24. Dezember (Teil 1)

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Luca und Christina feiern ihr erstes gemeinsames Weihnachten mit ihren Familien. Bei so vielen Lufts und Hännis auf einem Haufen kann das nur Chaos geben. Doch letztendlich ist auch das chaotischste Weihnachtsfest ein magisches Erlebnis, solange man es mit Menschen verbringen kann, die man liebt. ❤️ (Established Relationship, insgesamt 14.626 Wörter) 

In diesem Sinne fröhliche Weihnachten und herzlich willkommen zum letzten Türchen dieses Adventskalenders meine Lieben! 🎄☃️ Ich hoffe ihr könnt trotz der Einschränkungen einen schönen Weihnachtstag mit eurer Familie verbringen und freut euch ein bisschen über dieses extralange Weihnachtskapitel. 😌(Ich bin leider mal wieder etwas ausgeschweift, deshalb wird es vier Teile geben, die ich über den Tag verteilt hochladen werde.🙈😜)

Luca

„Na, bereit?" Voller Vorfreude auf die kommenden Tage drehe ich meinen Kopf zu Christina, die neben mir auf dem Beifahrersitz meines VWs sitzt. Heute sind wir in der Schweiz, wo wir dieses Jahr das erste Mal zusammen mit Christinas und meiner Familie bei meinen Eltern Weihnachten feiern und ich kann es gar nicht mehr abwarten, endlich wieder Zuhause zu sein. Als Musiker bin ich es zwar gewohnt, lange nicht zuhause zu sein oder meine Familie nicht oft zu sehen aber an Weihnachten nach Hause zu kommen löst immer noch ein ganz besonderes Gefühl von Geborgenheit in mir aus. „Nicht wirklich", murmelt meine Freundin jetzt allerdings zu meiner totalen Überraschung und ich sehe sie verwirrt an. „Aber wieso denn? Du hast dich doch auch die ganze Zeit darauf gefreut endlich wieder in die Schweiz zu kommen und meine Eltern wieder zu sehen."
„Ja schon, aber..." Sie bricht ab und schüttelt den Kopf, bevor sie versucht ein möglichst überzeugendes Grinsen aufzusetzen. „Ach egal, vergiss es. Das wird bestimmt super", versucht sie mich zu besänftigen aber ich durchschaue ihre Fassade sofort, was mich besorgt die Stirn runzeln lässt. Weil ich aber weiß wie sturköpfig Christina sein kann, belasse ich es erstmal dabei und nehme mir stattdessen vor, sie einfach später nochmal darauf anzusprechen. Doch Christina scheint mein Schweigen als etwas ganz anderes aufzufassen, denn sie schluckt hörbar, während sie den Blick abwendet, um mich bloß nicht ansehen zu müssen. „Tut mir leid, ich wollte dir nicht die Stimmung vermiesen", murmelt sie schuldbewusst und spielt nervös mit ihren Fingern. „Ich weiß ja, wie sehr du dich auf deine Familie und auf Weihnachten freust und jetzt hab ich..." „...überhaupt nichts verdorben", unterbreche ich sie schnell, weil ich ganz genau weiß, welche Gedanken sie sich schon wieder macht. „Und jetzt genieß erstmal die Fahrt und freu dich ein bisschen", füge ich gespielt streng hinzu, aber auch wenn Christinas Lächeln schon besser aussieht als zuvor, geht das schräge Gefühl in meinem Magen nicht weg. Und auch ein paar Minuten später, als ich den Wagen in der Auffahrt meines Elternhauses abgestellt habe, hat sich Christinas Nervosität nicht gelegt. Ganz im Gegenteil. Die Zähne fest in ihre Unterlippe gebohrt steht sie etwas hilflos auf dem großen Vorplatz, ihren Koffer neben sich, und sieht sichtlich aufgeregt zu dem rustikalen Haus hoch, in dem wir schon einige Male zusammen zu Besuch waren. Schon als wir in die Straße eingebogen sind konnte ich die unzähligen funkelnden Lichter erkennen, die das ganze Grundstück schmücken doch im Moment habe ich erstmal nur Augen für Christina. "Hey, Schatz", spreche ich sie vorsichtig an. "Was ist denn los? Bitte sprich mit mir, okay? Ich mach mir Sorgen um dich." Im nächsten Moment schießt mir ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf und ich reiße erschrocken die Augen auf. "Oder geht's dir nicht gut?" Mit zwei großen Schritten bin ich bei ihr und lasse besorgt meinen Blick über ihren Körper gleiten. "Tut dir was weh? Wenn du krank wirst können wir auch wieder zu mir fahren, damit du dich hinlegen kannst. Dann feiern wir Weihnachten eben alleine, das ist gar kein Problem, ich kann meine Eltern ja auch noch wann anders sehen und...", plappere ich hektisch drauf los und werde erst von Christinas Kopfschütteln unterbrochen. "Das ist es nicht, Luca. Auch wenn es wirklich süß von dir ist, dass du dir so Sorgen machst, mir geht's gut. Wirklich", beruhigt sie mich mit einem ehrlich dankbaren Lächeln auf den Lippen, das aber schnell wieder verschwindet, als ihre Nervosität zurückkehrt. Trotzdem stoße ich erstmal erleichtert die Luft aus. Wenn es Christina nicht gut gehen würde und sie nur meinetwegen mit hierher gekommen wäre, hätte ich mir das nie verziehen. "Aber was ist es denn dann?", wiederhole ich meine Frage von vorhin verwirrt, worauf ich aber erstmal nur Stille zur Antwort kriege. Erst nach ein paar Sekunden, in denen ich mir hilflos durch die Haare gefahren bin, platzt es auf einmal aus ihr heraus: "Was ist, wenn die Feiertage komplett furchtbar werden?" Bei Christinas Worten schnellt mein Kopf nach oben und ich starre sie ungläubig an. "Wie kommst du denn da drauf?" Christina zuckt erst schüchtern die Schultern, doch dann scheint auf einmal etwas in ihr aufzubrechen und sie wirft verzweifelt die Arme in die Luft - oder zumindest soweit das mit ihrer Tasche in ihren Händen möglich ist. "Kennst du nicht die ganzen Horrorstorys von den Familienfesten? Und dann ist das auch noch das erste Treffen! Das wird eine einzige Katastrophe, ich weiß ja nicht mal ob unsere Familien sich verstehen!" Bevor meine Freundin noch hyperventiliert und wegen akuter Atemnot den Löffel abgibt, greife ich schnell nach ihrem Arm und sehe sie eindringlich an. "Bist du wahnsinnig? Meine Familie liebt dich abgöttisch, wahrscheinlich mehr als mich und es ist ja wohl offensichtlich, dass das bei deinen Eltern und deiner Schwester genauso sein wird. Also hör bitte auf dir solche Gedanken zu machen", befehle ich ihr immer noch kopfschüttelnd und drücke beruhigend ihren Arm, woraufhin sie mich zwar schon etwas ruhiger, aber immer noch leicht skeptisch ansieht. "Bist du dir sicher?"
"Zweihunderttausendprozentig." Scherzhaft hebe ich zwei Finger wie zu einem Schwur und mein Herz macht einen erleichterten Satz, als Christina mich jetzt endlich schüchtern anlächelt.
"Okay."
"Gut, dann wäre das ja geklärt." Zufrieden nähere ich mich ihrem Gesicht und drücke ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen, bevor ich meine Hand in ihre schiebe um sie mitsamt unserem Gepäck hinter mir her in Richtung Haustür zu ziehen. "Dann lass uns mal reingehen, nicht dass mein Bruder noch einen Suchtrupp losschickt, weil er denkt wir sind irgendwo im Schnee verloren gegangen", zwinkere ich ihr zu, was sie zum Glück ebenfalls zu schmunzeln bringt. Als ich die Stufe zum Eingang hochsteige, breitet sich automatisch ein Lächeln auf meinen Lippen aus, als mein Blick auf den kleinen Adventskranz mit den bunten, selbst bemalten Figuren fällt, den Annina und ich als Kinder gebastelt haben und den meine Mutter jedes Jahr aufs Neue dort aufhängt. Sofort ist das warme Gefühl wieder da und ich beeile mich die Klingel zu drücken, weil ich es gar nicht mehr erwarten kann, meine Familie gleich wieder zu sehen. Offensichtlich scheint es meinem Bruder genauso zu gehen, denn so schnell wie sich die Tür daraufhin öffnet hat er sich entweder in Flash verwandelt oder er hat bereits im Flur auf mich gewartet. Oder wohl eher auf Christina, wie ich ein paar Sekunden später feststellen muss, als er in unser Blickfeld tritt und sich strahlend erstmal meiner sichtlich überrumpelten Freundin zuwendet. "Da seid ihr ja endlich!", ruft er euphorisch, ehe er sie überschwänglich in seine Arme zieht. Tatsächlich überrascht mich der Gefühlsüberschwang meines Bruders ein wenig, denn normalerweise ist er eher der brummelig-ruhige Teddybär, der sich lieber im Stillen freut. Dass er jetzt so reagiert, zeigt nochmal mehr, wie sehr er Christina schon in sein Herz geschlossen hat und lässt mein Herz einen glücklichen Hüpfer machen. Stolz stehe ich neben den beiden und sehe zu, wie er meine Freundin fest gegen seine Brust zieht und sie etwas überfordert ebenfalls ihre Arme um ihn legt. "Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich freue, dass Luca dich mitgebracht hat", höre ich Cyril sagen, bevor er Christina wieder von sich wegdrückt und uns mit einer Handbewegung bedeutet, einzutreten. "Kommt rein, kommt rein. Mama redet schon den ganzen Tag von nichts anderem mehr als von Christina", sagt Cyril jetzt an mich gewandt und klopft mir zur Begrüßung einmal brüderlich auf die Schulter, bevor er sich wieder meiner Freundin zuwendet und sie amüsiert angrinst. "Sie freut sich so unglaublich, dich wiederzusehen, dass man meinen könnte ihr wärt das letzte halbe Jahr über am anderen Ende der Welt gewesen. Annina feiert dieses Jahr Weihnachten bei ihrem Freund und du bist mittlerweile quasi ihre zweite Tochter." Jetzt lächelt auch Christina schüchtern, und ich nutze den kurzen Moment, in dem Cyril sich umdreht um uns ins Haus zu führen, um ihr einen schnellen Kuss auf die Wange zu hauchen. "Ich hab doch gesagt, sie lieben dich", flüstere ich lächelnd, was Christina wieder dieses herzensbrechende Strahlen entlockt, das ich so an ihr liebe und ich drehe mich schnell weg, weil mein Herz sonst wohl aus meiner Brust gesprungen wäre. Also folgen wir meinem Bruder ins Wohnzimmer, wo meine Mama schon damit beschäftigt ist, den Esstisch zu dekorieren. Kaum habe ich einen Fuß über die Schwelle gesetzt - Christina dicht an meiner Seite - umhüllt mich auch schon der weihnachtliche Geruch von Plätzchen, Zimt und Tannennadeln, der bereits das ganze Haus erfüllt. Lange Zeit für nostalgische Gefühle bleibt mir allerdings nicht, denn meine Mama braucht nur ein paar Sekunden, um unsere Anwesenheit zu bemerkten und dann ist es vorbei mit jeglicher Ruhe. Kaum hört sie unsere Schritte, reißt sie sich so schwungvoll von ihrer Deko-Kiste los, dass prompt ein riesen Haufen Lametta zu Boden segelt aber das stört sie nicht im Geringsten. Viel zu beschäftigt ist sie damit mit einem lautstarken "Luca!" zu mir zu stürzen und mich so fest in ihre Arme zu ziehen, dass mein Koffer mit einem lauten Rumms dem Lametta Gesellschaft leistet. In dem Moment, in dem mir ihr vertrauter Geruch in die Nase steigt, ist das allerdings erstmal Nebensache und ich lege glücklich ebenfalls meine Arme um sie. Christina, die bisher lächelnd aber immer noch ein wenig unsicher an der Seite gestanden hat, ist gleich als nächstes an der Reihe und wird von meiner Mama ebenfalls in eine feste Umarmung gezogen. "Wie hübsch du wieder aussiehst!" Begeistert lässt meine Mama ihren Blick über Christinas Erscheinung gleiten und obwohl sie nur einen übergroßen Strickpullover und zerrissene Jeans trägt, kann ich ihr nur zustimmen und drücke meiner Freundin schnell einen Kuss auf die rote Wange, während sie mit einem breiten Lächeln den Kopf senkt. "Dankeschön", murmelt sie etwas verlegen, bevor sie interessiert die ganzen Dekoartikel mustert, die überall im Wohnzimmer verteilt liegen und wohl irgendwann ihren Platz auf dem langen Esstisch finden sollen. "Können wir dir was helfen?", höre ich sie höflich fragen, während ich meinen Koffer wieder in eine senkrechte Position befördere, was mir schon wieder ein kleines Grinsen aufs Gesicht zaubert. „Ach, das ist wirklich lieb von dir Christina. Aber ihr seid ja erst angekommen!", lacht meine Mama, während sie meiner Freundin eine Hand auf den Arm legt. „Wie wärs, wenn ihr erstmal nach oben geht und euch ein bisschen ausruht und frisch macht? Ich kümmere mich dann solange um das Mittagessen und hol euch, wenn ich euch brauche." Ich bemerke, wie Christina sich ein Lachen verkneifen muss, als meine Augen bei dem Wort Mittagessen sofort zu strahlen beginnen und ich bin froh, dass die Nervosität von vorhin zumindest zeitweise von ihr abgefallen zu sein scheint. „Hast du etwa schon wieder Hunger?", fragt sie mich amüsiert, während ich meiner Mutter ebenfalls noch einen kurzen Kuss auf die Wange hauche und dann nach unserem Gepäck greife, um damit vor Christina her die Treppen ins Obergeschoss zu erklimmen. „Hey, wir haben heute nicht mal richtig gefrühstückt, da darf ich ja wohl noch Hunger haben", empöre ich mich und werfe Christina über meine Schulter hinweg einen leidenden Blick zu. Dass das mit dem ausgefallenen Frühstück meine Idee war, weil meine Mama einfach immer das beste Essen kocht und ich immer viel zu schnell satt bin – und das will was heißen – lasse ich geflissentlich weg. Leider ist Christinas Gedächtnis noch vollkommen in Ordnung, denn das Augenrollen, das ich zur Antwort kriege, zeigt deutlich, dass sie sich noch genau daran erinnert, wessen Idee das war. Bevor sie allerdings die Chance hat mir noch eine richtige Antwort zu geben, erreichen wir mein altes Kinderzimmer und ich stoße grinsend die Tür auf. "É voila, da wären wir." Mit einer Handbewegung bedeute ich Christina einzutreten und sie sieht sich sofort staunend in dem kleinen Raum um. Seit meinem Auszug vor einigen Jahren hat sich hier kaum etwas verändert und so fühlt es sich jetzt fast ein bisschen wie eine Zeitreise an, wieder hier zu sein. Direkt neben der Tür steht immer noch das kleine Keyboard, auf dem ich das Spielen gelernt habe und sogar meine alte Gitarre lehnt noch neben meinem Bett in der Ecke, was Christina jetzt ebenfalls mit leuchtenden Augen bemerkt. Obwohl wir schon einige Male bei meinen Eltern zu Besuch waren, hatte sie nie die Chance das Obergeschoss zu sehen. Bisher haben wir ja schließlich immer in meiner Wohnung geschlafen aber nachdem wir befürchtet haben, dass heute Abend keiner mehr in der Lage sein wird ein Auto zu fahren, haben wir kurzerhand beschlossen, einfach gleich hier zu übernachten. Da wir aber kein richtiges Gästezimmer haben, läuft das allerdings darauf hinaus, dass Christina und ich in meinem alten Kinderzimmer schlafen müssen und uns damit auch zwangsläufig mein schmales Jugendbett teilen werden, auf dem sie sich jetzt niederlässt. Mit großen Augen sieht sie sich immer noch um und ich lächle leicht, als ich sie so beobachte. "Du starrst", reißt mich ihre amüsierte Stimme auf einmal aus den Gedanken und ich grinse ertappt. "Sorry. Aber meine Mama hat Recht, du siehst wirklich toll aus", rechtfertige ich mich schließlich schulterzuckend und beuge mich grinsend zu ihr herunter, um ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Allerdings hab ich da die Rechnung ohne meine Freundin gemacht, denn die denkt gar nicht daran, mich wieder loszulassen.

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