Elias steht vor dem Badezimmerspiegel und zieht vorsichtig den Rasierer über seine Haut. Das kratzende Geräusch, wenn die Klingen über die Haut fahren, hört sich in dem kleinen Badezimmer wie eine zu Boden fallende Stecknadel an.
Er hört, wie im Schlafzimmer Füße über den Boden scharren, dann steht Emma mit wild zerzaustem Haar in der Tür.
„Morgen", brummt sie und gähnt herzhaft. Elias lächelt sie durch den Spiegel aus an. „Guten Morgen". Schlaftrunken greift Emma nach ihrer Zahnbürste, die immer bei ihm steht, Zahnpasta und putzt sich die Zähne.
„Hast du gut geschlafen?", fragt Elias und sie nickt nur. Immer wieder fallen ihr die Augen zu, kein Wunder, die Frühschicht ruft.Schweigend rasiert er sich weiter, unschlüssig was er als nächstes zu ihr sagen soll. ‚Hey, das war eine tolle Nacht gestern' oder ‚Wir sind zwar nicht mehr zusammen, aber toll wie wir harmonieren' klingt beides blöd.
Als er sich das Gesicht nach der Rasur abwischt, ist Emma bereits unter die Dusche gehüpft. Eigentlich hat er mir ihr über gestern Abend reden wollen, doch das müsste warten.„Komm mit runter, dann geht es schneller". Schwer schluckend läuft sein Kopf vermutlich jetzt leicht rot an, dann zieht er sich die Boxershorts aus und schlüpft vorsichtig in die Duschkabine.
Emma shampooniert sich gerade die Haare und schaut aus großen Augen zu ihm auf. „Ist etwas?", fragt sie, als sie seinen roten Kopf bemerkt und er schüttelt schnell den Kopf. Schnell lässt er das heiße Wasser auf sich herunter prasseln und weicht ihrem Blick aus.„Elias, wir haben bis vor einer Woche immer zusammen geduscht". Elias nickt. „Da waren wir auch noch zusammen", murmelt er in der Hoffnung, dass das Wasser seine Worte übertönt.
Tut es aber nicht. Als er sich umdreht, steht Emma stocksteif vor ihm, ihre Miene zeigt keinerlei Reaktion. Verlegen beißt sich Elias auf die Lippe und seufzt„Emma, es war wundervoll die letzte Nacht". Emmas Unterlippe beginnt zu zittern. „Aber?", fragt sie und Elias schaut auf die Duschtasse hinunter.
„Aber ich weiß nicht, ob das etwas an unserer Trennung ändert". Ein frustrierter, kleiner Schrei entweicht Emmas Lippen und erschrocken hebt Elias den Kopf. So einen Gefühlsausbruch hat er bei ihr noch nie erlebt.„Elias, ich verstehe dich nicht! Ich zeige dir meine Gefühle, wünsche mir einfach nur das wir zusammenziehen, damit das ständige Kleidung hin- und herschleppen endlich aufhört und du machst sofort Schluss mit mir! Dann wieder schlafen wir miteinander, was wundervoll war und jetzt sowas?".
Wütend öffnet sie die Kabinentür und achtet nicht darauf, dass sich kein Wasser ins Badezimmer ergießt. Sie schnappt sich bloß ein Handtuch und verschwindet damit im Schlafzimmer. Elias atmet schwer ein und aus, stellt das Duschwasser ab und folgt ihr.
Im Schlafzimmer hat sie sich bereits angezogen und ihre nassen Haare hochgebunden. „Ich kann das nicht mehr Elias", sagt sie und hält kurz im Zubinden ihrer Schuhe inne, denn diese waren gestern im Schlafzimmer gelandet. Auf dem Schrank, wo Elias sie achtlos hingeworfen hat. Wie sie da überhaupt drangekommen ist, wundert Elias.
„Emma, warte bitte!", sagte er, doch sie schnaubt. „Worauf? Auf das du endlich mal kapierst, was du willst? Nein danke!".
Ihre Nasenflügel beben vor Wut und sie stürmt mit ihrer noch von gestern gepackten Tasche an ihm vorbei. Schnappt sich ihre Jacke vom Haken, die ihm gestern gar nicht aufgefallen ist, und lässt die Tür knallend hinter sich zufallen.Wie ein begossener Pudel steht Elias mitten in seinem Flur und schaut traurig Emma hinterher.
Wenn er doch bloß seinen dämlichen Kopf ausschalten könnte.
Wie in Trance zieht er sich an, frühstückt etwas und macht sich dann mit dem Fahrrad wieder auf den Weg zum JTK. Es ist eine angenehme Frühlingsluft, auch wenn es noch recht kalt ist und der Wind beißt ihm ins Gesicht.Vor dem JTK angekommen sieht er Ben, der mit seinem Tablet auf einer der Bänke sitzt. Bremsend kommt er vor ihm zum Stehen und fragt sich, wie der es bei der Kälte draußen aushalten kann. Da sieht er, dass Ben doch recht aufgekratzt wirkt.
„Und du bist dir ganz sicher?", fragt er ins Tablet, seine Augen leuchten regelrecht. Er hat Elias noch nicht einmal bemerkt.
„Zu 100%". Das ist Leyla, Elias erkennt ihre Stimme. „Hey Ben, hey Leyla", sagt Elias und holt Ben aus seiner Trance heraus. Erschrocken schaut dieser hoch und lächelt, als ob er bei etwas ertappt worden wäre.
„Ich melde mich später", flüstert er Leyla zu, dann klappt er das Tablet zusammen und erhebt sich.„Elias, du kannst dich ja anschleichen wie eine Katze", sagt er scherzend und reagiert nicht auf Elias fragenden Blick.
„Nur etwas. Du warst ziemlich weggetreten". Ben zuckt mit den Schultern und geht neben Elias her, der sein Fahrrad zum Fahrradständer schiebt.
„Kann ich dich mal was fragen?". Ben nickt. „Du doch immer Bährchen". Elias kratzt sich an der Nase und rückt sich dann wieder seine Brille zurecht. Er müsste dringend wieder zu seinem Optiker und die Brille richten lassen.„Was mache ich am besten, wenn ich mit jemandem geschlafen und es danach so richtig verbockt habe?".
Ben runzelt die Stirn. „Ist der jemand verliebt in dich, klein, schwarzhaarig und heißt zufällig Emma?".
Elias verdreht die Augen, nickt dann aber. „Ihr habt miteinander geschlafen?", fragt Ben flüsternd, ein klein wenig meint Elias Anerkennung herauszuhören.
„Ja, und ich bin nicht stolz darauf. Heute Morgen habe ich so richtig Mist gebaut".
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In aller Freundschaft: die jungen Ärzte - Lifelines
FanfictionCassy und Matteo sind überglücklich miteinander, steht doch ihre Hochzeit bevor und das erste gemeinsame Kind erblickt bald das Licht der Welt. Doch wie wird es weitergehen? Werden Sie glücklich zusammen sein bis an ihr Lebensende? Und was ist mit...