Baz
Als Snow ins Zimmer kommt, fange ich wie ein Idiot an zu Grinsen. Ich weiß nicht einmal, wieso. Ich wusste, dass er kommt und war trotzdem überrascht, als er die Tür aufriss. Um von ihm wegzukommen und ihn zu ärgern, gehe ich also ins Bad, um zu duschen. „Aber beeil dich!" ruft er draußen und ich brumme. Das konnte er sowas von vergessen.
Ich genieße das Wasser und schließe die Augen. Meine Mutter hat früher oft mit mir im Regen gespielt und jedes Mal, wenn ich die Tropfen auf meinem Kopf spüre, fühle ich diesen Frieden und die Ruhe. Als wäre ich wieder ein Kind und all meine Probleme... War das Brunce? Was macht die schon wieder in unserem Zimmer?
„Baz braucht ja so lange!" höre ich Snow rufen. Ich warte noch etwas, bis ich höre, wie die Tür sich schließt und drehe das Wasser aus. Es ist Nachmittag, also sind Snow, Brunce und Wellbelove vermutlich beim Tee. Er hält vermutlich Agnes' Hand, was beim Essen doch total stören muss und stopft sich Kuchen mit fingerdicken Schichten Butter in den Mund. Wie kann man pure Butter essen? Ich frage mich echt, wie dieser Junge das Schuljahr überlebt. Ich habe zwar keine Ahnung von Butter, aber gesund kann das nicht sein.
Es wäre so viel leichter, wenn er einfach an einer Überdosis Butter verenden würde. Dann würde meine Familie mir nicht mehr dauern in den Ohren liegen, dass der Erbe des Magiers noch am Leben ist. Und ich wäre nicht Schuld. Mir war immer klar, dass einer von uns den anderen irgendwann töten würde, aber Snow würde sich nur verteidigen. Ich wäre Schuld am Untergang der Magierwelt, dem Sieg der alten Familien und an meinem eigenen gebrochenen Herzen.
Wenn Snow jetzt an einem Butterschock stirbt, ist er selber Schuld an allem. Wahrscheinlich würde ich trotzdem auch mein Leben beenden. Immerhin war er alles, was mir einen Grund gab, weiter zu machen. Was blieb mir noch anderes? Ein Vater, der mich hasste, eine Tante, die mich nur als Möglichkeit sah, dem Magier zu schaden, eine Stieffamilie, der ich auch nicht gerade nahe stand. Snows dämliches Gesicht am Morgen war es, das mich jeden Tag aufstehen ließ. Ohne ihn, würde ich zu Grunde gehen.
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich noch in der Dusche stand, bevor ich rausging und mich anzog. Draußen war es bereits Dunkel. Snow, der dauernd Weihnachtslieder summte, war der einzige Grund, dass ich überhaupt noch wusste, dass bald Weihnachten ist. Das Fußballtraining fiel zwar auch aus, aber das fiel mir auch irgendwann nicht mehr auf. Ich legte meine Hände aufs Gesicht und ließ mich stöhnend aufs Bett fallen. Ich müsste wieder nach Hause.
Ich lerne, bis Snow vom Teetrinken zurückkehrt. Wir haben noch einige Prüfungen vor uns und wenn ich Snow schon nicht töten kann, will ich meinem Vater wenigstens berichten können, dass ich immer noch Jahrgangsbester vor Brunce bin.
Snows Wangen sind von der Kälte gerötet, einige Schneeflocken schmelzen noch in seinen Locken. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass es angefangen hatte zu schneien. Er summte wieder. Ich glaube, es sollte Have yourself a merry little Christmas sein, aber er traf nicht alle Töne. Ich tue so, als würde ich weiter lernen, aber ich kann mich kaum auf die Wirkung von >keine Bewegung< konzentrieren, die eigentlich auf der Hand liegt, während Snow summend seine Kleidung einsammelt, um duschen zu gehen.
„Ist was?" Ich muss mich zusammenreißen, nicht zusammenzuzucken. Scheiße, ich habe gestarrt und er hat es gemerkt. Ich bin dankbar, dass ich noch nicht jagen war und so auch nicht rot werden konnte. „Ich kann mich nicht konzentrieren." murmele ich, was nicht einmal gelogen ist. Ich erkenne die Chance zu gehen, ohne, dass es auf ihn verdächtig wirkt, was garnicht so leicht ist, da er alles verdächtig findet, schließe mein Buch, ziehe meine Jacke an und verlasse das Zimmer. So wird er vermutlich denken, dass ich woanders lerne und ich kann in den Katakomben jagen gehen. Es schneit draußen immer noch, der Boden ist schon von einer leichten Schneedecke bedeckt und es knirscht unter meinen Füßen.
In den Katakomben ist es dunkel. Ich lege mein Buch auf den Boden, ziehe meine Jacke aus, die ich eh nicht brauche und fange ein paar Ratten. Am Anfang fand ich es noch ekelig, wie sie rochen und in meinen Händen zappelte, wie sich ihr Fell in meinem Mund anfühlte, aber im Vergleich zu den Alternativen komme ich doch damit klar.
Ich beschließe tatsächlich noch zu lernen. Zum Abendessen muss ich sowieso nicht, da ich mir einfach noch etwas aus der Küche holen werde und niemand wird mich hier stören. Ich lasse das Buch vor mir schweben und blättere nur mit meinem Zauberstab die Seiten um, damit kein Blut die Seiten verschmiert, während ich trinke. Ich merke, wie ich langsam stärker werde und das Blut durch meine Adern fließt.
Irgendwann gehen mir die Ratten aus und ich schaue auf meine Uhr. Das Abendessen ist fast vorbei, also stehe ich auf, schließe mein Buch und drehe mich zur Wand. >Spiegelein, Spiegelein an der Wand< Ich schaue auf die spiegelnde Fläche, die ich geschaffen habe und wische mir mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht. Früher habe ich dazu einen gewöhnlichen Reinigungszauber benutzt, aber seit ich einmal unkonzentriert war und meine Augenbrauen verschwinden lies, reinige ich lieber das Taschentuch und halte meinen Zauberstab aus meinem Gesicht fern.
Snow lag bereits auf seinem Bett, als ich nach einem kurzen Umweg in die Küche, das Zimmer betrete. Wir ignorieren uns, so gut es geht und ich ziehe mich, ihm zu liebe, im Badezimmer um.
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Make the Yuletide gay
FanfictionSimon Snow möchte nichts weiter, als eine ruhige Weihnachtszeit, aber er ist halt Simon Snow, der Auserwählte, der Erbe des Magiers und der Zimmergenosse von Tyrannus Basilton Grimm-Pitch... Ein Snowbaz-Adventskalender Wir versuchen jeden Tag bis W...