Leyla wird schnell in den Kittel eingewickelt. „Dr. Rantala, keine Erklärungen. Ich sage an, sie tun es". Mikko nickt, der ebenfalls neben ihr in den Kittel eingewickelt wird, dann begeben sich beide sofort an die Oberschenkelarterie.
„Wir müssen sie so schnell wie möglich reparieren, ansonsten verliert sie zu viel Blut". Sie bedeutet Mikko, die Hände auf den Gürtel zu legen und zu drücken, während sie den Knoten löst. Sie schaut zum diensthabenden Anästhesisten, der Kirstens Vitalfunktionen überwacht.
„Und los". Noch während Mikko und sie versuchen, die Arterie zu reparieren, kommt Marc herein. Schnell und ohne ein Wort übernimmt er Mikkos Platz.
So viel Blut. Es dauert weniger wie eine Minute, da haben sie die Oberschenkelarterie repariert und eine weitere Infusion wird ihr verabreicht.
Plötzlich schrecken alle hoch.„Kammerflimmern", ruft Leyla und sofort beginnt Marc mit der Herz-Druck-Massage. Die Schwester rollt den mobilen Defibrillator heran. „Laden auf 200".
Die Elektroden sind aufgeklebt, der Defi bereit. „Weg". Als Marc wegtritt, löst Leyla aus. Keine Reaktion. „Nochmal".
Auch das zweite Schocken versagt. ‚Bitte', fleht Leyla in Gedanken. „250". Wieder nichts. „300". Wieder keine Reaktion.Marc führt weiter die Herzdruckmassage aus, doch er schaut Leyla mit dem Blick an, den sie nur allzu oft schon gesehen hat.
„Ein letztes Mal". Er nickt. „Weg". Der nächste Schock.Doch jetzt, Asystolie. Leyla hält den Atem an und versucht, die Tränen zurück zu halten. „Dr. Rantala, notieren Sie bitte Datum und Todeszeitpunkt", wispert sie und sieht benommen zu, wie Marc behutsam und sanft das OP-Tuch über das Gesicht der Verstorbenen legt.
„Ich mache zu. Geh du nur", sagt er zu Leyla und ohne groß noch etwas zu sagen eilt sie hinaus. Wie in Trance reißt sie sie sich die mit Blut beschmierten Kleider vom Leib und wäscht ihre Hände. Gründlich wie immer, aber blind vor Tränen.
Mikko ist ihr gefolgt und lehnt sich seufzend und mit glasigen Augen an das Waschbecken. „Scheiße", flüstert er immer wieder, ohne auf eine Antwort oder Reaktion von Leyla zu warten. Sie alle haben Kirsten kaum gekannt, haben sie nur auf wenigen Veranstaltungen mal gesehen, weil sie so oft wegen ihrer Arbeit unterwegs war. Ein Workaholic wie sie alle.
Und dennoch schmerzt es ungemein, dass sie ihr nicht helfen konnten.Alleine der Gedanke daran, dass sie es Cassy gleich beibringen muss, lässt Leyla erneut die Tränen in die Augen schießen.
„Dr. Rantala, bitte lassen Sie Kiki in die Pathologie hinunterbringen. Möglicherweise möchte Cassy Abschied nehmen".Mikko nickt und wäscht sich, bevor er hinausgeht. Leyla wartet, bis Marc fertig ist und ebenfalls mit aschfahlem Gesicht in den Vorraum kommt.
„Wie soll ich es ihr gleich nur beibringen?". Leyla schaut weinend zu Marc, der sich ebenfalls säubert. „Wenn du möchtest, mach ich es".Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Sie sind meine Freunde, ich sollte es ihnen sagen". Marc nickt und folgt ihr, als sie mit hängenden Köpfen den Vorraum verlassen.
Elias, der auf einer anderen Station gewesen ist, kommt ihnen entgegen. Als er die Beiden sieht, bleibt er sofort stehen und schaut sie mit weit aufgerissenen und entsetzten Augen an. „Ist sie...?". Leyla nickt und Elias hält sich die Hand vor den Mund. Tränen glitzern ebenfalls in seinen Augen und er atmet tief ein.„Das wird ihr den Boden unter den Füßen wegziehen", murmelt er, seine Stimme heiser und sehr leise. Leyla nickt und versucht, ihre zitternden Hände zu beruhigen.
„Ist sie schon da?", fragt sie und Elias nickt. „Matteo wollte eigentlich schon hierhin stürmen, doch Cassy konnte er nicht alleine lassen. Sie sitzen im Oberärztezimmer".Leyla setzt sich in Bewegung. Jeder Schritt fühlt sich bleiern und schwer an, kein einziger Gedanke lässt sich fassen und festhalten. Wie in Trance geht sie zu den Aufzügen, begegnet Julia und Ben, die sie mit schreckgeweiteten Augen anstarren. Ohne auch nur ein Wort zu sagen folgen sie ihr, ob als mentale Stütze für sie oder wegen Cassy, kann sie nicht sagen.
Die Aufzugtüren öffnen sich im Erdgeschoss und langsam geht sie los. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll", schluchzt Leyla, als sie an der Ecke zum Foyer ankommen und Ben nimmt sie in den Arm. „Wir sind ja da", flüstert er ihr ins Ohr und Julia drückt, ebenfalls schluchzend, ihre Hand.
Dann setzt sich der Trupp wieder in Bewegung. Leyla sieht vom Weiten schon das Oberärztezimmer und beginnt zu zittern.
Matteo springt sofort auf, als sie die Tür aufschiebt.„Endlich, wir warten schon ...". Er stockt, als er Leylas tränende Augen sieht und bleibt wie angewurzelt stehen. Cassy hinter ihm ist von dem Sofa aufgesprungen, auf dem sie saß und schiebt sich an ihm vorbei.
Ihre erwartungsvollen Augen beginnen sofort zu tränen, als sie Leyla sieht. Leyla schnappt nach Luft, schafft es nicht, ihre Stimme unter Kontrolle zu kriegen.
„Es tut mir leid, wir haben alles versucht", schluchzt sie und will auf Cassy zugehen, doch diese weicht zurück.„Nein", haucht sie, die Tränen laufen ihr an den Wangen hinab und vermischen sich mit dem Stoff ihres T-Shirts. Stumm schüttelt Cassy den Kopf, ihre Lippen beginnen zu beben und ihre Schultern zucken unter den lautlosen Schluchzern.
Matteo fährt sich mit der Hand über sein Gesicht und wischt sich die Tränen beiseite. „Cassy", flüstert er, nimmt seine Verlobte in die Arme.„Nein", weint Cassy, ihre Stimme lauter und erfüllt von Schmerz. Schluchzend vergräbt sie ihr Gesicht an Matteos Schulter, ihre Beine beginnen unter ihr wegzusacken.
„Nein!", kreischt sie so laut, dass sich Leylas Armhaare aufstellen. Matteo gleitet mit Cassy zu Boden, die sich schreiend in seinem Arm vor und zurück wiegt.Julia neben ihr eilt auf die Beiden zu, umschlingt Cassy und Matteo mit ihren Armen und legt ihr tränennasses Gesicht an Cassys Schulter. Ben nimmt Leyla in den Arm, auch seine Augen voller Tränen.
Leyla schließt die Augen. Dieses hohe Kreischen wird sie nie wieder in ihrem Leben vergessen.
--------------------------------------------------------------
Hey ihr Lieben,
passend zu diesem kalten Schneewetter ein Update, welches doch ein trauriges Ende nimmt. Hättet ihr damit gerechnet, dass ich Kiki sterben lasse?
Und was meint ihr, wie sich die Geschichte wohl weiter entwickeln wird?
Bleibt dabei, dann erfahrt ihr es! <3
DU LIEST GERADE
In aller Freundschaft: die jungen Ärzte - Lifelines
FanfictionCassy und Matteo sind überglücklich miteinander, steht doch ihre Hochzeit bevor und das erste gemeinsame Kind erblickt bald das Licht der Welt. Doch wie wird es weitergehen? Werden Sie glücklich zusammen sein bis an ihr Lebensende? Und was ist mit...