Positano | ✓

56. Kapitel

Angespannt betrachtete ich meinen Vater dabei, wie er mit einem Telefon an dem Tisch lehnte und immer wieder in einem nuschelnden Ton in dieses hineinredete. Irgendwie hatte ich so eine böse Vorahnung, dass es bei seinem Gespräch um die Cosa Nostra ging und wenn ich etwas darüber erfahren konnte, dann würde ich auch gerne noch weitere Stunden auf der Couch sitzen und ihn anstarren.

Gestern Nachmittag hatte mich Angelo wieder bei mir zu Hause abgesetzt. Dann hatte ich mir erstmal ziemlich viel zu Essen gemacht, bevor mich es erneut ins Bett verschlagen hatte zusammen mit meinem Laptop der Netflix geöffnet hatte. Etwas Ablenkung hatte mir ganz gut getan. Trotzdem waren die Sorgen, was wir nun mache würden immer noch nicht verschwunden.
Glücklicherweise hatte Scarlett angekündigt, dass sie mich besuchen wollte, wobei ich jedoch keine genau Ahnung hatte, wann sie kommen wollte.

Stattdessen saß ich nun seit neun Uhr auf der Couch zusammen mit meiner Müsli Schüssel, welche ich alle zwei Stunden wieder aufgefüllt hatte. Man hätte echt meinen können, dass dies heute mein Hauptmahlzeit war.
Mein Vater dagegen war immer wieder durch das Haus getigert zusammen mit seinem Telefon in der Hand, wobei er auch ab und zu mal mit seinem Wagen verschwunden war und spätestens nach einer halben Stunde wieder auftauchte.

Bestimmt war er ins Büro gefahren, da er in dem ganzen Stress wahrscheinlich irgendwelche Sachen dort liegen gelassen hatte und diese nun alle einzelne holte.
Sobald es unsere Türklingeln auch nur einen einzigen Ton von sich abgab, war ich aufgesprungen und zu Haustür gerast. Beim ersten Mal war es jedoch nur der Postbote gewesen, der mir mit einem mürrischen Blick ein Paket in die Hand gedrückt hatte, was an Aiden adressiert war.
Beim zweiten Mal durfte ich dann in die braunen Augen von Eira schauen, die mich erschrocken anblickten, sobald ich die Haustür aufgerissen hatte.

„Kylie!", war es ihr nur keuchend entwichen, wobei sie ein paar Schritte zurück gemacht hatte. „Oh Entschuldigung" murmelte ich nur und machte etwas Platz, sodass sie ins Haus kommen konnte „Ich dachte du wärst Scarlett"
„Ne, leider nicht. Hab nur meinen Schlüssel vergessen und Aiden geht ja mal wieder nicht an sein Telefon", murmelte sie, wobei sie sich den dicken Wintermantel von den Armen streifte und diesen an der Garderobe aufging.

„Liegt wahrscheinlich daran, dass er oben in seinem Zimmer ist und zockt. Da sind die ja quasi unansprechbar"
Leicht schmunzelnd nickte Eira, bevor sie sich die Schuhe auszog.
„Bestimmt"
„Warst du bei Selina?", fragte ich auch schon weiter, als ich sehen konnte, wie sie einen Stapel Babyklamotten aus der Tasche holte, die sie dabei hatte.

„Ja, meine Tante aus Capri hatte mir ein paar Klamotten geschickt, die ihren Kindern zu klein waren und wir sind gemeinsam den Stapel durchgegangen"
„Ahh...", murmelte ich und musterte den Haufen, denn sie nun wieder in dem Beutel verstaute. „Wobei ich mir aber vorstellen kann, dass sie der Kleinen auch relativ schnell zu klein werden, wenn sie erstmal auf der Welt ist"

Das laute Klingeln der Haustür riss uns jedoch aus dem Gespräch, worauf Eira nur etwas zusammenzuckte und ich mich schnell wieder der Türe wandte. „Ich geh dann mal hoch", konnte ich sie noch vernehmen, bevor ich die Klinke der Tür ergriff und sie aufgerissen hatte, sodass ich nun in das Gesicht von Scarlett schauen durfte. Deren Augen wanderten nur für ein paar Sekunden über mich, bevor sie mich auch schon in ihre Arme gerissen hatte.
„Gott sei Dank ist euch nichts passiert", konnte ich sie murmeln hören, bevor sie mich wieder freigab.

„Du musst mir unbedingt alles erzählen. Ich will alles wissen und dabei darf kein Detail erspart bleiben", schob sie anschließend auch schon hinterher, bevor sie ins Haus kam und sich genau wie Eira den Mantel von den Armen strich. „Keine Sorge, ich hatte auch nichts anderes vor", murmelte ich während wir den Flur durchquerten und anschließend die Treppen hoch stürmten zu meinem Zimmer. Dabei konnte Scarlett es sich nicht verkneifen immer mehr Fragen zu stellen.