78. Kapitel

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Die restlichen Tage bis wir nach Positao fliegen wollten, hatte ich auch überwiegend bei Angelo verbracht. Meine Eltern hatten nichts dagegen gehabt, sondern unterstützen die ganze Sache sogar noch mehr.
Der Flug nach Positano war zwar nicht der angenehmste gewesen, aber dafür war der Jetlag nicht so schlimm wie ich gedacht hatte. Trotzdem überkam mich die Müdigkeit als wir in dem Haus ankamen, wo wir die nächsten Tage bleiben würden, sodass ich es mir nicht nehmen konnte mich für ein kurzes Schläfchen auf das große Ehenbett zu legen, dass Angelo und ich uns teilten.

Wach wurde ich erst wieder durch einen Windstoß, der durch das Zimmer fegte und meine Haut dazu brachte sich in Gänsehaut zu verwandeln.
Anscheinend hatte Angelo die Balkontür offen gelassen. Aber wo war dieser überhaupt? Im Zimmer befand er sich nämlich nicht mehr.
Etwas verwundert setzte ich mich auf dem Bett auf und schaute umher, aber ich war die einzige Person, die sich im Raum befand.

Langsam kletterte ich von dem hohen und ziemlich gemütlichen Bett herunter und quetschte mich durch die Balkontür auf den kleinen Balkon von dem man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt Positano und das Meer hatte, was von einem rosaroten Sonnenuntergang geziert wurde.
Bei dieser Schönheit, die die Stadt von sich gab konnte man eigentlich gar nicht verstehen, warum Angelo diesen Ort nicht mochte. Aber klar er hatte hier andere Dinge erlebt als ich und jetzt wurde auch noch seine Mutter hier beerdigt.

„Ist es schlimm, dass wir hier sind?", konnte ich auf einmal eine dunkle Stimme hören, worauf ich mich etwas verwundert umschaute. Es war Giorgio, der da gesprochen hatte, aber komischerweise konnte ich ihn nirgends entdecken.
Vorsichtig lugte ich etwas über das Gitter des Balkon, das mit Blumen geschmückt war und konnte Angelo und Giorgio unten auf der Terrasse des Hauses sitzen sehen.
Sie hatten beide ihren Blick aufs Meer gerichtet und redeten leise miteinander.

Jedoch nicht so leise, denn ich konnte sie immer noch von hier oben verstehen.
„Es geht", vernahm man Angelo murmeln. „Positano ist zwar nicht mein Lieblings Ort, aber irgendwie ist er doch schön"
„Na ja, du wurdest auch hier geboren. Ich weiß noch, wie wir damals in Krankenhaus geeilt sind und als wir entlassen wurden eine ziemliche Party geschmissen haben"
„Party?", konnte an Angelo verwundert nachfragen hören.

„Na ja, nicht Party, wie ihr es versteht, sondern eher eine Babyparty. Ich meine du bist der Erstgeborene, da wurde ordentlich gefeiert. Schließlich warst du auch der erste Enkel"
Nun konnte an Angelo leise Lachen hören. „Ich hoffe mal sehr für Leonardo, dass er ebenfalls eine Babyparty bekommen hat oder musste er mit den Nachteilen des Zweitgeborenens klar kommen"

„Nein, nein...deine Mutter hatte schon immer für Fairness gesorgt, aber da kannst du dich wahrscheinlich gar nicht mehr dran erinnern"
„Nicht, dass ich wüsste", murmelte Angelo, bevor Stille zwischen den beiden Männern herrschte.
Zumindest bis Giorgio wieder das Gespräch startet und nun klang seine Stimme sorgenvoller.

„Weißt du, ich bin stolz auf dich, wie du mit der Situation umgehst. Das du die Dinge mit einem kühlen Kopf betrachtest. Ich mach mir aber irgendwie Sorgen um Leonardo..."
Nun stockte er etwas, als würde er überlegen, wie er seine Worte als Nächstes ausdrückte.
„Er war ja schon immer etwas einfühlsamer als du..."
„Er kommt deutlich mehr nach Mum", unterbrach Angelo ihn dabei mit einer nachdenklichen Stimme, worauf Giorgio nickte.
„Ja, und das macht mir gerade Sorge. Ich weiß ich war in letzter Zeit wenig zu Hause und ich weiß auch, dass ihr bereits volljährig seid und das machen könnt, was ihr wollt, aber ich glaube Leonardo zerstört die Situation mehr als wir denken"

„Na ja...", murmelte Angelo, wobei seine Augen aber immer noch auf dem Meer lagen, dass vor ihnen funkelte. „Ich hab schließlich auch Kylie. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich genauso aufgeschmissen. Er hat hat zwar uns beide, aber...Mum können wir nicht ersetzten und eine Freundin erst recht nicht"
Wieder herrschte Stille und ich konnte spüren, wie mein Herz einen Satz machte, nachdem ich Angelos Worte realisiert hatte. So traurig sie doch auch waren.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt