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Die Zeit verging schneller als es mir lieb war und nun warte ich draußen vor dem Tor, wo mich ein schwarzer Van jeden Moment abholen wird. Die nach wie vor warme Luft weht sanft um meinen Körper und schickt eine Gänsehaut meinen Nacken entlang. Gedankenverloren starre ich auf die tief stehende Sonne, die in der nächsten Stunde untergehen wird und dabei einen phänomenalen Sonnenuntergang erzeugt, den keine Kamera je so farbgetreu einfassen könnte. Die sanften Farben fließen in einander und tunken den Horizont in ein buntes Spektakel.

Es ist ganz anders als in New York. Hier sehe ich das Ende der Sonne, während sie in New York zwischen Häusern verschwindet. Aber hier kann ich ihren Weg verfolgen und sehe den Punkt an dem sie untergeht. Das letzte mal, dass ich mir den Sonnenuntergang so genau angesehen habe war mit Alec, weshalb ich mich jetzt gezwungen los reiße und erleichtert den Van sehe, der von Luke gefahren wird. Wenigstens etwas Gutes hat das Ganze.

"Magnus!", begrüßt er mich freudig und ich bringe es tatsächlich zustande ein Lächeln herbei zu zaubern, das nicht komplett falsch ist. "Hey Luke", begrüße ich ihn ebenfalls, auch wenn es eher wie ein Seufzen klingt. Scheinbar bringt mein Tonfall seine Alarmglocken zum läuten, denn während er los fährt höre ich auch schon seine Frage: "Was bedrückt dich? Freust du dich nicht auf dein Date?" Mit einem gequälten Lächeln sehe ich ihn an und schüttel leicht den Kopf. "Nicht unbedingt", flüster ich leise, wobei ich bewusst aus dem Fenster schaue, um seinem prüfenden Blick auszuweichen.

Natürlich spüre ich seinen Blick trotzdem auf mir weshalb ich kurzerhand die Augen schließe und leise seufze. "Ich dachte du und Alec wärt insgeheim schon das Traumpaar der Show", sagt er dann und bei diesen Worten fängt mein Herz an unausstehlich zu brennen. "Alec ist Prince Charming. Er kann eben nicht nur einen haben", murmel ich leise und hoffe, dass Luke nicht weiter auf das Thema eingehen wird, doch da habe ich mich wohl geirrt. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass Alec bereits gewählt hat", erklärt er dann und sofort muss ich an Sebastian denken. Vielleicht wird er es sein.

Der plötzliche Halt des Wagens lässt mich aufblicken und Luke sieht mich entschuldigend an. "Wir sind da", erklärt er ruhig und ich starre ungläubig auf die Terrasse, die bereits von hier aus ersichtlich ist. Wir befinden uns nicht bei Alecs Villa, was mich wenigstens etwas beruhigt, so bleibt der Gedanke an Sebastian wenigstens nicht ununterbrochen als ungebetener Gast dabei. Staunend betrachte ich die ganzen Kerzen aus dem Auto heraus und wie ein Magnet werde ich mal wieder von Alec angezogen, der mit dem Rücken zum Van an einer Brüstung steht und auf das kristallklare Wasser blickt, dass den Sonnenuntergang spiegelt.

Unschlüssig bleibe ich sitzen und betrachte ihn etwas, während ich die Zeichen des Kameramanns geflissentlich übersehe, der mich wohl dazu bringen will endlich auszusteigen. "Magnus?", höre ich Luke dann und reiße meinen Blick von Alec, um ihn anzusehen. "Es ist nur eine Show, aber Gefühle sind manchmal stärker als das", sagt er ruhig und nickt mit dem Kopf in Alecs Richtung, der nach wie vor dort wartet. Er sieht wie immer unglaublich gut aus. Er trägt ein blaues Sakko und eine perfekt sitzende weiße Hose. Diese Kombi hätte ich ihm gar nicht zugetraut und wenn ich ehrlich bin, spüre ich einen Hauch von Izzy an ihm.

Wieso muss er bloß so gut aussehen? Könnte er nicht wenigstens heute schlechter aussehen, wobei jedes Schlecht wäre bei ihm vermutlich noch heiß, und damit wären wir wieder beim Anfang. Einmal atme ich noch tief ein, bevor ich mich endlich überwinde und die Autotüre öffne. "Danke Luke", murmel ich noch, bevor ich aus dem Van steige und mit gestrafften Schultern auf Alec zu gehe. Die verschiedensten Emotionen schleichen über meinen Körper und das ganz ohne mein zutun. Wie immer kribbelt mein Körper und es zieht mich magisch zu ihm, während mein Verstand einen lauten Protest startet und mich dazu drängen will die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen.

Die einzeln verbleibenen Schmetterlinge schmachten ihn bereits an und fliegen wild umher, während sie immer wieder gegen die Leichen von toten Falten stoßen, die stumme Zeugen meines Herzschmerzes sind. Unschlüssig bleibe ich einen Meter von ihm entfernt stehen und betrachte ihn ausgiebig. Seine Haare sind wie immer wild durcheinander, eine Frisur die perfekt zu wildem hemmungslosen Sex passt. Seine breiten, muskulösen Schultern werden von dem weichen Sakkostoff umspielt und ich muss hart schlucken, denn er macht es mir wirklich schwer Abstand zu halten.

Seine Haut lädt dazu ein darüber zu fahren und am liebsten würde meine Hand die leichte Rundung seines Hinterns nach fahren, doch ich halte mich zurück und versuche mich auf etwas anderes zu konzentrieren. "Magnus", höre ich plötzlich meinen Namen als leises Raunen und bin augenblicklich hin und weg. Sein Blick geht mit einem sanften Lächeln schräg über seine Schulter nach hinten, wo ich gerade stehe und ihn verdattert anstarre. "Alec", flüster ich leise und stelle selbst fest wie unharmonisch sich die Kurzform seines Namebs anhört. Vermutlich ist das einer der Gründe wieso er einfach Alexander für mich geworden ist.

Die kleine Änderung seines Namens scheint ihm jedoch nicht entgangen zu sein, denn seine Stirn liegt nun leicht in Falten und unausgesprochene Fragen hängen in seinem Blick, die ich jedoch lieber nicht beantworten will. Immer noch streiten sich Herz und Verstand und mein Körper reagiert so wie er immer reagiert, während mein Kopf mir einfach zur Flucht rät. Wie angewurzelt bleibe ich an der gleichen Stelle stehen und beobachte ihn, wie er sich zu mir umdreht und einen Schritt auf mich zu macht. Seine Hand legt sich wie immer sanft an meine Wange und mein ganzer Körper spannt sich an, während er näher kommt.

Sein Blick sucht den meinen aber ich starre angespannt weg und spüre, wie sich sein Kopf nähert, um meine Lippen zu berühren, doch plötzlich ist die Wärme seiner Hand an meiner Wange verschwunden, und genau so seine Körperwärme. Verwundert starre ich ihn an, doch er ist bereits an dem hübsch gedeckten Tisch und mustert mich ebenfalls mit einem verwirrten Blick. "Wollen wir uns setzen?", fragt er leise und ich höre tatsächlich einen Hauch Unsicherheit in seiner Stimme, die die kleinen Schmetterlinge ihre Flügel noch schneller schlagen lässt und meinen Körper zum prickeln bringt.

Aber Sebastian ist und bleibt mein einziger Gedanke und damit verbunden die Tatsache, dass ich die Villa verlassen muss. Ihn so nah bei mir zu spüren und zu wissen, dass er erst gestern einen anderen im Bett hatte, tut unglaublich weh. Als Antwort nicke ich leicht und will gerade den Stuhl zurück ziehen, als Alec dies schon übernimmt und mit einem Lächeln, von dessen Echtheit ich zum ersten Mal nicht überzeugt bin, mir den Stuhl zurück rückt. Dankend setze ich mich und spüre für den Bruchteil einer Sekunde seine Finger, die sanft über meinen Arm streichen, doch dann sind sie auch wieder fort und das kribbeln an der Stelle wird mir nur noch bewusster.

Jede seiner Berührungen erzeugt eine Körperreaktion und führt mir vor Augen wie sehr ich ihn will. Noch nie habe ich so empfunden und das macht mir unglaubliche Angst. Aufkommende Tränen blinzel ich schnell weg, doch am liebsten würde ich mich in seine Arme werfen und seine sanften Berührungen genießen, während ich gleichzeitig ganz weit weg sein möchte, um all das zu vergessen. Trocken schlucke ich und fokussieren mich wieder auf Alec, der mich nach wie vor mustert und dabei die Stirn in falten legt. "Ist alles in Ordnung?", fragt er auch sofort und mein Atem stockt, denn nun wäre der Moment gekommen ihm genau zu sagen was ich empfinde und ich deshalb das Haus verlassen werde.

Prince Charming 👑💘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt