schneller und in mir wächst die Unruhe. Ich will ihn wieder sehen, aber gleichzeitig habe ich Angst davor, vor allem weil ich nicht wieder alleine mit ihm sein werde. Dieses Gefühl ist beklemmend und ich versuche mich krampfhaft mit meinem Styling abzulenken. Meine Haare färbe ich in den Spitzen an manchen Strähnen dezent silbern und ziehe auch einen Silber-glitzernden Eylinerstrich. An mein Ohr kommt eine silberne Ohrklemme mit einem kleinen Kreuz dran und um meinem Hals liegen erneut mehrere Ketten. Seit Jahren style ich mich so und es ist definitiv etwas womit ich mich vollkommen wohl fühle. Deshalb will ich auch, dass mein Partner mich genau so akzeptiert, auch wenn es nicht jedermanns Fall ist, das ich mich dezent schminke oder auch mal das Thema meiner Kleidung in meinen Haaren widerspiegel. Und natürlich ist auch der Schmuck nicht für jeden etwas, aber das bin ich und das werde ich auch für keinen ändern, denn das macht mich aus und in diese Version sollte sich mein Partner ja auch verlieben.

Nervös zupfe ich an meinem Hemd herum und sehe erneut in mein Gesicht, um festzustellen, dass meine Zähne sich mal wieder in meiner Lippe verfangen haben. Warum kann ich nicht die Ruhe selbst sein? Tief atme ich einmal durch und schließe die Augen. Alec wird gleich da sein. Er wird sich mit allen kurz unterhalten, ob alleine oder in der Gruppe und dann wird er seine Entscheidung treffen. Und dann weiß ich, ob der kleine Schmetterling in meinem Bauch, der sich immer weniger bewegt, weil er sich selbst in nervöser Schockstarre befindet, wieder aufleben kann, oder sich nach und nach in Luft auflösen muss. Plötzlich legen sich zwei Hände auf meine Schultern und ich öffne erschrocken die Augen, um im Spiegel hinter mir Imasu zu erblicken.

"Ach Magsy, du bist so verknallt. Ich weiß noch genau, als dieser Blick mir galt und es hat mich damals zum glücklichsten Menschen gemacht", sagt er sanft und ich verdrehe leicht die Augen, denn auch ich kann mich an seinen Blick erinnern. "Du musst dir keine Gedanken machen. Wenn du auch nur halb so charmant warst wie bei unserem ersten Date, dann kann er dich heute auf keinen Fall nach Hause schicken", versucht er mich zu beruhigen, doch leider wühlt mich das nur noch mehr auf. Unser Date ist Jahre her, wer weiß ob ich heute noch genau so bin wie damals und wer weiß ob Alec auf die selben Dinge steht wie Imasu damals. Sanft zieht er meine Unterlippe unter meinen Zähnen hervor. "Beruhig dich. Und jetzt komm, wir wollen doch nicht zu spät kommen", sagt er dann erfreut und greift meine Hand um mich mit sich zu ziehen.

Seine Berührung fühlt sich so natürlich an und erinnert mich leicht an alte Zeiten, doch gleichzeitig spüre ich auch, dass sie nicht mehr die selben Gefühle in mir auslösen, was mich tatsächlich beruhigt. Plötzlich bleibt er wie angewurzelt stehen und ich schaue ebenfalls zur Türe, wo jemand steht und uns den Weg versperrt. Jonathan. Natürlich, wer auch sonst. Auf seinen Lippen klebt ein süffisantes Grinsen und er beäugt uns interessiert. "Ist ja faszinierend", zischt er schon fast und sieht zwischen uns hin und her. Genervt rolle ich die Augen und ziehe Imasu mit mir an ihm vorbei. Unten angekommen drehe ich mich zu ihm um und er sieht tatsächlich nervös aus. "Wir sollten Alec von unserer Vorgeschichte erzählen, bevor Jonathan noch irgendwas dummes mit dieser Information anstellt", seufzt er und ich kann nur verwirrt nicken.

Wahrscheinlich hat er Recht, aber das beruhigt mich kein bisschen. Würde ich die Wahrheit wissen wollen? Fuck natürlich. Aber würde ich Alec dann weiterhin eine Chance geben, wenn ich nicht weiß was hinter verschlossenen Türen vor sich geht? Ich weiß es nicht. Sofort schmecke ich wieder Blut und schließe meine Augen, um tief durch zu atmen. Wenn ich mich nicht beruhigen, kann ich den ganzen Abend wahrscheinlich vergessen. Kurz wird meine Hand gedrückt. "Magnus. Du weißt wir müssen es ihm sagen. Ich kenne Jonathan zwar noch nicht wirklich und am liebsten würde ich es auch dabei belassen. Aber ich traue ihm zu damit direkt zu ihm zu rennen und dann wird er wesentlich mehr herein interpretieren, als es Tatsachen gibt", redet er mir ins Gewissen und tief in mir weiß ich auch, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Leicht fange ich an zu nicken, als plötzlich alle anderen zur Türe rennen und wir gleichzeitig unsere Hände loslassen. Dann mal los.

Prince Charming 👑💘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt