Das ganze JTK ist wie erstarrt. Kaum jemand spricht auch nur ein Wort, jeder geht stumm seiner Arbeit nach, soweit er welche erledigen kann.
Elias sitzt neben Matteo, seine Hände im Schoß zusammengefaltet. Matteos Gesicht ist eine steinerne, aschfahle Maske.Als Matteo und er in der NA unten angekommen waren und zusehen mussten, wie Niklas und Julia zusammen mit den Sanitätern im Eiltempo Cassy, die von oben bis unten mit Blut besiedelt war, in Richtung Kreißsaal schoben, konnte keiner von beiden auch nur irgendetwas sagen.
Gefühlt eine Ewigkeit hatte es gedauert, bis sie sich rührten und hinterhereilten. Und da saßen sie nun, warteten und warteten.
„Ich kann das nicht nochmal Elias", murmelt Matteo plötzlich neben ihm und Elias hebt den Kopf. „Was kannst du nicht?", fragt er sanft.
„Ich kann nicht noch einmal eine Frau verlieren". Matteos Stimme bricht am Ende weg und schluchzend legt er das Gesicht in die Hände.Elias legt zögerlich seinen Arm um Matteos Schulter. „Denk sowas nicht. Cassy wird es gut gehen, ganz sicher".
Aber was macht Elias sich eigentlich selbst vor. Cassy hat so viel Blut verloren.
Plötzlich kommt Ben um die Ecke, ein strahlendes Grinsen in seinem Gesicht. Der muss aber eine gute Laune haben, in der Richtung liegt, soweit Elias meint, Leylas Zimmer.Doch als Ben Matteo erkennt, reißt er überrascht die Augenbrauen hoch. „Elias, ist etwa ...?", setzt er an und Elias schüttelt den Kopf. „Sie ist noch drin. Aber sie hat viel Blut verloren. Abruptio placentae".
Ben wird blass. Matteo wirft ihm nur einen kurzen Blick zu, dann steht er auf und geht unruhig vor dem Kreißsaal auf und ab.„Das dauert viel zu lange!". Seufzend nickt Elias, das weiß er selber. Normalerweise hätte man jetzt schon einen wimmernden Babyschrei vernehmen müssen.
Ben setzt sich neben Elias und wippt unruhig und nervös mit dem Fuß auf und ab. „Wie lange schon?", fragt Ben flüsternd, doch Elias kann nur mit den Schultern zucken.Plötzlich hören sie etwas. Matteos Kopf zuckt ruckend zum Kreißsaal und auch Elias und Ben hören auf zu atmen.
Ein zaghaftes Wimmern eines Neugeborenen. Matteo kullern Tränen die Wangen hinunter, doch die Anspannung weicht nicht aus seinen Schultern.Es dauert etwas mehr wie fünf Minuten, da kommt eine der Schwestern mit einem schreienden Bündel heraus. „Dr. Moreau, darf ich Ihnen Ihre Tochter vorstellen?", fragt sie zögernd, ein Lächeln auf ihren Lippen.
Matteos Lippen zittern und er nickt. Langsam und vorsichtig legt sie ihm seine Tochter in die Arme. „32cm Kopfumfang, 51cm lang und 3145 Gramm", flüstert sie und Elias sowie Ben lassen es sich nicht nehmen, ihm über die Schulter zu gucken.
Sie sieht absolut bezaubernd aus. Kleine Finger strecken sich aus und umfassen Matteos Hand sofort, als er sie ihr hinhält. Flüsternd beginnt er mit ihr zu sprechen, was sie sofort beruhigt.
„Hey meine Kleine!". Er kann seine Stimme kaum kontrollieren, doch es hilft. Als sie blinzelnd die Augen regt, erkennen sie blassgrüne Augen. Schwarzer Flaum bedeckt ihr Köpfchen und Elias wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln.
„Herzlichen Glückwunsch!", flüstert er Matteo zu, auch wenn dem noch nicht nach Feiern zumute ist. Mikko und Emma kommen um die Ecke und lächeln, als sie Matteo und seine Tochter sehen. Emma tritt etwas näher heran. „Was ist mit Cassy?", fragt sie leise und Elias deutet mit dem Kopf zum Kreißsaal.
„Sagen Sie, wie geht es der Mutter?", fragt Ben die Schwester, die gerade wieder gehen wollte. Matteo sieht sie hoffnungsvoll an.
„Dr. Ahrend und Dr. Berger tun wirklich alles Erdenkliche", sagt sie einfach nur und wendet sich dem Einwaschraum zu.Matteo atmet tief ein. „Habt ihr schon einen Namen für sie?", fragt Ben ihn, um ihn abzulenken. „Charlotte", flüstert er und streicht ihr liebevoll über das kleine Köpfchen.
„Hallo Charlotte", sagt Ben und streicht der Kleinen ebenfalls über den Kopf. „Ein schöner Name", murmelt Elias und versucht Matteos lautlose Schluchzer soweit es geht nicht zu bemerken.
Es vergehen noch bange Minuten. Elias betet beinahe dauerhaft, dass Cassy es heile überstehen würde. In der Zwischenzeit holt eine Schwester mit einem Wagen die kleine Charlotte ab, sodass Matteo wieder unruhig auf den Stühlen Platz nimmt.
Seitdem Charlotte auf der Welt ist sind bereits fast anderthalb Stunden vergangen und selbst Elias hält es kaum auf dem Stuhl nicht mehr aus.
Ben kam immer mal wieder vorbei, sah abwechselnd nach Leyla und nach den Beiden und berichtete ihr wahrscheinlich, ob es Neuigkeiten gab. Emma und Mikko waren wieder ihren Dienst angetreten, Professor Patzelt und Herr Berger waren auch kurz vorbeigekommen und baten um eine Nachricht, wenn sie Bescheid wüssten. Theresa und Marc kamen auch vorbei und da Theresa etwas Zeit hatte, sitzt sie nun auf Matteos anderer Seite und schaut immer wieder Richtung Kreißsaal.
„Das hält ja selbst der Teufel nicht mehr aus", brummt sie irgendwann, erhebt sich und will gerade zum Einwaschraum gehen, da geht die Tür zum Kreißsaal auf.
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In aller Freundschaft: die jungen Ärzte - Lifelines
FanfictionCassy und Matteo sind überglücklich miteinander, steht doch ihre Hochzeit bevor und das erste gemeinsame Kind erblickt bald das Licht der Welt. Doch wie wird es weitergehen? Werden Sie glücklich zusammen sein bis an ihr Lebensende? Und was ist mit...