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"Unser Date war wirklich unglaublich und ich bin mir sicher, dass keiner von uns jemals wieder so etwas als erstes Date erleben wird. Du hast mich positiv überrascht, als du voller Freude die Schweine und später sogar die Haie gestreichelt hast. Ich hoffe du willst, genau wie ich, dass du die Krawatte behälst", fährt er fort und meine beiden Schmetterlinge fliegen erneut wild herum und kitzeln meinen Bauch. Was ist das denn für eine Frage. Natürlich will ich diese Krawatte behalten. Erleichtert falle ich ihm um den Hals und er zieht mich ebenfalls in eine warme Umarmung, was mich augenblicklich entspannt. Ich habe noch eine Chance ihn näher kennen zu lernen und hoffe, dass ich sie auch nutzen kann. Auch wenn es dieses Mal kein Einzeldates ist aber ich versuche es Andrew zu gönnen.

Nachdem Bat seine Krawatte abgeben musste spricht Alec jetzt zu uns allen: "Der Abend mit euch war wieder sehr interessant. Ich freue mich darauf euch in nächster Zeit näher kennen zu lernen", mit diesen Worten verabschiedet er sich von uns und verschwindet durch das Gartentor. Jetzt sind wir nur noch 14. 13 Konkurrenten für mich. Wann habe ich aufgehört das alles nur als Urlaub zu sehen und angefangen wirklich Gewinnen zu wollen? Das alles verunsichert mich etwas. Ist es eine gute Idee von meinem letzten Liebeskummer in eine neue unzufriedenstellende Situation zu wechseln? Realistisch betrachtet werde ich nicht der einzige sein der geküsst wird. Jetzt bleibt mir nur die Frage, ob ich mit der Situation zurecht komme und das kann ich bis jetzt nicht beantworten. Nachdenklich gehe ich nach oben in mein Zimmer und lege mich komplett angezogen auf mein Bett.

Die Gedanken kreisen unaufhörlich und ich frage mich, ob sie in diesem Haus jemals still stehen. Von unten höre ich deutlich die laute Musik und die ausgelassene Stimmung der anderen, aber irgendwie will sich dieses Gefühl in mir nicht breit machen. Morgen wird Alec einen Tag mit Andrew verbringen und scheinbar ist das der einzige Gedanke, zu dem mein Hirn momentan in der Lage ist. Verzweifelt ziehe ich mir die Decke über den Kopf und schließe meine Augen. Vielleicht sieht morgen ja alles ganz anders aus.

Dieser Gedanke war natürlich rückblickend betrachtet am nächsten Morgen völliger humbug. Alles sieht nämlich noch genau so beschissen aus wie vorher, denn die Tatsache, dass Andrew in nur ein paar Stunden ein Date mit meinem Prince Charming haben wird, lässt Galle hochkommen. Leider ist er das auch nicht: mein Prince Charming. Er ist nur Prince Charming und den muss ich mir gerade nunmal teilen. Ich bin immer schon ein Kerl für nur eine Seele gewesen und genau das selbe erwarte ich eigentlich von meinem Partner, aber das ist hier eben nicht möglich und ich sollte wirklich aufhören Alexander in meinen Gedanken als meinen Partner zu betiteln.

Grummelnd quäle ich mich aus dem Bett und stelle mit Entsetzen fest, dass ich gestern Abend wohl tatsächlich mit meiner Kleidung eingeschlafen bin. Schwerfällig pelle ich mich aus der engen Lederhose und ziehe das jetzt völlig zerknitterte Oberteil aus, bevor ich in eine Badehose schlüpfe und ein einfaches blaues Top überwerfe. Innerhalb von wenigen Minuten habe ich auch die unschönen Make up Reste aus meinem Gesicht entfernt und bin grade dabei neues aufzutragen, als plötzlich Valentin hinter mir steht.

"Diese Schminke ist einfach nur hässlich. Welcher schwule Mann steht denn auf so etwas? Wenn ich Schminke wollen würde, könnte ich genau so gut eine Frau nehmen", flucht er sofort rum und ich starre ihn entgeistert an. "Auch wenn ich jetzt eventuell dein Weltbild zerstöre, aber Frauen definieren sich nicht nur über Schminke und nur weil ich ebenfalls Make up verwende, bin ich im Umkehrschluss noch lange keine Frau", brumme ich nur halbherzig, denn mit solchen Typen lohnt es sich erst garnicht eine richtige Diskussion anzufangen.

Mit sturen Menschen zu diskutieren, ist wie mit einer Taube Schach zu spielen. Egal wie gut du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als hätte sie gewonnen. Und Valentin ist eindeutig eine Taube. Genervt rolle ich also lediglich mit den Augen und führe meinen Lidstrich fort, ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Präzise ziehe ich die Linie und spüre kurz darauf einen stechenden Schmerz im Auge, der von der Kajalspitze herrührt.

Geschockt sehe ich mit dem anderen Auge Valentin an, der grinsend meinen Arm mit dem Stift in der Hand festhält. "Ups, das kann ja so schnell passieren. Vielleicht ist dir das eine Lehre Tussi!", mit diesen Worten fängt er an höhnisch zu lachen, was vom Geräusch eher einem Knurren gleicht, und verschwindet aus dem Bad. Völlig entsetzt sehe ich ihm nach und halte mir das Auge, dass jetzt unaufhörlich Tränenflüssigkeit absondert und anfängt zu brennen. Ist das gerade wirklich passiert? Fassungslos lehne ich mich gegen die Wand hinter mir und versuche vorsichtig das Auge zu öffnen.

Der Schmerz ist stechend und es brennt wie Feuer, aber mein Sehvermögen ist bis auf den Tränenschleier nicht eingeschränkt, was ich als gutes Zeichen ansehe. Trotzdem fühlt es sich an, als würde nach wie vor etwas mein Auge reizen und ich beuge mich über das Waschbecken, um es unter klarem Wasser auszuspülen. Schon oft durfte ich mir unschöne Kommentare anhören, doch meistens gebe ich nichts darauf. Die kommen sowieso von Menschen die sich von ihrer eigenen Unzufriedenheit ablenken wollen und deshalb das Leben anderer nieder machen.

Aber das gerade ist völlig neu und tatsächlich löst es in mir ein Gefühl aus, dass mich am liebsten zum weinen bringen würde, aber die Blöße will ich mir nicht geben. Trotzdem sitzt es tief, dass ich gerade dermaßen angegangen wurde und ganz Amerika diese Szene vermutlich auf ihren Fernsehern zu sehen bekommt. Das Wasser erzeugt leider genau den gegenteiligen Effekt und mein Auge fängt nur noch stärker an zu brennen.

Als ich wieder aufschaue muss ich mit erschrecken feststellen, dass ich jetzt nur noch verschwommen sehen kann und meine Lunge holt keuchend Luft. "Magnus?", höre ich eine vertraute Stimme und sehe erleichtert in Wills Gesicht, der jetzt dicht neben mir steht und mich am Arm berührt. "Was ist denn mit dir passiert?", die Frage verlässt nur als Keuchen seine Lippen und ich schließe das verletzte Auge, um es etwas zu schonen. "Valentin hat mich angestoßen während ich meinen Lidstrich gezogen habe", erkläre ich schnell meine Lage und Will sieht mich geschockt an.

"Dieses Arschloch. Lass mich mal sehen." Behutsam nimmt er meine Hand aus dem Gesicht, die ich schützend vor das Auge gehalten habe und ich öffne langsam die Augenlider. Sofort wird das Brennen wieder stärker und ich fange unkontrolliert an zu blinzeln, während weitere Tränenflüssigkeit aus meinem Augenwinkel läuft. Wahrscheinlich müssen wir ein seltsames Bild abgeben, wie er so nah vor mir steht und mit einem intensiven Blick in meine weit geöffneten Augen starrt, aber das könnte mir gerade nicht egaler sein.

"Es ist ziemlich gerötet", murmelt er dann leise und ich kann nur nicken. Das hatte ich mir schon gedacht. "Teilweise befinden sich schwarze Schlieren darin, aber ich denke die Tränenflussigkeit hat den Kanal größtenteils aufgelöst", redet er weiter und ich schließe wieder das Auge, denn die kühle Luft zieht unangenehm über die große Menge an Feuchtigkeit. "Ich will dich nicht beunruhigen, aber an deiner Stelle würde ich lieber einen Arzt aufsuchen. Gerade wenn es um das Auge geht wäre ich lieber doppelt vorsichtig als nachsichtig", sagt er dann und der kleine Clown in mir lacht doch tatsächlich in dieser Situation noch über die Ironie hinter dem Satz.

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