Prince Charming 👑💘

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Die Woche zog sich. Und wenn ich sage sie zog sich, meine ich nicht, dass sie einfach nur langsam verging, nein sie verging mit der Geschwindigkeit die das Faultier Flash bei Zoomania aufbringt, um auf einen Witz zu reagieren. Der erste Tag war noch entspannend und ich habe es wirklich genossen, doch mit jeder Stunde die verstrichen war, wurden die Gedanken lauter und irgendwann am vierten Tag war es dann soweit. Ich musste mir eingestehen, dass ich absolut und unwiderruflich verknallt bin. Nur hatte ich in der ganzen Zeit keinen einzigen Menschen mit dem ich darüber reden konnte.

Nur ab und zu kamen Kameramänner vorbei, aber keiner von ihnen war so sympathisch wie Simon und eigentlich dienten sie wohl nur dazu, um zu überprüfen, dass ich auch wirklich niemandem aus dem Hotel heraus kontaktiere und so interessante Infos nach außen sickern lasse. Ansonsten war ich alleine und der Fernseher wurde zu meinem neuen besten Freund. Zuhause hätte ich wahrscheinlich den ganzen Tag am Handy gehockt und irgendwann einen Krampf im Daumen bekommen, weil ich auf Instagram zu viele Bilder like. Ich will nicht sagen, dass ich ohne Handy nicht überleben kann. Aber so ganz ohne Kontakt zu anderen fühle ich mich abgeschottet.

Umso glücklicher bin ich, dass heute endlich Samstag ist. In wenigen Stunden kann ich endlich wieder zurück in die Villa und mich von Will, Jem und Raphael auf den neusten Stand bringen lassen und was noch viel wichtiger ist: ich sehe endlich Alexander wieder. Die Gedanken an ihn haben die Schmetterlinge tatsächlich wieder zurück unter die Lebenden gebracht und sie flattern wieder aufgeregt durch meinen Magen. Genau wie ich sind sie nervös vor seiner Reaktion und ich frage mich tatsächlich, wie lange ihre kleinen Herzen diesen Stress noch mit machen.

Prüfend schaue ich mich in meinem Hotelzimmer noch mal um, damit ich auch sicher sein kann, dass ich alles eingepackt habe. Bis auf mein Outfit für diesen Abend und meine Schminke ist alles verstaut und ich starre noch einmal missbilligend auf das hässliche Pflaster, das ich noch einen weiteren Tag tragen muss. Es ist nicht gerade ein modisches Accessoire und passt auch optisch alles andere als gut zu dem Schwarz-glitzernden Oberteil und der engen weißen Hose, aber leider erlaubt der Sender natürlich keine Widerworte, sonst könnten sie die Story ja nicht genügend ausschlachten.

Unruhig tiger ich durch den Raum; ich kann es kaum erwarten. Heute muss Alec sich lediglich von einem Mann trennen, denn ich gelte ja offiziell als ausgeschieden und Valentine wird später die Villa auf jeden Fall verlassen müssen, was wenigstens ein kleiner Trost für mich ist. Und trotz der Tatsache, das ich für diese Woche sicher weiter bin, bin ich verdammt nervös. Die anderen Männer hatten jetzt eine Woche mehr Zeit sich in Alecs Herz zu schleichen und diese seltsame Art von Eifersucht ist mir gänzlich neu.

Natürlich kann ich in einer Beziehung eifersüchtig werden, wenn es dafür gute Gründe gibt. Aber jetzt bin ich bereits eifersüchtig, obwohl ich erst ein Date mit diesem Mann hatte und sicher weiß, das er parallel dazu noch andere Dates hat. Irgendwie kann ich diese Gefühlsregung nicht genau einordnen, aber vielleicht hilft mir dieser Abend ja dabei wieder Klarheit zu erlangen. Zumindest ist das meine Hoffnung.

Genau in dem Moment klopft es an meiner Türe und die letzten Kameramänner haben mir bewiesen, dass nicht alle so freundlich sind wie Simon und mich ein zweites Mal die Türe öffnen lassen, weshalb ich kurz in den Spiegel schaue und meine Haare richte. Mit einem aufgesetzten Lächeln ziehe ich die Türe auf und bin positiv überrascht. Vor der Türe steht tatsächlich Simon, der mich angrinst. "Kann es los gehen?", fragt er als Begrüßung sofort und ich kann nur ebenfalls breit grinsen, bevor er die Kamera auf die Tür richtet und ich sie wieder schließe, nur um sie kurz nach dem klopfen wieder für ihn zu öffnen und ihn rein zu bitten.

Kurz erzähle ich ihm und der Kamera wie ich mich fühle, oder eher was der Sender erwartet wie ich mich fühle und Simon schnalzt zufrieden mit der Zunge. "Das war wirklich gut. Ich würde es dir auf jeden Fall abkaufen, wenn ich dich nicht kennengelernt hätte", sagt er dann und in seinen Augen liegt ein wissender Blick, der mich verunsichert. "Jetzt erzähl mir mal wie es dir wirklich geht", fordert er mich dann auf und schaltet demonstrativ die Kamera aus, um mir zu zeigen, dass er wirklich als Mensch an meinem Wohlergehen interessiert ist.

Ein kleines Seufzen entweicht mir und ich lasse mich auf das Bett fallen, auf dem meine Bettdecke noch zerwüstet von der Nacht liegt. "Meine Gefühle gleichen einer Achterbahnfahrt mit doppeltem Looping und Todesspirale. In der nächsten Kurve kommt wahrscheinlich mein Essen wieder hoch", antworte ich also schonungslos ehrlich und Simon grunzt leise beim lachen. "Das habe ich mir fast gedacht. Ich finde es unverschämt von der Produktion, dass du Valentin jetzt noch mal gegenüber stehen musst."

Bei dem Gedanken an Valentin ist mir ebenfalls unwohl, aber es wird kein Gespräch unter vier, oder gerade eben drei Augen geben, sondern alle anderen Männer werden dabei sein und in der Villa stehen bereits Menschen die ihn im Notfall heraus begleiten. Trotzdem beruhigt das mein unruhiges Gefühl nicht im geringsten, weshalb ich nur mit den Schultern zucke. Aber zusätzlich verwüstet Alec jeden meiner Gedanken, denn ich will ihn wieder sehn und gleichzeitig will ich nur noch der einzige für ihn sein. "Alec hat nach dir gefragt", sagt Simon genau in dem Moment fast beiläufig und mein Blick schießt in seine Richtung.

"Was hat er gesagt?" Meine Atmung beschleunigt sich tatsächlich etwas und die beiden Schmetterlinge werfen sich verschmitzte Blicke zu, als wüssten sie mehr als ich. Simons Blick wird wieder unsicher und jetzt ist er es der auf seiner Unterlippe herum kaut. "Magnus ich werde dir nicht sagen was genau er gesagt hat, sonst machst du dir nachher zu viel Hoffnung, denn ihr steht noch ganz am Anfang und so weit ich das mitbekommen habe, lief das Date mit Andrew sehr gut. Ich kann dir nur sagen, dass Alec wirklich sehr enttäuscht war über deinen vermeintlichen Ausschied", erklärt er und in meinem Kopf kommen nur zwei Infos an. Zu viel Hoffnung und das Date mit Andrew lief sehr gut. Am liebsten hätte ich frustriert aufgeschrien, denn genau das wollte ich natürlich nicht hören.

Simon scheint den Frust genau zu spüren, weshalb auch schon eine warme Hand auf meiner Schulter liegt. "Er mag dich, aber er kann sich nicht direkt am Anfang entscheiden. Das ist sogar vertraglich geregelt. Er muss jedem unvoreingenommen die selben Chancen bieten", redet er dann sanft auf mich ein und ich versuche das ganze völlig objektiv zu sehen. Ich kann es verstehen, aber das bedeutet nicht, dass ich es gut heiße. "Außerdem mag ich dich auch und werde bei Izzy ein gutes Wort für dich einlegen", sagt er dann und meine Augenbrauen ziehen sich zusammen.

Seine Augen weiten sich gleichzeitig und mir wird klar, dass das wohl etwas ist, was ich nicht erfahren sollte. "Izzy? Izzy wie in Isabell. Izzy wie in Alecs Schwester Isabell???", meine Stimme hört sich wahrscheinlich mehrere Oktaven höher an als sie eigentlich ist und meine Atmung geht in einem Tempo, das sicher auf lange Sicht ungesund ist. Lieber will ich nicht wissen wie ich wohl gerade aussehe und bin froh, dass hier in meinem Hotelzimmer keine Kameras stehen.

Innerhalb von Sekunden hält Simon meine Arme fest und sieht mich eindringlich an. "Magnus, das Isabell meine Freundin ist darf unter keinen Umständen jemand erfahren, sonst verliere ich sofort meinen Job", sagt er eindringlich und nur langsam sickert diese Information in meinen Kopf. Simon ist mit Alecs jüngerer Schwester zusammen und das darf niemand wissen. Gut das ich Geheimnisse für mich behalten kann, was bei Simon wohl eher nicht der Fall ist. Langsam nicke ich. "Alles gut. Ich werde schon mit niemandem darüber reden", versichere ich ihm und wieder sieht er mehr als erleichtert aus. "Komm, mach dich fertig", murmelt er dann erschöpft und ich muss mich zusammenreißen. Meine Fingerspitzen kribbeln und in mir prickeln die Vorfreude die kleine Kinder an Weihnachten empfinden, wenn sie kurz davor stehen das größte Geschenk unter dem Baum auszupacken. "Dann mal los."