Matteo

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Matteo sitzt fassungslos in seiner Küche. „Ist das dein Ernst?". Leyla sitzt ihm gegenüber, eine Tasse heiße Schokolade in ihren Händen.

„Mein voller Ernst, Matteo". Ungläubig schüttelt er den Kopf. „Du hast Ahlbeck betrogen? Und weißt noch nicht einmal, ob das Kind da von ihm ist?".
Wieder nickt sie bloß. Was um alles in der Welt hatte sie sich nur dabei gedacht?

„Mal ehrlich Leyla, glaubst du wirklich, du kommst damit durch? Ben einfach nichts zu sagen? Irgendwann wird er merken, dass es nicht sein Kind ist, spätestens falls das Kind irgendeine Erbkrankheit haben sollte von Dr. Stein, die weder in deiner noch in seiner Familie vorkommen".

Leyla stellt die Tasse ab und schaut ihn mit ihren großen, braunen Augen an. „Denkst du, dass weiß ich nicht? Ich bin zu dir gekommen um einen Rat zu erhalten und mir keine Vorwürfe anzuhören".

Matteo pocht mit dem Finger auf die Platte der Theke. „Das IST mein Rat! Sag es ihm und zwar so schnell wie möglich!".

Sie hören, wie Cassy nach Hause kommt. Sie war eben noch einmal ins Büro gefahren, um noch etwas zu erledigen. Und sich wahrscheinlich ein wenig von Julias Verabschiedung abzulenken.

Gähnend kommt sie in die Küche. „Oh, hallo Leyla! Wusste gar nicht, dass du vorbeikommen wolltest", sagt sie, immer noch gähnend und kommt auf ihn zu, um ihm einen Kuss zu geben. Wie immer streichelt er kurz über ihren mittlerweile schon sehr runden Bauch.

„Es war sehr spontan", murmelt Leyla. Cassy schaut zwischen den Beiden kurz hin und her, zuckt bloß mit den Schultern und greift sich aus dem Kühlschrank einen Joghurt.
„Ich bin oben und nehme ein Bad. Bis dann Leyla", sagt sie und verschwindet wieder. Manchmal beneidet er sie wirklich, sie hat immer den richtigen Riecher.

Als er vernimmt, wie sie die Badezimmertür oben schließt, guckt er Leyla wieder streng an. „Du musst es ihm wenn möglich heute noch sagen".
Leyla nickt. „Ich habe bloß keine Ahnung, wo er steckt. Ich konnte so eben noch Raya zu ihrem Babysitter bringen, bevor ich zu dir gekommen bin".

„Dann ruf ihn an! Sein Handy hat er ja wohl mitgenommen". Während Leyla Bens Nummer wählt, schüttelt Matteo immer wieder den Kopf. Er kann es einfach nicht begreifen, wie Leyla immer wieder ihre wundervolle Beziehung aufs Spiel setzt. Jahrelang unterstützt Ben seine Frau, wo er nur kann. Und immer wieder fällt er auf die Schnauze.

„Ben, ich bin's. Wenn du das abgehört hast, komm doch bitte nach Hause. Ich muss dir etwas sagen". Noch während sie auflegt, fängt sie das Weinen an. „Auch, wenn ich jetzt unsensibel wirke, aber das hast du dir selbst zuzuschreiben".

Leyla erhebt sich. „Ich weiß Matteo. Ich weiß". Dann begleitet er sie zur Tür. Er sieht zu, wie sie, bemüht nicht die Hupe mit ihrem Bauch zu betätigen, einsteigt und losfährt.

Seufzend schließt er die Tür und geht die Treppe hinauf zum Badezimmer. Er klopft und wartet auf Cassys leises ‚Herein'.

Sie liegt, komplett bedeckt mit Schaum in der Wanne und hält ihr Lieblingsbuch in der Hand. Als er eintritt, klappt sie es zu und legt es auf den Badewannenrand. Sie hat sich, damit sie notfalls auch alleine aus der Wanne kommt, einen Stuhl mit ins Badezimmer gestellt.

„Alles in Ordnung?", fragt sie und ergreift seine Hand, als er sich auf dem Stuhl niederlässt. „Mehr oder weniger. Ich weiß auch nicht, ob ich dir das erzählen darf", meint er und sie lächelt sanft. „Du musst mir nicht alles erzählen, was man dir im Vertrauen erzählt. Mache ich doch auch nicht".

Verwundert sieht er auf Cassy hinunter. „Machst du nicht?". Cassy lacht laut auf, welches durch die Badezimmerfliesen lauter zurückgeworfen wird.
„Als ob ich dir alles zu Vivis Privatleben erzähle zum Beispiel". Matteo schüttelt sich. „Will ich auch lieber gar nicht wissen".

„Und was hast du Leyla geraten?". „Natürlich das Problem sofort anzugehen und zu besprechen". Cassy nickt. „Okay. Könntest du mir wohl noch etwas warmes Wasser nachlassen? Ich komme da selber so schlecht dran".

Als er ihr damit geholfen hat, geht Matteo hinaus und trainiert noch ein wenig in ihrem gemeinsamen Fitnessraum. Das hilft ihm meistens, seine Gedanken zu ordnen und klarer zu werden.

Das Leyla Ben betrügt, hätte er niemals vermutet. Und das dann auch noch nicht klar ist, wer wirklich der Vater des Kindes ist. Als sie ihm gesagt hatten, dass sie schwanger ist, war noch alles rosig und wunderbar gewesen. Und jetzt? Er könnte Ben verstehen, wenn er Leyla verlassen würde. Andererseits, wenn das Kind wirklich von ihm wäre und er keine Verantwortung übernimmt, würde Matteo ihm höchstpersönlich den Hintern aufreißen.

In aller Freundschaft: die jungen Ärzte - LifelinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt