Elias

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Elias steht tief einatmend vor dem Labor und versucht, seine zitternden Knie unter Kontrolle zu bekommen. Er weiß, dass Emma gerade da drin ist und eine Probe analysiert, er hatte es ihr aufgetragen.

Sein Versprechen schwirrt ihm immer noch im Kopf herum und er weiß, dass Julia mit Dr. Ahrend geredet hat. Cassy hat es ihm eben per WhatsApp erzählt, weil Matteo Julia und Dr. Ahrend gesehen hat. Heute Morgen. Küssend vor Julias Wohnung.
Elias strafft die Schulter, dann öffnet er die Tür. Emma hebt sofort den Kopf, senkt ihn aber wieder, als sie ihn erkannt hat. „Tut mir leid. Ich bin noch nicht fertig", murmelt sie und hantiert weiter mit ruhiger Hand mit der Probe herum.

„Ich weiß". Elias schließt die Tür hinter sich ab, um nicht plötzlich unterbrochen zu werden und knetet seine Hände. Unsicher tritt er auf Emma zu, die nicht zurückweicht.
„Ich möchte noch einmal mit dir reden". Emma seufzt leise und schüttelt den Kopf. „Es gibt doch nichts mehr zu bereden".

Elias presst die Lippen aufeinander. „Doch, das gibt es". Sein Herz schlägt unkontrolliert schneller und er spürt wieder, wie seine Knie zittern.
Langsam hebt sie den Blick und sieht ihn mit hochgezogener Augenbraue und traurig, funkelnden Augen an.
„Emma, ich weiß, was passiert ist und wie ich mich verhalten habe, geht gar nicht! Ich bin ein absoluter Volldepp gewesen". Zustimmend nickt sie. Okay, das hat er verdient.

„Ich bin mein ganzes Leben lang nur verarscht worden. Hab mich von Frauen ausnehmen und immer wieder auf das Abstellgleis stellen lassen. Mir fällt es schwer, mich völlig zu öffnen".
Betreten schaut er auf seine Füße. „Ich würde es gerne abschalten können, doch diese böse kleine Stimme in meinem Hinterkopf ist immer da. Auch wenn ich dadurch dem Menschen weh tue, der mir am meisten bedeutet".
Stille. Selbst das Analysegerät ist kurz still. Elias spürt eine Träne an seiner Wange herunter kullern, doch er wischt sie nicht weg. Aufschauen traut er sich aber auch nicht.

„Ich liebe dich Emma. Vom ganzen Herzen. Und ich würde mir wirklich wünschen, dass du bei mir einziehst".
So, jetzt hat er es gesagt! Und wenn er so darüber nachdenkt, zum ersten Mal in seinem Leben. Als er den Blick hebt, sieht er Tränen in ihren Augen glitzern.
„Oh Elias!", schnieft sie und wirft sich ihm so schnell in die Arme, dass er kurz ins Taumeln gerät. Dann schlingt er die Arme um sie und drückt sein Gesicht an ihre Schulter. Sie stehen einige Minuten so da, bis sie sich schniefend von ihm löst und die Tränen von ihren Wangen wischt.
Elias hebt sanft ihr Kinn und küsst sie innig.

Plötzlich drückt jemand von außen die Klinke herunter. „W-was soll das denn?", hört er Herr Bergers wütende Stimme von außen. Erschrocken löst sich Elias von Emma, die geschäftig wieder an das Analysegerät geht.
Elias dreht den Schlüssel herum und sofort wird die Tür aufgerissen. Herr Berger sieht ihn mit geöffnetem Mund verständnislos an, Cassy hinter ihm.

„Dr. Bähr, was sollte das?", fragt er und schaut von ihm zu Emma hin und her. Ein verschmitztes Grinsen stiehlt sich auf Cassys Gesicht, als sie sieht wie Emma lächelt und räuspernd tippt sie Herr Berger auf die Schulter.

„Ich denke, das Labor ist für die Öffentlichkeitsarbeit nicht so wichtig", meint sie und guckt sich um. „Aha, da ist ja die ITS! Das ist interessanter", ruft sie und geht los. Herr Berger schaut ihr irritiert nach, setzt sich dann aber auch in Bewegung und folgt ihr.

Erleichtert lässt Elias die angehaltene Luft entweichen und schließt wieder die Tür. Emma fängt an zu lachen, schaut ihn dann aber liebevoll an. Sein Herz schlägt wieder schneller in seiner Brust und er überbrückt die wenigen Meter.
Sanft zieht er sie an sich und seufzt. „Dann lass uns mal deinen Umzug organisieren". Emma nickt und deutet auf das Analysegerät. „Lass mich das fix fertigmachen, dann machen wir Mittag zusammen, in Ordnung?".
Er nickt und küsst sie noch einmal. Dann geht er fröhlich pfeifend aus dem Labor.

Draußen begegnet ihm Ben, der ihn angrinst.
„Da hat aber jemand gute Laune". Elias nickt und lässt sich von Ben den Arm um die Schulter legen. „Lass mich raten, du hast dich endlich überwunden und mit ihr geredet?". Elias nickt wieder und schiebt mit roten Wangen seine Brille wieder gerade. Er müsste wirklich mal wieder zum Optiker.

Ben klopft ihm bekräftigend auf die linke Schulter und grinst breiter. „Siehst du, ich habe es dir gesagt". Am Counter sitzt Theresa vor dem Computer und flucht leise auf Russisch. „Dieses Mistding will mal wieder nicht", zischt sie, als sie Bens fragenden Blick bemerkt hat und stutzt dann. „Elias, du grinst so. Bist du krank?".
Ben verdreht die Augen. „Mensch Theresa, unser Bährchen hier ist verliebt". Und wie er das ist!

In aller Freundschaft: die jungen Ärzte - LifelinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt