Kapitel 30: Ich leide nicht wegen dir

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Haruka

Es ist früher Vormittag und ich sitze aufrecht im Bett. Ich bin unbeschreiblich glücklich. Natürlich fühle ich mich immer noch nicht ganz auf der Höhe. Nach einer Operation ist das wohl auch nicht verwunderlich und das Krankenhaus schlaucht mich schon ein bisschen, aber gerade ist alles wundervoll. Alle sind hier und es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Auch wenn ich, weil ich im Bett liege, im Mittelpunkt stehen müsste, so bin ich gerade nicht im Fokus der Aufmerksamkeit. Alle Aufmerksamkeit ruht auf Makoto, Rin, Rei und Nagisa, die auf dem Boden vor den Sofas sitzen und sich mit den Zwillingen beschäftigen. Die Restlichen stehen darum herum oder sitzen auf den Sofas, sodass ich vollkommen außen vor bin und mich unbeobachtet entspannen kann. Mein Blick liegt die ganze Zeit auf Makoto. Ich bin unheimlich glücklich ihn wieder so fröhlich zu sehen. Seine Augen funkeln wieder in seinem wunderschönen Grün. Gestern noch, oder die Tage davor, wirkten seine Augen so grau und hatten jeglichen Glanz verloren, aber nun scheinen sie vor Aufregung und Freude zu tanzen. Er spielt gerade mit den Zwillingen, treibt nebenbei immer wieder Späße mit Rei, Nagisa oder Rin oder er spricht mit den Herumstehenden. Er sieht so fröhlich aus und strahlt so stark wie die Sonne. Seine Heiterkeit erhellt den ganzen Raum und auch mir tut die ausgelassene Stimmung gut. Es ist wie Balsam bei ihnen zu sein, aber trotzdem nicht so unter Beobachtung zu stehen. Es ist wirklich schön und ich kann mich regenerieren. Nicht einmal meine Eltern sehen zu mir. Makoto hält alle Blicke von mir fern, weil er meine Wünsche lesen kann, ohne dass ich sie aussprechen muss. So betrachtet ist er meine beste Medizin. Nur in seiner Anwesenheit kann ich mich so fallen lassen und auch wenn ich es sonst niemals machen würde, so lehne ich mich zurück und schließe meine Augen. Bei Makoto kann mir nichts passieren, er passt auf alles auf.


„Haru.", werde ich von Makoto sanft geweckt. Etwas verschlafen schlage ich meine Augen auf und muss verwirrt feststellen, dass wir alleine im Zimmer sind. „Die Anderen sind schon draußen. Möchtest du auch raus oder fühlst du dich noch nicht gut genug dafür?", fragt Makoto vorsichtig und lässt mir damit die Wahl, ob ich mit ihm alleine im Zimmer bleiben will oder lieber mit den Anderen zusammen nach draußen gehen will. Ich richte mich auf und gebe ihm damit die Antwort. Makoto schmunzelt kurz und ruft eine Schwester, die nochmals meine Vitalzeichen überprüft und mich von den Geräten trennt. Heute Morgen schon hatte mir der Arzt gesagt, ich solle mich heute ein bisschen bewegen und am besten einen Spaziergang machen, da ich dazu in der Lage sein sollte. Gerade fühle ich mich wirklich danach, nehme die erstbeste Kleidung aus dem Kleiderschrank und ziehe mich zügig an.

Gleich danach lasse ich mich jedoch wieder aufs Bett sinken. Ich bin doch erschöpfter, als angenommen. „Soll ich dir lieber einen Rollstuhl holen?", fragt Makoto vorsorglich, aber ich schüttele sofort den Kopf. Ich will definitiv nicht mit einem Rollstuhl herumgefahren werden. Um meine Meinung noch zu verstärken, erhebe ich mich und gehe schnurstracks aus dem Zimmer. Makoto folgt mir und ich brauche ihn gar nicht zu sehen, um zu wissen, dass er über meine Sturheit schmunzelt. Aber irgendwie scheint mein Körper meine Meinung nicht unterstützen zu wollen. Wir sind nicht einmal beim Ende des Ganges und ich kann jetzt schon nicht mehr. Makoto legt ungefragt seinen Arm um meine Taille und stützt mich so. „Ich kann dich auch tragen.", sagt er witzelnd und fasst mich fester, weil ich beinahe gestolpert wäre. Eigentlich behagt es mir nicht, mich so gehen zu lassen, aber von ihm getragen zu werden, löst sofort ein wohliges Kribbeln bei mir aus. Aber vor den Anderen will ich das keinesfalls, also reiße ich mich zusammen und trenne mich sogar von Makoto, als wir aus dem Eingang treten. Ich will unter keinen Umständen so von den Anderen gesehen werden. „Haru-Schatz.", seufzt Makoto, weil er nicht daran glaubt, dass ich lange durchhalte, aber ich mich dennoch stur stelle. „Ich habe doch gesagt, ich sage oder zeige es dir nächstes Mal.", sage ich nur, um ihn auf mein Versprechen aufmerksam zu machen. Makoto nickt, aber flüstert mir „Ich mache mir aber dennoch Sorgen um dich." ins Ohr. Unweigerlich werde ich leicht rot und kann mir nichts schöneres Vorstellen als jetzt in seinen Armen zu liegen, aber stattdessen entdecken wir jetzt die Anderen in der Ferne.

♥ Für immer mit dir schwimmen ♥ MakoharuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt