Ich sitze an meinem Arbeitsplatz und überlege fieberhaft, wie ich diesen Slogan meines Kunden in seine Werbung einbinden will. Der Slogan klingt nämlich einfach nur dämlich.
Mein Handy klingelt. Matteo. „Hallo Frau Moreau", begrüßt er mich sofort, noch bevor ich irgendetwas sagen kann. Lächelnd lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und streiche zart über meinen Bauch.
„Musst du mich jedes Mal daran erinnern?", frage ich neckisch und höre ihn grunzen. „Du vergisst auch jedes Mal, dass du nicht mehr Simon heißt".
Ja, das stimmt leider. „Was macht unser kleines Mädchen?". Ich schaue auf meinen Bauch herunter, der schon seit einer geraumen Zeit immer wieder „hüpft". „Ich glaube, sie hat Schluckauf", sage ich und Matteo lacht. „Ganz die Mama".Unsere Hochzeit hatte vor circa zwei Monaten stattgefunden. Es war ein traumhafter Julitag gewesen, strahlender Sonnenschein, nicht zu warm und alles absolut perfekt. Genauso, wie Kiki es für mich gewollt hätte.
Julia hatte natürlich ihren Platz als Trauzeugin eingenommen und mir so viel Arbeit abgenommen, dass ich kaum etwas selbst tun musste.Ich schaue auf eines unserer Hochzeitsfotos, welches ich in einem Rahmen auf meinem Schreibtisch stehen habe. Meinen wachsenden Babybauch sah man damals nicht bei der Hochzeit und sieht man auch auf den Bildern nicht.
„Was gibt's?", frage ich, da Matteo mir noch immer nicht den Grund verraten hat, weswegen er mich anruft.
„Julia bat mich dich zu erinnern, dass um 15.00 Uhr dein Kontrolltermin ist". Ach ja, hätte ich beinahe vergessen.„Danke! Aber meinst du wirklich, dass ich diesen Termin nötig habe? Ich bin in der 24 Schwangerschaftswoche und war vor zwei Wochen noch".
Die Hintergrundgeräusche des JTK dringen deutlich durch den Hörer. „Ja, das meine ich. Sicher ist sicher".
Na gut, lasse ich ihm seine Kontrolle. Vielleicht fühlt er sich dadurch beruhigter.--------------------------------------------------------------
„Es ist alles in Ordnung". Julia reicht mir Papiertücher, mit denen ich das Gel von meinem Bauch wischen kann. „Sie wächst in absolut normaler Geschwindigkeit und fühlt sich anscheinend pudelwohl".
Ich setze mich auf und ziehe mein T-Shirt herunter. Normale Blusen passen mir schon seit Monaten nicht mehr.
„Sie ist sehr kräftig. Genauso wie ihr Papa". Julia lächelt und trägt sofort alle Daten in den Mutterpass ein.„Allerdings. Hoffentlich erbt sie nicht seine mürrische Art".
„Um Gottes Willen, zwei mürrische Moreaus kann ich nicht ertragen". Ich schreibe meiner Hebamme eine kurze WhatsApp und stehe dann auf. „Gut. Wie lange musst du heute machen?", frage ich sie. Seufzend sieht sie auf die Uhr. „Doppelschicht, habe mit Ben getauscht".Sie begleitet mich aus dem Behandlungsraum. „Wann wolltest du denn frei haben?". Sofort beginnen ihre Augen zu strahlen und sie lächelt.
„Niklas kommt einen Tag früher als geplant. Er hilft mir beim Packen".Leider werde ich sofort traurig, denn Julia reist in drei Wochen ab. Sie würde mit Niklas nach San Francisco gehen.
Und ich hätte meine beste Freundin auf der anderen Seite der Welt.Ich hake mich bei ihr ein und blinzle die Tränen schnell weg. „Komm, lass uns etwas essen gehen, das muss wohl drin sein".
In der Kantine isst sie sich einen Salat, während ich mir das zweite Schnitzel hineinschiebe. „Hunger?", fragt sie rhetorisch und ich nicke. „Das letzte Mal gegessen habe ich heute Morgen". Emma nähert sich uns, die abgekämpft und müde aussieht.
„Gott, was bin ich kaputt", murrt sie, setzt sich und lässt den Kopf auf den Tisch sinken. „Nimmt Elias dich so hart ran?", fragt Julia neckend und ich verschlucke mich beinahe an meinem Stück Schnitzel vor Lachen.
„Auch. Aber eher bin ich kaputt von Moreaus Arbeiten, die er mir aufbrummt. Wir brauchen Assistenzärzte, dann kann er die quälen".
Sie schaut mich kurz an, indem sie den Kopf leicht hebt. „Entschuldige". Ich winke ab, ich bin es gewöhnt, dass sich alle über Matteo aufregen, die mit ihm zusammenarbeiten.
Julia tätschelt ihre Schulter. „Mach dir nichts draus. Bald ist sein Kind da, dann hat er Schlafmangel und weniger Zeit für euch".
Emma hebt den Kopf. „Du hast gut reden, du bist ja bald in San Francisco".Im gleichen Moment bereut sie aber auch schon, was sie gesagt hat und beginnt zu weinen. „Ich will nicht, dass du gehst". Sie umarmt Julia kräftig.
„Aber ich komme euch ganz oft besuchen". „Das ist kein Trost". Seufzend lehne ich mich zurück, endlich Papp satt und mustere beide stirnrunzelnd. „Es dauert ja noch etwas, bis Julia weg ist", meine ich und Emma nickt. „Trotzdem".Und leider kam der Tag viel schneller als erwartet. Schniefend stehe ich vor der Sicherheitskontrolle, vor der Julia ihren Rucksack Niklas in die Hand drückt.
Elias neben mir trötet lautstark in sein Taschentuch und Theresa schaut auf ihre Schuhspitzen, ich sehe trotzdem das Tränen in ihren Augen glitzern.
„Ihr werdet gar nicht merken, dass ich nicht mehr da bin", meint Julia mit leiser Stimme und ich verziehe das Gesicht. „Ja klar, weil meine beste Freundin auch so selten bei mir war", heule ich und falle ihr um den Hals. Ich werde sie tierisch vermissen, diese einfühlsame und verrückte Frau. Leyla verabschiedet sich von Niklas, wobei ihr Bauch ihr doch etwas im Weg ist.
Sie ist nur wenige Schwangerschaftswochen hinter mir, Ben dreht schon komplett durch vor Vorfreude.Elias schließt seine Arme um uns beide und zieht dann Theresa heran, die Julia auch fest in den Arm nimmt. „Wir werden dich alle vermissen", murmelt sie.
Nur widerwillig lösen wir uns von Julia. „Melde dich bitte, sobald du in San Francisco gelandet bist! Das ist ein langer Flug, aber es kann immer etwas passieren".
Julia nickt und geht langsam zu Niklas zurück. „Keine Sorge, wir werden gut aufeinander aufpassen. Und wir sind auch rechtzeitig zu den errechneten Geburtsterminen da, wir wollen doch nichts verpassen". Niklas lächelt in die Runde und nimmt dann Julias Hand.
Langsam gehen sie auf die Schleusen zu und scannen ihre Bordkarten. Den Gang dahinter entlang, bis beide sich noch einmal umdrehen und winken, bevor sie um eine Ecke gehen und aus unserem Sichtfeld verschwunden sind.
Weg ist sie.
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In aller Freundschaft: die jungen Ärzte - Lifelines
FanfictionCassy und Matteo sind überglücklich miteinander, steht doch ihre Hochzeit bevor und das erste gemeinsame Kind erblickt bald das Licht der Welt. Doch wie wird es weitergehen? Werden Sie glücklich zusammen sein bis an ihr Lebensende? Und was ist mit...