Nur wenige Schüler hatten sich dazu entschlossen im den Weihnachtsferien in Hogwarts zu bleiben. So kam es, dass sich schließlich auch die Rumtreiber zu ihren Familien nach Hause aufmachten. Auch Livs Mitbewohnerinnen waren völlig beschäftigt damit ihre Koffer zu packen. Ihnen dabei zuzusehen erfüllte sie jedoch mit einem riesigen Glücksgefühl. Der Gedanke daran, dass die drei endlich abhauen würden und Liv sie für kurze Zeit los war, verpasste ihr ein Dauergrinsen im Gesicht.
Die restlichen Kinder aus dem Waisenhaus entschieden sich ebenfalls über die Weihnachtsferien zurück zu fahren. Liv war die einzige, die in Hogwarts blieb. Sie hatte Mrs Wilson bereits einen Brief geschrieben, diese wusste also Bescheid.
,,Ich verstehe das nicht... Warum fahren denn alle nach Hause? Und warum haben wir überhaupt Ferien?" fragte Liv etwas verwirrt, als sie die Rumtreiber zum Eingangsportal begleitete. Alle vier hatten ihre Koffer in der Hand.
,,Es ist Weihnachten! Deswegen!" meinte James. Liv runzelte die Stirn.
,,Und was ist daran so besonders?" fragte sie nach.
,,Naja... Das ist ein großer Feiertag! Man dekoriert das Haus, backt Kekse, stellt einen Weihnachtsbaum ins Haus, es gibt Geschenke... Das volle Programm!" erklärte Peter ihr.
,,Ihr stellt euch einen Baum ins Haus? Wie bescheuert ist das denn..." schnaubte sie etwas belustigt. Die Rumtreiber verdrehten die Augen.
,,Das macht man eben so! Und man feiert mit der ganzen Familie! Deswegen gehen alle nach Hause." sagte Remus. Ein trüber Schleier legte sich auf Livs Augen.
,,Naja... Noch ein Grund mehr für mich, hier zu bleiben." seufzte sie. Die Rumtreiber warfen sich gegenseitig vielsagende Blicke zu.
,,Wir schreiben dir, falls wir zuhause etwas Nützliches über die Träne herausfinden!" wechselte Remus schnell das Thema. Sofort schlich sich wieder ein Schmunzeln auf ihr Gesicht.
,,Als ob ihr Lesen werdet, wenn ich nicht da bin, um euch zu zwingen..." scherzte sie.
,,Versprochen!" sagte James grinsend.
,,Ich schreibe euch auch! Ich hab' ja jetzt genug Zeit um zu recherchieren!" meinte Liv.
Die fünf waren schließlich am Eingangsportal angekommen, wo schon hunderte Schüler mit ihrem Gepäck standen.
,,Also gut... Wir sehen uns in zwei Wochen! Fröhliche Weihnachten, Liv!" verabschiedete sich Sirius von ihr.
,,Fröhliche Weihnachten!" erwiderte Liv lächelnd und schlug winkend wieder den Weg zurück zu ihrem Gemeinschaftsraum ein.
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Die erste Woche der Weihnachtsferien verging für Liv nur schleppend. Außer ihr waren noch ungefähr acht weitere Schüler in Hogwarts geblieben. Die vier großen Haustische in der großen Halle wurden entfernt und durch einen deutlich kleineren kreisrunden Tisch ersetzt, an dem sowohl die Lehrer als auch die Schüler aßen. Für Liv eine eher unangenehme Sache, da sie erstens nicht gerade beliebt bei den Lehrern von Hogwarts war und zweitens, weil sie praktisch die ganze Zeit von Professor Connor angestarrt wurde.
Diesem ging sie so gut es ging aus dem Weg. Sie verbrachte die meiste Zeit in ihrem Gemeinschaftsraum und las. Hin und wieder ging sie in die Bibliothek, um sich neue Bücher auszuleihen. Allerdings verging jeder Tag nur ganz langsam...
Liv kam es absurd vor. Eigentlich lebte sie ja jetzt gerade genau so, wie sie es getan hatte, bevor sie begonnen hatte mit den Rumtreibern zusammen zu arbeiten. Jetzt war bereits eine Woche vergangen, ohne irgendeinen blöden Spruch von James oder jegliche Zankereien mit Sirius. Kein neuer Vorschlag von Peter, der sie fast in die Luft jagte oder in den Krankenflügel beförderte... Und auch keine aufmunternden Worte von Remus. Um sie herum war es einfach... still.
,,Miss Roberts!" wurde sie plötzlich von einer Stimme hinter ihr aus den Gedanken gerissen, als sie mal wieder zwischen den Regalen der Bibliothek stand. Liv zuckte erschrocken zusammen und ließ fast das Buch fallen, welches sie in der Hand gehalten hatte. Sie wirbelte sofort herum und starrte in ein Paar große, stechende Augen, die hinter der großen, runden Brille noch um ein Vielfaches größer aussahen.
,,Professor Connor!" platzte es überrascht aus Liv heraus, als sie ihren Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste hinter sich stehen sah.
,,Verzeihung, ich wollte sie nicht erschrecken." murmelte er und rückte seine Brille gerade.
,,Schon... Schon in Ordnung..." stammelte sie und drückte das Buch näher an sich. Connors Augen huschten für den Bruchteil einer Sekunde hinunter zum Bucheinband.
,,Was lesen sie denn da?" fragte er neugierig.
,,Oh... Ähm..." stammelte Liv vor sich hin und blickte zu dem Buch hinunter.
,,Die... Die mächtigsten Gefängnisszauber in der Geschichte der Zauberei." las sie den Titel vor. Connor nickte langsam.
,,Sehr interessant... Außerordentlich interessant..." murmelte er vor sich hin. Liv antwortete nicht, sondern nickte nur.
,,Würden sie mich bitte in mein Büro begleiten?" bat er seine Schülerin schließlich. Liv schluckte etwas nervös.
,,Eigentlich müsste ich wirklich-..."
,,Was immer sie auch gerade tun, sie werden es auch morgen tun können! Kommen sie bitte mit!" forderte er sie abermals auf. Er machte ohne zu zögern auf dem Absatz kehrt und machte sich auf den Weg. Liv folgte ihm zögernd.
Sie schritt ihm langsam hinterher, das Buch noch immer fest umklammert. Er ging mit zügigen Schritten voran, bis er bei der Tür zu seinem Büro ankam. Er öffnete sie schwungvoll und hielt sie Liv höflich auf. Unsicher betrat sie das stickige, in dunkles Licht gehüllte Zimmer mit dem unordentlichen Schreibtisch.
Sie zuckte leicht zusammen, als Connor die Tür mit einem Ruck wieder zuschlug. Das Licht, welches durchgeschienen hatte, verschwand im selben Moment. Nun wurde das Büro einzig und allein durch die matten Lichtstrahlen erhellt, die durch die Gardinen des Fensters schienen.
,,Also, Miss Roberts..." begann Professor Connor ging mit zügigen Schritten zu seinem Schreibtisch hinüber, um sich zu setzen. Liv blieb eingeschüchtert in der Mitte des Raumes stehen.
,,Wie sie sich bestimmt erinnern können, hatten wir das Vergnügen, uns auf dem Schulball zu begegnen." sagte er und verschränkte seine Finger ineinander. Liv nickte zögernd.
,,Ja... Sie wollten noch über den Gebetsstein reden." murmelte sie und starrte dabei den Honigmelonen-großen Stein auf Connors Schreibtisch an. Er nickte langsam.
,,In der Tat... in der Tat..." säuselte er vor sich hin.
,,Aber wissen sie... Das ist bei Weitem noch nicht alles, was ich mit ihnen besprechen wollte."
Livs Kehle wurde schlagartig staubtrocken. Sie drückte ihr Buch enger an sich und starrte ihren Professor nervös an.
,,Ich rede nicht lange um den heißen Brei herum... Es ist an der Zeit, dass wir beide uns unterhalten!"
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Tear of the Ocean (HP/Rumtreiber FF)
Fanfiction,,Sie haben Angst vor mir... Sie haben mich verstoßen und mich in diesen jämmerlichen Körper eingesperrt!" -------------------------- Die Wellen des Ozeans verbergen tausende Geheimnisse... Wo zugleich atemberaubende Wunder beherbergt sind, schlumme...