30. Kapitel

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Ein plötzlicher Tritt, der mich genau in die Seite traf, riss mich unangenehm aus dem Schlaf und brachte mich dazu meine Augen zu öffnen. Verwirrt strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und probierte in der Dunkelheit etwas zu erkennen.

„Angelo?", fragte ich vorsichtig und blinzelte etwas. Hatte er mich etwa getreten? Es musste doch so sein, schließlich war er die einzige Person mit der ich gestern Abend in meinem Bett eingeschlafen war. 

Langsam setzte ich mich etwas auf und bemerkte dabei, dass Angelo ebenfalls längst wach war. „Angelo?", fragte ich abermals, erhielt darauf jedoch keine Antwort. Vorsichtig rückte ich auf dem Bett etwas zu ihm heran und legte meine Hand aus seine Schulter.

Diese war glühend heiß, weswegen ich besorgt die Stirn in Falten legte. „Angelo?", murmelte ich nun ein drittes Mal und beugte mich zu ihm vor, wobei mir auffiel wie stark sich seine Brust hob und senkte. 

„Ist alles okay?"

„Es war nur ein Albtraum", konnte ich ihn darauf leise antworten hören und spürte, wie seine Augen auf meine trafen. Ich biss mir etwas auf die Lippe, aber nickte anschließend nur stumm. „Ist es wegen der Schule morgen?", hakte ich vorsichtig nach, nachdem mein Blick sich auf die Uhr an meiner Zimmerwand gelegen hatte, die mittlerweile halb zwei anzeigte.

„Nein", hörte ich darauf seine tiefe Stimme. „Es war wegen der Cosa Nostra, aber ist halb so schlimm. Es war nur ein Traum"

Wieder seufzte ich auf und betrachtete ihn besorgt. Ich hatte in den letzten Wochen gut mitbekommen, wie unangenehm solche Träume sein konnten und wollte eigentlich gar nicht wissen wie schlimm sie bei Angelo sein mussten. Schließlich war die Gefangenschaft bei der Cosa Nostra auch nicht gerade ein Zuckerschlecken gewesen. 

„Kylie, mir geht es wirklich gut. Es war nur ein Traum", murmelte er, nachdem ich meinen besorgten Blick immer noch nicht von ihm herunternahm. „Wirklich mir geht es gut. Du kannst dich wieder hinlegen. Es war nur ein Traum mehr nicht"

Nervös biss ich mir einmal auf die Lippe, aber nickte anschließend nur. Zwar war es immer noch dunkel im Zimmer, aber durch das schwache Licht der Straßen, was durch die Jalousien hereinschien, konnte ich trotzdem die Schweißperlen auf seiner Stirn ausmachen, die sich dort gebildet hatten. 

Langsam legte ich mich wieder hin und spürte, wie Angelo etwas die Decke über uns beide zog und seinen Arm um mich legte, sodass ich mich etwas bei ihm ankuscheln konnte. 

„Mach dir keine Sorgen", vernahm ich ihn darauf nur an meinem Ohr und spürt, wie sein warmer Atem dieses streifte. „In ein paar Tagen sind die Alpträume bestimmt weg. Ich muss mich einfach nur noch etwas an die Situation gewöhnen"

„Okay", murmelte ich leise als Antwort, auch wenn ich ihm nicht wirklich glauben wollte oder besser gesagt schenken konnte. Aber was sollte ich dagegen tun? Schließlich konnte ich nicht von heute auf morgen diese Alpträume weghexen und darüber reden wollte er anscheinend auch nicht so gerne. 

Ich ließ langsam die Luft aus meinen Lungen entweichen und probierte die Augen wieder etwas zu schließen. Schlaf würde mir jetzt ganzsicherlich gut tun. Insbesondere, da wir morgen Schule hatten und Angelo nach ungefähr einem Monat dort wieder auftauchte. 

Bestimmt konnten wir uns alle deswegen noch auf Fragen und komische Blicke von Schülern als auch Lehrern einstellen.






„Hast du alles?", fragte ich und ließ mich auf den Beifahrersitz von meinem Wagen sinken, wohingegen Angelo am Steuer Platz nahm. Seit der gestrigen Nacht hatten wir beide nicht nochmal ein Wort über die Alpträume gewechselt, sondern uns nur stumm fertig gemacht und das Frühstück verspeist.

Nun saßen wir beide in meinem  Auto, da Angelo sein Eigenes noch bei sich zu Hause hatte. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie er einmal nickte und anschließend den Zündschlüssel in das Zündschloss steckte, worauf der Motor einmal aufheulte und das Auto auch schon von unsere Einfahrt herunterrollte.

Nachdenklich betrachtete ich nur die Straßen, die an uns vorbeizogen sowie fing an die gelben Taxis zu zählen, welche uns ab und zu überholten.

„Kylie?", hörte ich Angelo irgendwann fragen, als der Wagen an einer roten Ampel hielt, worauf ich nur den Kopf von der Fensterscheibe nahm und kurz darauf in seine schwarzen Augen schauen durfte. „Ja?", murmelte ich nur nachdenklich.

„Du bist schon den ganzen Morgen so ruhig. Was ist los?"

Ich seufzte einmal auf und richtete meinen Blick wieder aus der Windschutzscheibe, bevor ich anfing zu reden.

„Ich hab einfach nur Angst, dass das mit den Alpträumen schlimmer werden konnte"

Nun seufzte auch Angelo etwas auf, bevor ich bemerkte, wie er etwas auf das Gaspedal trat, sodass der Wagen langsam ins Rollen kam. „Es wird nicht schlimmer, dass verspreche ich dir. Außerdem war es auch nur diese Nacht. Heißt ja nicht, dass es immer so sein wird. Mein Gehirn muss das Ganze einfach etwas verdauen, mehr nicht"

„Ich weiß, dass hattest du mir auch schon gestern Nacht gesagt, aber ich mach mir halt einfach nur Sorgen", entgegnete ich und lehnte mich etwas in dem Autositz zurück, bevor ich anfing nervös meine Finger zu kneten.

„Ich denke wir sollten uns etwas ablenken. Hast du Lust auf einen Kaffee bei Starbucks vor der Schule", hörte ich ihn fragen, worauf sich aber nur meine Augen aufrissen, als mir der Gedanke an den Morgen in den Sinn kam, wo ich mir den Kaffeebecher über mein komplettes Shirt gekippt hatte.

„Lieber nicht", entfuhr es mir, worauf ich einen verwirrten Blick von Angelo erhielt. „Du musst ja noch komischer, als ich geschlafen haben, wenn du sogar Kaffee ablehnst", hörte ich ihn murmeln und merkte, wie mir ein kleines Schmunzeln über die Lippen schlich. 

„Nein, keine Sorge ich bin schon nicht krank, falls du darauf anspielen wolltest. Ich will einfach nur unnötige Unfälle mit einem heißen Kaffeebecher im Auto vermeiden"

Verwundert zog Angelo die Augenbrauen hoch und musterte mich etwas von der Seite bis er gecheckt hatte, worauf ich anspielte und sich auf seinen Lippen ebenfalls ein kleines Lächeln bildete. 

„So dumm bist auch echt nur du", vernahm ich ihn die ganze Sache auch schon kommentieren und schaute ihm dabei zu, wie er den Blinker setzte, sodass wie im nächsten Moment auch schon abbogen.

„Hey!", entfuhr es mir darauf nur empört. „Dir ist das bestimmt auch schon mal passiert. Außerdem war ich in Eile und hatte Stress"

„Das habt ihr Mädchen gefühlt jeden Morgen, also rede dich hier nicht so schön raus"

„Konzentriere du dich lieber auf die Straße sonst bauen wir gleich noch einen Unfall und dieser wird weit aus mehr Schäden hinterlassen als ein Kaffee", entgegnete ich und nickte einmal mit dem Kinn in Richtung Windschutzscheibe, worauf Angelo seinen Blick wieder dorthin richtete.

„Außerdem bin ich auch gezwungen dir die Schlüssel für den Wagen zu entnehmen, wenn du auch nur einen Kratzer reinfährst", fügte ich noch hinzu, worauf sein Blick abermals leicht zu mir schwenkte, anstatt auf der Straße zu verweilen.

„Und pass du lieber auf, dass du den Fahrer nicht zu sehr ablenkst, sonst wird der Wagen nicht nur einen Kratzer haben"

Ich rollte nur einmal mit den Augen, aber musste trotzdem leicht schmunzeln. Anschließend legte ich auch schon meine Hand an seine Wange und drehte seinen Kopf so, dass er seine Augen wieder auf die Straße richten musste. 

„Nur zur unserer Sicherheit. Du kannst ja trotzdem noch weiter mit mir diskutieren"

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Dieses Szene mag ich irgendwie am liebsten
Obwohl es gibt bestimmt noch tausend andere hahaha kleiner Flashback
Diese Szene beim Schwimmunterricht in Teil 1 mag ich auch ziemlich

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt