Elias

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Der donnernde Regen lässt ihn innehalten. Elias steht missmutig im Klinikeingang, seinen Helm in der Hand. In dem Regen Fahrrad fahren, da wäre er bis nach Hause klitschnass und morgen dann krank.

„Was los Bährchen, du bist doch nicht aus Zucker". Ben steht plötzlich an seiner Seite, noch ausgeruht und frisch wie ein junger Morgen. Seine Schicht hat gerade erst begonnen und Leyla ist gestern nach London geflogen, Zoe hatte ihr zweites Kind bekommen und Leyla wollte unbedingt ihr Enkelkind sehen. Bens Urlaub war leider nicht genehmigt worden.

„Eigentlich nicht, aber bei dem Regen bin ich nach wenigen Metern schon klitschnass". Ben legt ihm eine Hand auf die Schulter und sieht ihn mit seinem typischen Ben-Blick an. Mit leicht hochgezogenen Augenbrauen und einem schelmischen Grinsen auf den Lippen.
„Wird doch mal Zeit für ein eigenes Auto, was?". Elias schüttelt den Kopf. „Und der Umwelt weiteres CO2 in die Luft schleudern? Außerdem hält mich Fahrrad fahren fit".

Ben verdreht die Augen. „Du unverbesserlicher Weltverbesserer". Ben tritt etwas näher an ihn heran. „Sag mal, habt ihr euch eigentlich wieder vertragen?".
Elias weißt genau, von wem er redet. „Wieso sollten wir?", fragt er und Ben seufzt. „Mensch Bährchen, ich kann nicht mit ansehen, wie du dich selber so unglücklich machst. Ich sehe tagtäglich, wie sehr du doch an Emma hängst. Und sie auch an dir".
Elias seufzt und schaut auf seine Hände. „Sie ist mir auch nicht egal, aber sie hat mir zu viel Druck gemacht".

„Zu viel Druck? Bährchen, das mit euch geht schon seit gut einem Jahr hin und her, da ist es von ihr nur angebracht mal zu fragen".
Elias weiß, dass Ben Recht hat. Dennoch schüttelt er den Kopf und wappnet sich. „Wünsch mir Glück, dass ich nicht allzu nass werde!".
Kopfschüttelnd sieht Ben ihm hinterher.

Wurde nichts daraus. Triefendnass und mit schmatzenden Schuhen betritt Elias seine Wohnung. Sofort schlüpft er aus den Schuhen und zwängt sich aus der Jacke. Beides bringt er ins Badezimmer, welches am anderen Ende des Flures liegt. Dort hängt er seine nassen Sachen auf.

Plötzlich hört er ein Geräusch. Erschrocken verharrt er mitten in der Bewegung und horcht. Tatsächlich, es kommt aus dem Schlafzimmer. Schnell wickelt er sich in ein Handtuch, die nassen Haare kleben ihm noch immer an der Stirn und Wassertropfen gleiten an seinem Hals hinab.
Er schnappt sich seine Nagelschere und sprintet nach einem tiefen Atemzug seiner Meinung nach todesmutig ins Schlafzimmer nebenan.

Überrascht lässt er die Schere sinken. „Du hier?". Emma steht vor der Kommode und schaut ihn ungläubig an. „Was hast du mit der Schere vor?".
Verlegen lässt er sie sinken und legt sie auf seinem Nachttisch ab. „Sorry, ich dachte du wärst ein Einbrecher".

Emma wendet sich wieder der Kommode zu. „Ich wollte nur meine restlichen Sachen abholen, den Schlüssel habe ich dir schon auf die Anrichte in der Küche gelegt. Ich wusste nicht, dass du jetzt schon hier bist, sonst hätte ich das nicht heute gemacht".

Unschlüssig, was er als Nächstes machen soll, bleibt er stehen und beobachtet sie. Wie sie schnell ihre Kleidung, die sie immer für den Notfall hier liegen hatte, in eine Reisetasche packt. Die er ihr mal geschenkt hatte.

„Bin gleich wieder weg", sagt Emma und Elias nickt bloß. Sein Herz schlägt unkontrolliert schnell in seiner Brust, heiße und kalte Schauer laufen abwechselnd durch seinen Körper.
Als sie den Reißverschluss der Tasche zu zieht und sich zum Gehen wendet, geht ein Ruck durch seinen Körper.
„Emma warte!", sagt er und stellt sich ihr in den Weg, die Hände beide auf ihre Schultern gelegt. Als sie den Kopf hebt und in mit ihrem braunen Rehaugen anschaut, atmet er tief ein.

Dabei bemerkt er, wie das Handtuch sich löst und auf den Boden fällt. Erschrocken schaut Elias an sich herunter, genau wie Emma.
„S-sorry", stammelt er, doch Emma schüttelt bloß den Kopf. „Komm her", knurrt sie und zieht seinen Kopf zu sich herunter.

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Lächelnd liegt Elias auf der Matratze, Emmas Kopf ruht auf seiner Brust und sie schläft friedlich. Wie das passieren konnte, weiß der Teufel, aber es war verdammt gut!

Elias streckt sich etwas, was Emma weckt. Blinzelnd öffnet sie die Augen und streicht sich ein paar ins Gesicht gefallene Strähnen nach hinten.
„Schlaf weiter", wispert Elias sanft und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. Sein Herz quillt beinahe über vor Freude, so sehr hatte er diesen Augenblick wieder herbeigesehnt.

Und das, obwohl er alles beendet hatte. Emma lächelt und legt ihren Kopf wieder auf seine Brust. „Es tut mir leid, dass ich dich so überrumpelt habe", flüstert sie und sanft nimmt er sie fester in seine Arme. „Mir tut es leid, dass ich so ein Idiot war".
Sie kichert leise. „Ja, das warst du!". Ohne etwas zu erwidern nickt er bloß und schließt ebenfalls die Augen.

In aller Freundschaft: die jungen Ärzte - LifelinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt