Lucas perfekte, kleine Weihnachtswelt.
(Established Relationship, 1021 Wörter)Luca
Blinzelnd schlage ich die Augen auf. Ich weiß nicht was mich weckt und auch als ich die Augen öffne und meinen Blick durch den Raum schweifen lasse, finde ich keinen Grund, der mich aus dem Schlaf gerissen haben könnte. Die Lichter des Christbaums leuchten noch genauso schön wie vor ein paar Stunden und tauchen den Raum in einen warmen, goldenen Schein, während aus dem Lautsprecher leise die letzte Strophe von "All I Want for Christmas" klingt. Mein Blick gleitet zu Christina und automatisch breitet sich ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht aus. Zusammengerollt liegt sie auf meiner Brust, die Faust in den weichen Stoff meines Pullovers gekrallt und schläft seelenruhig. So vorsichtig wie möglich strecke ich mich nach meinem Handy und ziehe eine Grimasse, als meine Muskeln gegen die Bewegungen protestieren. Schön langsam sollte ich echt wissen, dass ich es nicht vertrage auf der Couch zu schlafen. Auch mein Arm, auf dem Christina liegt, ist schon längst eingeschlafen, aber ich bringe es einfach nicht übers Herz sie aufzuwecken. Also werfe ich schnell einen Blick auf den blendenden Bildschirm und schließe stöhnend die Augen, als ich die Uhrzeit erkenne. Die Bewegung scheint auch Christina zu wecken, denn die Finger in meinem Pulli lösen sich schön langsam und im nächsten Moment ertönt irgendwo in der Nähe meiner Brust ein schläfriges Murmeln. "Wie spät ist es?" Beim Klang ihrer Stimme breiten sich schon wieder die altbekannten Schmetterlinge in meinem Magen aus und ich sehe mit einem leichten Lächeln auf den Lippen auf sie herunter. "Ein Uhr morgens", antworte ich leise und ziehe mit meiner freien Hand die weiche Fleecedecke weiter über ihren Körper, die im Laufe der letzten Stunde heruntergerutscht sein muss. Statt meine Hand danach wegzunehmen, schlinge ich den Arm um sie und drücke sie fester gegen meinen Oberkörper, während sie ihre Nase seufzend in meinem Pulli vergräbt. Sanft platziere ich einen Kuss auf ihrem Scheitel, ehe ich gedankenverloren anfange, mit behutsamen Bewegungen über ihren Rücken zu streichen. Eine ganze Weile lang sagt keiner von uns ein Wort und wir genießen einfach nur die Anwesenheit des anderen. Irgendwann regt sich Christina langsam und hebt widerwillig ihren Kopf von meiner Brust, um mich ansehen zu können. Mein eingeschlafener Arm protestiert schmerzhaft und ich verziehe das Gesicht, als das Blut langsam wieder zu fließen anfängt. Christinas schläfrige Stimme lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf sie und schon ist das nervige Kribbeln in meinem Arm vergessen. "Ich glaub wir sollten ins Bett gehen. Wir müssen früh raus, wenn wir rechtzeitig bei deinen Eltern sein wollen", murmelt sie und ich seufze leise. Versteht mich nicht falsch, normalerweise bin ich gern bei meinen Eltern, vor allem wenn ich Christina mitnehmen kann, aber im Moment sieht die Fahrt dahin nicht mehr so verlockend aus. Nicht, wenn es draußen kalt und dunkel ist und erst recht nicht, wenn ich stattdessen mit Christina hier liegen bleiben und kuscheln könnte. "Erinnere mich nächstes Jahr bitte dran, meiner Mutter zu sagen, dass wir erst zum Abendessen kommen", grummle ich und verfestige meinen Griff um ihren Körper, während Christinas Kichern mir zum wiederholten Mal eine Horde Schmetterlinge durch den Körper schickt. "Mach ich", lächelt sie, bevor sie ihren Kopf wieder auf meiner Brust ablegt aber diesmal nicht, ohne einen sanften Kuss auf der freie Haut über meinem Pulloverkragen zu platzieren. Wieder verfallen wir in angenehmes Schweigen. Während meine Finger geistesgegenwärtig kleine Muster auf Christinas Rücken zeichnen, denke ich darüber nach, wie selbstverständlich ich angenommen habe, dass sie nächstes Jahr noch bei mir sein würde und wie selbstverständlich sie mir das bestätigt hat. Es ist kein neuer Gedanke für mich, dass ich sie nie wieder gehen lassen will aber wir haben nie über unsere gemeinsame Zukunft gesprochen, weder in Bezug auf unsere durch 600 Kilometer getrennten Wohnorte noch auf unsere Jobs. Aber ich weiß, dass ich mir eine Zukunft ohne sie beim besten Willen nicht mehr vorstellen kann - oder will. Anfangs hat mir der Gedanke Angst gemacht, schon nach ein paar Monaten so starke Gefühle für Christina entwickelt zu haben, aber hier zu liegen, so wie jetzt? Es würde mir definitiv nichts ausmachen, das jedes Weihnachten zu tun. Oder jeden Abend, um genau zu sein. Gedankenverloren hebe ich die Hand und streiche Christina sanft durch die Haare, was ihr ein zufriedenes Seufzen entlockt. "Frohen Nikolaustag, Schatz", flüstere ich leise und das Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie den Kopf hebt, strahlt heller als jedes Licht am Weihnachtsbaum. "Dir auch, Luca", flüstert sie zurück und schiebt sich ein wenig nach oben, um ihre Lippen zärtlich auf meine zu legen. Wie automatisch vertiefe ich den Kuss und spüre das Lächeln auf ihren Lippen, als meine Hand in ihre Haare wandert, um sie näher zu mir zu ziehen. Erst als wir langsam keine Luft mehr bekommen, lösen wir uns widerwillig voneinander. "Na komm, lass uns ins Bett gehen", flüstert Christina leise und streicht mir nochmal liebevoll mit den Fingern durch meine Locken. Ohne auf meine Antwort zu warten richtet sie sich auf und macht Anstalten aufzustehen aber sie kommt nicht weit. Obwohl ich schon spüre wie die Müdigkeit Besitz von mir ergreift, lässt mich irgendwas an der Stimmung in diesem Augenblick ihre Hand greifen, sodass sie jetzt auf meiner Hüfte sitzen bleibt. "Was ist?" Schmunzelnd blickt Christina auf mich herunter, während sie sich mit einer Hand auf meiner Brust abstützt. "Sag bloß, dass du jetzt Geschenke auspacken willst?", zieht sie mich auf aber ich schüttle nur den Kopf. "Ich brauch keine Geschenke. Du bist schon mein Weihnachtswunder, mehr wünsch ich mir gar nicht", flüstere ich heiser. Christina lächelt wieder darüber, sanft und strahlend, bevor sie sich vorsichtig zu mir runterbeugt und mich sanft küsst. Als sie sich wieder von mir löst, lässt sie ihre Hand kurz an meiner Wange verweilen und streicht zärtlich mit dem Daumen über die Ränder des Bartes an meinem Kiefer. "Ich liebe dich, weißt du das?" Mein Herz pocht kräftig in meiner Brust und auf einmal habe ich das überwältigende Gefühl, dass es gleich überläuft. "Ich liebe dich auch. So, so sehr", erwidere ich leise, ehe ich sie zurück an meinen Körper ziehe und einfach nur festhalte. Die Fahrt am nächsten Morgen ist ein einziger Horrortrip, aber das war es mir definitiv wert.
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Magnetic Stars
FanfictionLuna Adventskalender 2020 Ein kleiner Adventskalender aus 24 Oneshots, die euch das Warten auf Weihnachten hoffentlich ein bisschen versüßen können. Euch erwartet jeden Tag eine unabhängige Geschichte mit ganz viel Schnee, vielleicht dem ein oder an...