Positano | ✓

42. Kapitel

„Und vergiss nicht, dass du deine Sache packen musst. In vier Tagen fahren wir, kapiert!", plapperte meine Mutter während ich probierte mein Geschirr irgendwie in die Spülmaschine zu quetschen. „Mum!", fuhr ich sie etwas gestresst an, wobei meine Finger immer noch damit beschäftigt waren irgendwie meine Schüssel in die Maschine zu bekommen.

„Ich schreib in zwanzig Minuten Klausur und bin total im Stress, also könntest du mich vielleicht bitte erst nachher anmeckern?"

Es waren ein paar Tage vergangen in den ich es wirklich geschafft hatte mich auf den Hosenboden zu setzten und zu lernen. Dafür aber war ich aber am Tag der Klausur, also heute viel zu spät aufgestanden, da ich noch bis in die Nacht den Stoff in mein Gehirn geprügelt hatte.

Meine Mutter dagegen interessierte dies nicht wirklich, stattdessen textete sie mich seitdem ich unten in der Küche aufgeschlagen war damit zu, dass ich doch meine Sachen für unseren Urlaub packen sollte, obwohl dieser ja erst in vier Tagen beginnen sollte.

Und meiner Meinung nach reichten vier Tage locker aus, um meinen Kleiderschrank zu durchforsten und alles in einen Koffer zu hauen. Mein Mutter sah dies aber anscheinend etwas anders, denn auch meine Brüder hatte sie schon mit dem Thema genervt, wobei Aiden eigentlich nur noch mehr seinen Senf dazugegeben und die Liste mit den Dingen, die wir mitnehmen wollte noch mehr erweitert hatte.

Mein Vater dagegen war die letzten Tage total entspannt gewesen, was sichtlich verwunderlich war. Aber wahrscheinlich gab es einfach keine schlechten Nachrichten von der Mafia oder unseren Männern, welche die übrig gebliebenen Teile der Cosa Nostra im Auge behalten sollten.

Insgeheim hatte ich über die letzten Tage ziemlich gehofft, dass es noch irgendwelche Nachrichten geben würde, dass wir doch nicht fahren konnten, aber dies war nicht der Fall gewesen, leider.

Den irgendwie verfolgte mich das Gefühl, dass doch etwas passieren konnte immer mehr. Schließlich setzten wir uns genau auf den Präsentierteller und ob das sinnvoll wäre, war wirklich fragwürdig.

Angelo hatte die letzten Tage außerdem auch wieder ziemlich abwesend gewirkt. Wahrscheinlich überlegte er sich die Sache mit dem Urlaub auch noch mal genauer und war bestimmt auch nicht mehr so gespannt darauf wie am Anfang.

„Und vergiss nicht mir auch noch deine Wäsche herunterzugeben, damit ich sie waschen kann, sonst hast du nichts zum Anziehen, wenn wir dort sind", riss mich meine Mutter aus den Gedanken, worauf ich etwas zusammenzuckte.

„Mach ich, aber ich muss jetzt wirklich los", murmelte ich als Antwort, bevor ich mich auf dem Absatz umdrehte und aus der Küche hechtete. Ich hatte noch fünfzehn Minuten, um mich mit meinem Auto durch den vollen Verkehr zu schlängeln, die Treppen in der Schule hoch zu sprinten und in der Aula auf einen freien Platz zu setzten.

So schnell ich konnte, sprintete ich durch das Haus und streifte mir derweil meinen Mantel über. Anschließend stürmte ich aus der Tür, wobei ich aber die Stimme meiner Mutter ignorierte, die mir noch irgendwas hinterherrief. Die Wäsche konnte ich schließlich auch noch nachher aufhängen oder runter in den Keller bringen, was auch immer sie gerade von mir wollte.

Sobald ich meinen Wagen erreicht hatte, riss ich die Tür auf und ließ mich auf den Fahrersitz fallen, sodass ich das Auto wenige Sekunden später auch schon starten konnte. Anschließend sauste ich von unserem Grundstückt und düste die Straße herunter. Zu meinem Pech aber musste ich genau heute ziemlich in den Stau geraten, was mich nur noch mehr dazu brachte nervös mit den Fingern auf meinem Lenkrad herum zu tippen und ab und zu meinen Blick von dem Wagen vor mir zu nehmen und ihn auf die Uhr zu richten.

Gefühlt erst nach zehn Minuten trat der Fahrer vor mir auf das Gaspedal, was mir erleichtert aufatmen ließ. Ich hatte noch insgesamt fünf Minuten, um zur Schule zu kommen und noch nicht mal die Hälfte des Weges erreicht.