Cassy

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Ein leises Piepsen dringt an mein Ohr und am liebsten würde ich mir das Kissen aufs Ohr drücken. Dieser blöde Wecker!

Doch ich spüre, wie schwer mein Körper an die Matratze gefesselt ist. Die vertrauten und doch nicht heimischen Geräusche, die den Hintergrund füllen und der strenge Geruch nach Desinfektionsmittel benebelt meinen Geruchssinn.

"Oh Gott!", stöhne ich krächzend und versuche blinzelnd, meine Augen zu öffnen. Das Licht ist etwas gedämpft und blendet meine Augen nicht allzu sehr.
"Cassy?". Das ist Matteos Stimme, die mich endgültig aus meinen Träumen holt.

Eine Hand schiebt sich in meine und ich drehe den Kopf etwas. Langsam wird meine verschwommene Sicht klarer und ich erkenne Matteos Gesicht vor mir, der besorgt auf mich hinuntersieht.

"Hey", flüstere ich und sofort bricht er in Tränen aus. "Oh Gott sei Dank", schluchzt er, drückt sein Gesicht an meine Schulter und hält mich fest im Arm.

Erinnerungen kommen wieder zurück und ich schnappe nach Luft. Die Geburt. Diese entsetzliche Geburt. Im RTW bin ich bewusstlos geworden, das ist das letzte, woran ich mich erinnern kann.

"Matteo, mein Baby?", frage ich und Matteo hebt endlich den Kopf. Schniefend zieht er die Nase hoch und schaut zu meiner anderen Seite.

Langsam drehe ich mich und entdecke das kleine Babybettchen neben mir, wo friedlich Charlotte schlummert.
Tränen rinnen mir über die Wangen und ich beginne zu lächeln. Ihre winzigen Fingerchen strecken und krümmen sich im Schlaf, sie muss träumen. Eine feine Stupsnase ziert ihr Gesicht, schwarzer Flaum bedeckt ihr Köpfchen.

"32cm Kopfumfang, 51cm lang und 3145 Gramm Geburtsgewicht", flüstert Matteo, geht leise um mein Bett herum und nimmt Charlotte vorsichtig hoch, wovon sie aber nicht aufwacht.

"Möchtest du?". Ich nicke und ganz vorsichtig legt er mir meine Tochter in die Arme. Eine ungeheure Wärme breitet sich in mir aus und strahlend schaue ich auf sie hinunter. Streiche sanft mit meinem Daumen über ihre Wange.

Ein kurzes Krächzen, dann öffnet sie die Augen ein wenig. Und schaut mich direkt an. "Hey Süße", flüstere ich und erkenne sofort Matteos Augen in ihr wieder.
Matteo rutscht auf die Bettkante, ohne die Schläuche zu berühren die mich noch mit Maschinen verbinden und seufzt zufrieden.

"Was ist eigentlich genau passiert?", frage ich und er presst die Lippen aufeinander. "Deine Plazenta hatte sich vorzeitig gelöst, wodurch du sehr viel Blut verloren hast. Charlotte hatten sie in wenigen Minuten geholt, aber um dich mussten sie lange kämpfen".

Langsam beugt er sich herunter zu mir und küsst mich. "Ich hatte solche Angst um dich", flüstert er und legt seine Stirn an meine. Minuten vergehen, wo wir einfach die Nähe zueinander genießen.

Da klopft es an der Tür. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich mich in einem Mutter-Kind Zimmer des JTK befinde. "Herein", sagt Matteo und Niklas steckt den Kopf herein.
"Ah, die junge Mutter ist wach", sagt er und kommt mit Julia im Schlepptau herein. Beide tragen normale Alltagsklamotten und nur Rebecca, die mit einem kleinen Bettchen hereinkommt, trägt Kittel.

"Hallo Cassy", sagt sie und schiebt das Bettchen an mich heran. "Ich müsste dir deine Tochter nur ganz kurz entführen. Kontrolluntersuchungen. Auch für sie war es eine schwere Geburt".

Nur widerwillig überlasse ich ihr meine Charlotte, die sie aus dem Zimmer fährt. Sofort könnte ich anfangen zu heulen, will ich sie doch am liebsten die ganze Zeit bei mir behalten.

Dann fällt mein Blick auf Julia und Niklas. "Danke!", hauche ich und lächle beide aus tiefstem Herzen an.
"Für dich doch immer", sagt Julia schluchzend und kommt auf die andere Seite, wo sie mich an sich zieht und kräftig drückt.

Matteo seufzt leicht genervt und kichernd löst sie sich von mir. "Gibs zu, du hast mich vermisst", säuselt sie und ob Matteo will oder nicht, nimmt sie ihn auch in die Arme.

"Ob du's glaubst oder nicht, irgendwie schon", meint er plötzlich und Niklas pfeift anerkennend. "Julia, trag dir den Tag im Kalender ein". Matteo schaut Niklas kurz böse an, dann grinst er und drückt diesen auch.

"Ohne euch wäre sie vielleicht nicht mehr am Leben. Ich bin euch auf ewig dankbar". Beide winken ab und nehmen auf den Besucherstühlen Platz. Es dauert etwas, dann kommt Rebecca wieder.

"So, da ist unser kleiner Sonnenschein". Sofort bin ich erleichtert, als Charlotte wieder in meinen Armen liegt. "Alles in Ordnung. Wenn du möchtest, darfst du ihr auch gerne das Fläschchen gleich geben. Aufgrund der Medikamente ist stillen momentan noch nicht möglich", erklärt sie und reicht mir das Fläschchen, welches ich Charlotte an den Mund setze. Sofort umfasst sie mit den Lippen den Nuckel und beginnt zu trinken.

"Ich sage mal Bescheid, dass du wach bist. Draußen laufen etliche herum, die dich unbedingt sehen wollen", sagt Rebecca lachend und verschwindet, nur um kurz darauf von Elias, Ben, Leyla und all den anderen ersetzt zu werden.

Alle stehen sie hier. Meine Freunde. Meine Familie. Strahlen überglücklich, als sie mich sehen und können gar nicht anders, als Charlotte zu begrüßen. Ben hat Leyla den Arm um die Taille geschlungen, also müssen sie sich wieder ausgesprochen haben. Leyla hält ihr Baby, den kleinen Max, im Arm und da Ben auch schon eingetragener Vater ist, scheint der Test positiv ausgegangen zu sein.

Elias, der Emma ebenfalls im Arm hält. Theresa und Marc, die ich so noch nie zusammen gesehen habe. Alle hier, die mir unendlich viel bedeuten.
Doch meine liebsten Menschen auf dieser Welt, habe ich direkt bei mir.

Meine Tochter, die friedlich in meinem Arm schläft. Und meinen Ehemann, der kaum von meiner Seite weicht.
Genauso wollte ich es immer haben. Genauso, sollte mein Leben sein.

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Da ist schon wieder das letzte Kapitel veröffentlicht und diese Story rund um Cassy, Matteo und allen Personen am JTK ist vorbei. Vielen, vielen lieben Dank an alle meine treuen Leser, für Eure vielen Kommentare und Eure Votes! Ich bin immer wieder gerührt, wie sehr ihr doch mit fiebert! Vielen lieben Dank auch an Alle, die mir so liebe Worte dagelassen haben, es bedeutet mir viel zu hören, dass ich Euch unterhalten und begeistern kann! <3

Keine Angst, es wird eine Fortsetzung geben. Ich kann nicht anders, ich kann die Fugren des JTK und vor allem meine eigene Kreation, Cassy, noch nicht loslassen :D Allerdings möchte ich vorab meine erste, eigene Story hier dauerhaft auf Wattpad veröffentlichen. Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn Ihr da vorbeischaut und mir berichtet, was ihr von dieser Story haltet <3

Eure missylicious1311 <3

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In aller Freundschaft: die jungen Ärzte - LifelinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt