22.Kapitel

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Baz

Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie es mir wirklich geht. Ich versuche immer wieder zu verdrängen, was passiert ist, versuche entspannt und glücklich zu wirken. Ich sollte glücklich sein. Simon lebt, ich lebe, er scheint meine Gefühle für ihn zu erwidern und ich werde nie wieder mitansehen müssen, wie er und Wellbelove sich beim Essen an den Händen halten. Er ist zu mir gekommen, obwohl er nicht einmal wusste, was mit mir los war oder wo ich eigentlich hinwollte. Er hat mich davor bewahrt, einen riesigen Fehler zu machen, aber ich hätte nicht einmal daran denken dürfen, diesen Fehler zu begehen. Ich brauche frische Luft und öffne das Dach meines Autos. Der Wind in meinem Gesicht tut gut und ich schließe meine Augen. Dann fällt mir ein, dass es Winter ist und Simon anders als ich in der Lage ist zu frieren. „Ist dir kalt?"

Simon hat ebenfalls die Augen geschlossen und den Kopf nach hinten gelegt. Er ist atemberaubend schön. Als er mich hört, schaut er auf und schüttelt lächelnd den Kopf. Dann stutzt er und richtet sich auf. Ich habe sein Lächeln nicht erwidert. „Halt mal an." Ich gehorche und fahre an den Straßenrand. Als das Auto zum Stehen kommt, lasse ich den Kopf sinken, meine Hände, die noch immer das Lenkrad umklammern, fangen wieder an zu zittern. Simon nimmt eine von ihnen und hält sie fest. „Willst du darüber reden?" Ich atme tief ein und wieder aus. „Ich hätte ihn fast umgebracht." flüstere ich und ich spüre bereits, wie die Tränen wiederkommen. „Hast du aber nicht." meinte Simon und ich drehte mich zu ihm. „Nur, weil du da warst." fauche ich und es tut mir schon vorher leid, aber... Ich reiße meine Hand von ihm los und stütze meinen Kopf ab. „Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich ihn umgebracht. Vor Daphne und Mordelia..."

„Du warst wütend..." „Das ist keine Entschuldigung! Ich wollte meinen Vater umbringen!" Ich spüre seine Hand auf meiner Schulter. „Ich glaube nicht, dass du das wolltest." Er hat recht, ich wollte es nicht. „Das ändert aber nichts daran, dass ich ihn hasse. Ich habe mir immer verboten ihn zu hassen, mir eingeredet, dass er garnicht so schlecht ist. Ich habe alles gemacht, was er mir aufgetragen hat. Ich habe versucht, dich zu töten, obwohl ich es nicht wollte. Er hat mich gezwungen, er hat mir die Schuld am Tod meiner Mutter gegeben... aber ich habe ihn nie gehasst. Jetzt hasse ich ihn Simon. Ich hasse ihn." Simon sieht mich traurig an. „Er hat dir wehgetan. Du darfst ihn hassen." „So fühlt es sich aber nicht an. Ich fühle mich schlecht, weil ich ihn hasse. Ich hasse mich selbst dafür..." „Baz..." „Nein! Es ist nicht okay! Er ist immer noch mein Vater. Man sollte seinen Vater nicht... Ich sollte meinen Vater nicht hassen. Er ist meine Familie, Simon. Ich habe... hatte nur die eine Familie."

Simon greift wieder nach meinen Händen. „Du kannst dir deine Familie nicht aussuchen. Du hast keinen Einfluss darauf, ob du sie liebst oder nicht." Er seufzte. „Meine Familie hat mich verlassen. Die Betreuer im Heim haben mich eines morgens einfach gefunden. Mein Name stand auf meinem Arm." Überrascht schaue ich auf. Das wusste ich noch gar nicht. Ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, was mit Simons Eltern passiert ist. Ich bin immer davon ausgegangen, dass sie gestorben sind. „Ich vermisse sie nicht. Anfangs habe ich mich auch schlecht deswegen gefühlt, aber mir ist klar geworden, das ich allen Grund habe, sauer auf sie zu sein." Er blickt mich ernst an. „Du hast auch jedes Recht dazu, auf deinen Vater wütend zu sein. Und wenn du ihn hasst, dann ist das eben so. Dann hat das einen Grund und er verdient es nicht, dass du dir deswegen Vorwürfe machst." Er beugt sich zu mir rüber und küsst mich. „Du kannst dir deine Freunde aussuchen, Baz." flüstert er. Meine Augen sind geschlossen. „Freunde, die für dich da sind, wenn deine Familie es nicht ist. Ich habe Penny. Ohne sie wäre ich völlig aufgeschmissen." Meine Mundwinkel zogen sich nach oben. Ich stimme ihm da völlig zu. „Und du hast mich." Ich öffne meine Augen und schaue ihn an. Er ist genau vor mir und ich lege meine Hand an seine Wange. „Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Verspro..." Weiter kommt er nicht, weil ich mich nun ebenfalls zu ihm beuge und unsere Lippen aufeinander treffen.

Ich spüre seine eine Hand an meinem Hinterkopf, die andere an meinem Nacken. Es ist der bisher längste Kuss. Aber ich merke, dass Simons Gesicht kalt ist und er zittert leicht, also löse ich mich von ihm. „Dir ist kalt." she ich und lächle leicht. Seine Wangen sind gerötet. „Ein bisschen." gibt er zu. Ich starte den Motor, schließe das Dach und mache die Heizung an. „Danke." sage ich und Simon grinst. „Wofür? Weil ich vermutlich schwul bin?" Ich lache und fahre an. „Auch. Aber das ist mir eigentlich egal, solange du mich weiterhin küsst." „Okay." Lächelnd schaue ich auf die Straße. „Danke für alles." Ohne ihn, wäre ich auch aufgeschmissen.

Make the Yuletide gayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt