19. Kapitel

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Angelos POV

Angespannt lehnte ich mich in dem Sessel zurück in den man mich gesetzt hatte.
Der Flug war anstrengender, als ich gedacht hatte. Insbesondere, da ich die ganze Zeit über diese lästigen Handschellen tragen mussten, die nur so ins Fleisch schnitten, dass man dachte man befinde sich beim Metzger.

Wahrscheinlich würde ich ziemlich dunkle Narben davontragen, wenn die Dinger endlich ab waren, aber meine Arme waren mittlerweile schon übersäht mit Kratzern, also würden die zwei dunkle Ringe an meinen Handgelenken mir nun auch nichts mehr ausmachen.

Trotzdem konnte aber nichts den Schmerz wegmachen auch wenn man eigentlich meinen müssten, dass meine Hände bereits taub waren, aber leider waren sie das immer noch nicht, sodass der Schmerz von Minute zu Minute schlimmer wurde.

Angespannt biss ich mir einmal auf die Zunge, aber es half nichts.

Zudem hatte ich auch noch keine Ahnung, wo genau ich mich befand.
Das Einzige, was ich wusste, dass wir uns schon lange nicht mehr auf italienischen Boden befanden sondern auf dem der United States.

Zwar hoffte ich immer noch sehr, dass wir wieder in New York waren, aber langsam schwanden auch immer mehr die Hoffnungen.
Ich saß nun schon eine ziemlich lange Zeit in diesem Raum.
Er besaß keine Fenster, sondern nur einen Sessel sowie einen kleinen Tisch mit einer Lampe, die etwas Licht spendete.

Ab und zu kamen Wache  herein und brachten einem das Essen, was nur leider ziemlich schwer zu verspeisen war mit den Handschellen, die ich an meinen Händen trug, aber auch da hatte ich mir mittlerweile einen Trick ausgedacht.

Nachdem sie uns aus der Zelle in Italien geholt hatten, wurde Russo von mir weggezerrt.
Seitdem hatte ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen genau wie Francesco.

Aber der war schon früher von uns gegangen und das wahrscheinlich wirklich.
Denn die Schüsse, welche wir an dem damaligen Tag gehört hatten, waren bestimmt nicht einfach so erklungen.

Im nächsten Moment ertönte ein Knarzen, worauf ich nur langsam den Kopf hob und mein Blick auf einen Jungen fiel, der vor mir stand.
Er war gut gebaut und besaß braunes gekräuseltes Haar, was ihm etwas ins Gesicht hing

Trotzdem entgingen mir nicht die grünen Pupillen, die unter dem lockigen Haar hervorstachen und mich beinahe erdolchten.

„Angelo, Angelo, Angelo", konnte ich ihn murmeln hören und sehen wie sich ein gehässiges Grinsen aus seine Lippen legte.
„Stefano! Nicht zu lange und nicht zu viele Details, sonst köpft dich der Chef"

„Keine Sorge", entgegnete der Junge, der anscheinend Stefano hieß nur und wandte sich etwas zur Tür, die einen Spalt offen stand.

„Ich pass schon auf"

„Stefano also", murmelte ich nachdenklich und musterte den Jungen weiter, wobei ich meinen Blick aber leicht gedeckt hielt.
Mein Gesicht war wahrscheinlich voll mit Schrammen und meine Augenringe konnten auch nicht blauer sein.
Jeder normalen Person würde ich wahrscheinlich einen riesigen Schrecken einjagen oder einen Schauer, der kalt über den Rücken floss.

Bei Stefano war es nicht anders, denn im nächsten Moment konnte ich in seinen Augen eine leichte Mischung aus Angst sehen, aber er hatte sich schnell wieder aufgerichtet und den ernsten Blick aufgelegt, denn man als Mafiosi beherrschen musste.

„Du würdest bestimmt gerne wissen wo wir sind, hab ich nicht Recht", ertönte seine Stimme, die ich jetzt schon anstrengend fand.
„Würdest du es mir denn sagen oder hast du jetzt nur Lust mit mir zu quatschen?", entgegnete ich darauf, wobei man deutlich den arroganten Unterton in meiner Stimme heraushören konnte.

„Werde hier mal nicht so vorlaut. Immer hin bin ich nicht derjenige hier, der festgekettet und völlig hilflos ist", entgegnete er nur und musterte mich weiter mit diesem komischen Grinsen.

„Und was willst du machen? Deine Kollegen haben mir bereits schon so viele Narben verpasst, da werden deine keinen Unterschied mehr machen und wahrscheinlich auch nicht sichtbar sein"

„Ach nein...", konnte ich Stefano verwundert sagen hören, wobei aber selbst ein Kleinkind gemerkt hätte, dass dies gespielt war.

„Ich glaube ich kenn da aber jemand anderen oder sollte ich lieber sagen jemand anderes bei der so ein paar Narben ganz hübsch aussehen würden"

Anspannt kniff ich die Augen zusammen und biss mir einmal auf die Zunge.
Nun musste ich wirklich aufpassen, was ich sagte.
Zwar wusste die anderen Mafiosi sowie wie Stefano wahrscheinlich wie viel mir Kylie bedeutete, aber ich musste ihnen ja nicht noch die Bestätigung durch mein Verhalten geben.

„Das Einzige, was wir wollen, sind die Informationen. Dann wird ihr nichts passieren"

Wieder antwortete ich nicht, sondern starrte Stefano nur an.
Wenn ich diese lästigen Handschellen nicht an meinen Händen hätte, würde er jetzt schon bewusstlos in der Ecke liegen.

„Wie wäre es damit ich stell dir jetzt mal eine Frage", schlug er auch schon vor und hockte sich vor mir hin, sodass wir auf der selben Augenhöhe waren.

„Wir bringen dir dein Püppchen hierher, aber dafür wirst du reden. Sonst wird das nicht nur ihr erster Ausflug, sondern auch ihr Letzter"

Wieder antwortete ich nicht.
Mir war es lieber sie würden Kylie aus der ganzen Sache raus- und unversehrt lassen.
Dafür würde ich auch einigermaßen einverstanden damit sein sie nie wiederzusehen.
Hauptsache sie war in Sicherheit.

„Keine Antwort, ist auch eine Antwort. Ich glaube, da müssen wir ihr demnächst mal einen Besuch abstatten. Gesehen hab ich sie ja schon mal und ich kann sagen die Kleine hat Feuer unterm Hintern..."

Weiter kam er jedoch nicht mit sprechen, denn da war ich von dem Sessel aufgesprungen und hatte mich auf ihn gestürzt.
Zu seinem Pech hatten sie mich nämlich nicht mit den Knöcheln an die Stuhlbeine gefesselt.

Zudem musste sich Stefano dummerweise auch noch vor mir hinhocken, weswegen ich jetzt erst Recht eine bessere Chance hatte mich auf ihn zu stürzen.
Ich verpasste ihm ein paar Tritte und drückte ihn anschließend mit meinem Fuß auf den Boden, sodass man schon meinte die Knochen brechen zu hören.

„Du", knurrte ich aggressiv und legte noch mehr Gewicht mein Bein, worauf er aufschrie.
„Wirst dich von ihr fern halten. Nicht auch nur einer deiner dreckigen Finger wird sie jemals anfassen, verstanden! Sonst wird dein Herz nicht mehr lange schlagen und du weißt, dass ich zu vielem in Stande bin, auch wenn mir die Hände gebunden sind"

Dabei rasselte ich etwa mit den Handschellen, worauf Stefanos Gesichtsausdruck nur noch weißer wurde.

Anschließend nahm ich meinen Fuß von ihm herunter, jedoch hätte das auch jemand anderes für mich übernommen, denn im nächsten Moment wurde ich von mehreren Mafiosi gepackt, die mich zurück in den Stuhl drückten und dieses Mal auch meine Füße fest ketteten.

Zwei Minuten später herrschte auch schon Stille im Raum und ich durfte wieder auf die dunkle Tür starren aus der alle verschwunden waren.

Wenigstens wusste ich jetzt, dass ich mich in New York befand.
Nur hoffentlich wussten Kylie und meine Familie das auch, denn die Art wie sie mich hierher geschmuggelt hatten, konnte man fast oder gar nicht nicht mehr als würdig ansehen.

Zumindest konnte ich jetzt auf meiner To-Di-Liste die Fahrt im Frachtraum eines Flugzeuges mit Sitzplatz in einem Koffer, als abgehakt ankreuzen.

~ • ~
Ich glaube bald wird es so weit sein oder der Spieß dreht sich nochmal um...;-)

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt