memories ¹

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Chapter One: Memories

Alarmiert lief Kim Ahri zur Haustür ihres riesigen, zweistöckigen Hauses und rief ein entnervtes "ich komme schon", als jemand draußen seit gefühlt einer Minute unaufhörlich klingelte und gewaltvoll an der Tür klopfte, als würde er jeden Moment ein Loch rein schlagen wollen würden.

Ihre schönen, dunkelbraunen Augen weiteten sich besorgt, als sie hinter der Tür ihr einziges Kind, Taehyung erblickte.
Der Junge sollte zu dem Zeitpunkt in der Schule im Geschichtsunterricht sitzen, doch stattdessen stand er völlig verweint im Türrahmen.

Seine großen Kulleraugen waren rot unterlaufen und es flossen unaufhörlich Tränen aus seinen dunklen Juwelen, als versteckte sich dahinter eine nie versiegende Wasserquelle.

Ein lautes Schluchzen entkam ihrem Sohn, ehe er weinend an seiner Mutter vorbeilief. Die Frau versuchte ihrem Sohn hinterher zu laufen, doch bevor sie ihn erwischte, lief er in sein Zimmer und schloss sich darin ein.

"Taehyung, Schätzchen mach auf!" Sie versuchte die Angst in ihrer Stimme zu verbergen und klopfte mehrmals an die weiß lackierte Tür.

"Ahri, was ist los?", mischte sich nun auch Taehyungs Vater mit ein, welcher mit seiner Acktentasche und Anzugsjacke auf dem Arm zu seiner Frau eilte. Er wollte sich auf dem Weg zur Arbeit machen, doch als er das besorgte Gesicht seiner Ehefrau sah, war die Arbeit vergessen.

Kim Ahri sah mit Tränen in den Augen zu ihrem besorgten Ehemann. "T-Taehyung, er hat sich eingeschlossen und- und hört nicht auf zu weinen."

Kim Daehyun verstand wieso seine Frau so besorgt um ihren Sohn war.
Das letzte mal, als sich Taehyung weinend in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, hat die dreiköpfige Familie den Abend im Krankenhaus verbracht.

Sie wollten nie wieder sehen, dass ihr Sohn dermaßen stark wie vor zwei Monaten litt.
In Angst, dass ihm etwas passieren könnte oder dass es ihm plötzlich wieder schlecht geht, musste stets einer bei dem Jungen bleiben.
Beide führten immer einen Schlüssel für die Zimmertür ihres Sohnes mit oder hatten es zumindest in unmittelbarer Nähe, falls sie es im Notfall gebrauchen könnten.

Sie verbrachten jeden Tag, jede Sekunde, mit der Angst, dass Taehyung etwas passieren kann.

Es hat fast zwei Monate gedauert bis es Taehyung so weit gut ging, dass er halbwegs wieder sein normales Leben führen und wieder in die Schule gehen konnte.

Dies war gerade mal zwei Wochen her und jetzt hatte sich der Junge erneut weinend in seinem Zimmer eingeschlossen.

Taehyung auf der anderen Seite der Tür ignorierte jedoch das Klopfen an seiner Tür, sowie die Worte seiner Eltern.

Er hatte seine Beine nah an seinem Körper heran gezogen und mit seinen Armen umschlungen. Seinen Kopf hatte er darauf gebettet und heftige Schluchzer ließen seinen zierlichen Körper immer wieder beben.

Es war nichts Neues, dass ihn die anderen in der Schule geärgert haben. Auch vor den Sommerferien ist dies des öfteren geschehen.

Taehyung stellte schließlich das perfekte Opfer dar.
Er war um einiges kleiner und schmächtiger als die andere Teenager in seinem Alter. Seine kleine Taille und die langen Beine verleihen ihm zudem etwas eher weibliches.
Auch war Taehyung mit seinen großen Rehaugen und der kleinen Stupsenase sehr hübsch, weswegen die anderen ihn oft als "Mädchen betitelten" und ihn auslachten.

Taehyung ging auf eine staatliche Schule und viele der Mitschüler ärgerten ihn damit, dass seine Eltern reich waren und angeblich keine Zeit für ihren Sohn hatten.

Dass Taehyung unfassbar sensibel war, half in dieser Situation dementsprechend kein Stück. Sie liebten es den kleinen, schwachen Jungen zu prozieren und zu sehen, wie sie ihm zum weinen brachten.

Zwar taten sie ihm nie physisch weh, da man dies einfacher beweisen konnte, doch manchmal taten Worte mehr weh als tausend Schläge.

Doch heute waren sie zu weit gegangen.

"Awwww was ist das denn? Etwa ein Bild der Mommy?", lachte einer der großgewachsenen Teenager und griff nach dem kleinen Foto, welches aus Taehungs Schließfach gefallen war.
Die anderen stiegen mit ein und er bückte sich zu Boden, um das Bild zu ergreifen bevor Taehyung es schnell aufheben konnte.

"Ist das etwa- dein Freund?"
Taehyungs Blut gefrier in seinen Adern, als er das letzte Wort hörte.
Plötzlich wusste er ganz genau, welches Bild das war und wen sie mit 'seinem Freund' meinten.

Taehyungs trübe Augen richteten sich auf Changwook und er sah, wie dieser das Bild mit einem amüsierten Blick musterte.

Es war so, als wäre Die Welt um den schmächtigen Jungen stehen geblieben, er nahm nicht mal wahr wie die anderen Jungs lachten und unter sich tuschelten.

Sein Blick war einzig auf Changwook und das kleine Bild gerichtet, während er fühlte wie sein Herz unfassbar stark schmerzte.

"Ich glaube das Bild brauchst du nicht, schließlich wird er dich eh bald verlassen"

Die Jugendlichen verfielen alle in schallendes Gelächter, doch Taehyung war alles andere, als in der Lage zu lachen, während er zusah wie Changwook das Bild in kleine Stücke zerriss, ehe er die Schnipsel in die Mülltonne beförderte.

Taehyung merkte gar nicht, wie ihm salzige Tränen über die Wangen flossen, bis er sich selber schluchzen hörte.

Changwook hatte Recht, er hatte Taehyung verlassen.

Weinend betrachtete Taehyung die kleinen Schnipsel und seinen Händen, während er bitterlich weiter weinte.

Nach so langer Zeit hatte er es endlich geschafft mit dem Vorfall, mit dem was in den Sommerferien geschehen war, klar zu kommen und war auf del besten Weg gewesen damit abzuschließen.
Doch der heutige Vorfall, Changwooks Worte haben all die Erinnerungen, die Taehyung vergessen wollte, wie ein Wirbelsturm heraufbefördert.

Immer wieder wiederholten sich die schmerzhaften Worte, die ihn fast zwei Monate lang geplagt hatten, in seinem Kopf.

"Geh mir aus den Augen, Taehyung"

"Ich möchte dich nie wieder in meinem Leben erblicken."

"Es gibt kein 'uns' mehr, Kim Taehyung. Es ist vorbei, du hast alles zerstört."

Der Jugendliche schlug sich die Hände auf die Ohren, in der Hoffnung die Worte, die sich wie eine Mantra immer weiter abspielten, würden endlich verstummen.
Er wollte, dass es aufhört.
Er wollte nie wieder daran denken müssen.

Hätte Taehyung bloß gewusst, dass er sich in baldiger Zukunft viel mehr damit rumschlagen muss.
Niemals hätte er damit gerechnet, Jeon Jungkook ein weiteres Mal begegnen zu müssen.

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