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Der gestrige Tag verlief trostlos und in dieser Nacht konnte ich noch lange auf Schlaf warten, was einerseits an meinem ausgiebigen Mittagsschlaf lag, und andererseits an dem tosenden Gedankensturm, der keine Minute still stand. Jetzt sitzte ich gerade erneut mit allen Verbliebenen versammelt auf dem Sofa und warte darauf, dass Raj auf den Playbutton drückt, der endlich das Video startet, das wir heute morgen erhalten haben. Wie in Zeitlupe senkt sich sein Finger und seine Lächerliche Showeinlagen, die uns vermutlich zum Lachen bringen soll, lässt mich nur genervt aufstöhnen.

Ich will weder das Video sehen, noch Alec mit seinem perfekten Lächeln oder den perfekten Haaren oder dem perfekten Körper. Doch scheinbar bin ich hier nicht bei 'Wünsch dir was', weshalb ich nun auf das Display starre und die Schmetterlinge wie kleine Cheerleader herum hüpfen und wieder mal kleine Pompons schwingen. Scheinbar sind sie gut in vergeben und vergessen, nur mein Herz hat da ein besseres Gedächtnis, denn das schmerzt nach wie vor fürchterlich.

Geknickt betrachtet ich also Alec, während die verschiedensten Gefühle in meinem Körper um die Vorherrschaft kämpfen und sich einen bitteren Krieg leisten. "Liebe Männer, acht von euch sind noch übrig, doch am Ende kann nur einer gewinnen, weshalb meine Schwester euch ja bereits zu einem Gruppendate eingeladen hat", erklärt er grade und ich muss mit bitterem Lächeln daran denken, dass Izzys Aktion mich gestern Abend geschockt hat, doch da war mein Herz noch intakt. Nur nebenbei höre ich Alecs Stimme, der jetzt weiter spricht.

"Will, Andrew, Raj und Jonathan, kommt bitte in einer Stunde in Badekleidung vor das Tor, dort werde ich euch abholen", redet er weiter und ich betrachte die vier kurz, bevor ich wieder zu Alec schaue, der so gut aussieht, dass es nur noch mehr schmerzt. Für ihn scheint all das wirklich nur eine Show und ein Spiel zu sein und ich könnte mich selbst verfluchen, dass ich ihm getraut habe.
"Zusätzlich möchte ich einen von euch zu einem Dinnerdate heute Abend einladen. Magnus, um 17:30 steht ein Wagen vor der Türe der dich abholt", sagt er grade und ich kann nicht anders als wie erstarrt auf den Display zu sehen.

Ich dachte ich könnte es noch weiter heraus zögern, doch scheinbar hat das Universum etwas gegen mich, denn nun werde ich Alec früher als erwartet sehen und das erste mal bricht ein weiterer Krieg in mir aus. Mein Kopf schreit: "Bitte nicht ich, bitte nicht ich", während die Schmetterlinge im Chor brüllen: "Nimm uns, nimm uns!!!" Am liebsten würde ich ihnen die Münder mit Klebeband zu kleben, aber das zählt vermutlich zu Tierquälerei. Wobei, gilt das auch bei imaginären Schmetterlingen im Bauch?

Durch die vielen Gedanken bemerke ich gar nicht wie die anderen nach und nach aufstehen und sich entweder nach draußen zum Pool begeben, oder sich freudig für ihr Date fertig machen. Gedankenverloren starre ich ins Leere und überlege wie ich mit der Situation umgehen soll. Ich hasse ihn gerade und noch mehr hasse ich mich dafür, dass ich ihn trotz all dem will. Ich will ihn und meine kleinen Schmetterlinge nicken freudig bei dieser Erkenntnis, während mein Kopf immer wieder Vergleiche zwischen Alec und Camille sucht, die einfach nicht auftauchen wollen.

Ich habe ihn so anders kennen gelernt und kann nicht verstehen, wie ich es nicht vorhersehen konnte. Aber das ist die parallele zu Camille. Sie hat mich auch ohne Vorwarnung getroffen und das mitten ins Herz. An diesem Tag habe ich mir geschworen, dass ich nie wieder jemanden so mit meinem Herzen spielen lasse. Niemand soll je wieder dazu kommen meine Gefühle zu verletzten und jetzt hocke ich hier; auf einem Sofa, in einer Show, und lasse meine Gefühle verletzen. Und das ganze vor öffentlich vor allen Menschen in Amerika. Ich hab es ja eigentlich darauf angelegt. Ich habe mich hier für angemeldet und ich selbst habe Alec zurück gewiesen, denn ich wollte keinen gratis schwulen Porno drehen, davon gibt es nämlich satt und genug.

Scheinbar habe ich Alec auch dabei falsch eingeschätzt, denn ich dachte wir wären da der selben Meinung. Falsch gedacht. Nur nebenbei bekomme ich mit wie Andrew, Will, Raj und Jonathan nun fertig im Wohnzimmer stehen und sich gemeinsam auf den Weg nach draußen machen. Kurz schaue ich mir ihre Outfits an und muss zugeben, dass sie sich alle perfekt gestylt haben. Sogar Jonathan hat seine Haare wohl etwas aufgehellt und ich könnte schwören, dass seine Wangen abgepudert sind. Der Anblick macht mich noch wütender. Sebastian und er vögeln morgens bis abends und kaum haben die beiden Streit, da ist Alec gut genug.

Bittere Galle kommt mir hoch und füllt meinen Mund. Meine Augen weiten sich angeekelt, aber ich will mir nicht die Blöße geben vor Jonathan zu kotzen, weshalb ich mich mit gezwungener Ruhe erhebe und beinahe schlendernd zum Bad gehe. Dort angekommen schließe ich mich ein und spucke den Mund voller Flüssigkeit ins Waschbecken, bevor ich erneut anfange zu würgen. Schnell klappe ich den Toiletten Deckel hoch, der wundersammerweise einmal unten ist. Normalerweise lassen fast alle im Haus den Deck oben und nicht nur einmal hat mich das bis jetzt zur Weißglut gebracht.

Wild würgend fördere ich einen weiteren Teil meines Mageninhalts nach oben und schaue angewidert auf die Überreste meines Abendessens. Das kann ja heiter werden. Schnell bestätige ich die Spülung und sehe dabei zu, wie die unschönen Reste vom Wasser davon gespült werden, während ich darüber nachdenke wie ich Alec mitteilen, dass das alles hier keinen Sinn für mich macht. Vermutlich wird ihm das egal sein, aber diese Vorstellung schmerzt. Meine Menschenkenntnis ist wohl doch nicht so gut wie ich dachte.

Nachdenklich komme ich wieder aus dem Bad und sehe, dass die anderen bereits die Villa verlassen haben. Also bleiben mir nur noch ein paar Stunden, bis ich dieses Haus verlassen werde und mich meinen Ängsten stellen muss. Es hat natürlich seinen Grund, weshalb ich nach meiner Trennung mit Camille das Gespräch nie gesucht habe. Es gab nichts zu bereden, aber vor allem hatte ich Angst. Ich hatte Angst, dass sie die vergangenen Jahre anspricht und mir davon erzählt mit wie vielen sie mich betrogen hat. Ich hatte Angst, dass sie mir noch mehr vor Augen führt was für ein Idiot ich war und das sie mein Vertrauen zu jeder Zeit ausgenutzt hat.

Und genau diese Angst beherrscht mich nun, denn letztendlich ist es hier nur eine Show und Alec der große Star, dem die Kandidaten zu Füßen liegen. Ich kann es mir selbst beantworten: Ich bin ein Idiot gewesen, zu glauben ich sei der einzige. Natürlich testet er alle aus und nimmt mit was er mitnehmen kann, aber irgendein Teil in mir hat diese Skepsis wohl verdrängt, denn ich wollte ihn so sehr. Falsch. Ich will ihn so sehr. Trotz dieser ganzen Geschichte will ich ihn und das tut mir nicht gut. Aber scheinbar bin ich ein Masochist, der auf diese Art von Seelischen Qualen steht und sie immer wieder aufsucht.

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