Luca und Christina sind das erste Mal länger voneinander getrennt und das ausgerechnet in den Wochen vor Weihnachten. Aber Luna wären nicht Luna, wenn sie es lange ohne einander aushalten würden. (Established Relationship, 1992 Wörter)
Luca
Ich stehe gerade in einer riesigen Wolke aus Zuckerwatte, als das nervtötende Piepen meines Weckers mich aus dem Schlaf reißt. Murrend wälze ich mich auf den ungewohnten Laken des Hotelbetts herum und taste blind auf dem Nachttisch nach meinem Handy, um endlich diesem verfluchten Ton ein Ende zu bereiten. Schließlich ertaste ich die harten Kanten meines Telefons und kneife geblendet die Augen zusammen. Was müssen diese Bildschirme in der Früh auch immer die Helligkeit eines Baustrahlers haben? Nach ein paar Minuten haben sich meine übermüdeten Augen langsam an das Licht gewohnt und ich lächle schläfrig, als mir mein Hintergrundbild entgegenstrahlt. Es ist ein Bild von Christina und mir, das entstanden ist als wir mit Andrzej und Vica zusammen in der Schweiz wandern waren. Christina hat ihre Arme um meinen Nacken geschlungen, während ich sie eng bei mir halte und sie ihre Lippen in einem sanften Kuss auf meine drückt. Weil sie so klein ist, muss sie sich dafür ganz schön auf die Zehenspitzen stellen, was sie noch viel süßer aussehen lässt und ich seufze leise, als ich an das Gefühl in dem Moment denke. Zu sagen, dass ich sie vermisse, wäre die Übertreibung des Jahrhunderts. Normalerweise würde ich mich jetzt umdrehen und Cristina würde sich an mich drücken, mir meinen Guten-Morgen-Kuss geben und wir würden noch mindestens eine halbe Stunde kuscheln, bevor ich Frühstück machen und wir uns für den Tag fertigmachen würden. Aber nichts davon geht momentan. Seit fast drei Wochen bin ich jetzt schon in der Schweiz unterwegs, um Konzerte und Fernsehauftritte abzuarbeiten, während Christina hunderte Kilometer entfernt in Köln ihren eigenen Verpflichtungen nachgeht. Wahrscheinlich haltet ihr mich jetzt für völlig bescheuert aber mittlerweile tut die räumliche Trennung von Christina fast schon körperlich weh. Mein Herz schmerzt, in meinem Kopf dreht sich alles nur noch um den Gedanken, wann ich sie endlich wiedersehen kann und den ganzen Tag lang muss ich mich zwingen, sie nicht jede freie Minute anzurufen, um zumindest ihre Stimme zu hören. Es ist zum wahnsinnig werden. Mein Blick fällt auf das Datum in der oberen Ecke meines Bildschirms und sofort fängt mein Herz an wieder schneller zu schlagen. Der einzige Lichtblick an dem ganzen Desaster ist nämlich, dass heute der 14. Dezember ist und damit mein letzter offizieller Arbeitstag in der Schweiz. Dank meiner ausgezeichneten Fähigkeit meinem Bruder auf die Nerven zu gehen, hat Cyril gleich nach meinem letzten Termin heute meinen Rückflug nach Köln organisiert, was bedeutet, dass ich morgen um diese Zeit zuhause sein werde. Zuhause in der kleinen Wohnung in Köln, zuhause bei meinem Schatz, zuhause bei Christina. Und noch besser ist, dass sie davon nicht die leiseste Ahnung hat, denn ihres Wissens nach komme ich erst am 23., einen Tag vor Weihnachten und damit erst in knapp zwei Wochen wieder nach Hause. Bei dem Gedanken daran, Christinas überraschtes Gesicht zu sehen, wenn ich auf einmal vor ihr stehe, flattern die Schmetterlinge in meinem Magen gleich nochmal schneller. Das glückliche Gefühl wird allerdings schleunigst wieder aus meinem Körper vertrieben und durch eine wachsende Panik ersetzt, als mein Blick weiter über den Bildschirm wandert. "Scheiße", fluche ich lautstark und springe mit einem so riesigen Satz aus dem Bett, dass ich prompt das Kissen mit mir reiße, aber das geht völlig an mir vorbei. Wenn ich nämlich nicht in einer halben Stunde fix und fertig in Cyrils Auto sitze, dann macht er mich einen Kopf kürzer, das kann ich euch versprechen. Letztendlich muss ich mich also damit abfinden, dem Frühstück zuliebe auf meine morgendliche Dusche zu verzichten und schaffe es gerade noch so, mit fünf Minuten Verspätung zu meinem Bruder ins Auto zu springen.
Christina
Abends in Köln
Genervt rutsche ich auf der Couch hin und her. Zusammengerollt unter meiner dicken Flauschedecke, mit einer kleinen Wärmflasche auf dem Bauch, hab ich mich im Wohnzimmer zusammengerollt und versuche seit Stunden vergeblich einzuschlafen. In meinem Schlafzimmer fühle ich mich furchtbar einsam ohne Luca, weshalb ich zeitweise auf mein Sofa ausgewandert bin. Ich weiß es ist bescheuert, aber so geht es mir schon die ganze Zeit, seit er nicht mehr bei mir ist. Das erste Mal seit wir zusammen sind, sind wir so lange voneinander getrennt und es stört mich gewaltig. Grummelnd werfe ich einen Blick auf die Uhr über meinem Fernseher und stöhne leise auf. Kurz vor zwölf. Seufzend taste ich auf dem Wohnzimmertisch nach meinem Handy und tippe blind darauf herum, bis ich letztendlich auf Lucas Kontakt stoße und der altbekannte Ton aus dem Lautsprecher dringt, während es anläutet. Nur leider geht niemand dran. Stirnrunzelnd starre ich meinen Handybildschirm an, muss aber feststellen, dass es weder an der Verbindung, noch an meinem Telefon liegt. Merkwürdig. Luca geht normalerweise nie ins Bett, ohne mir eine gute Nacht zu wünschen und selbst wenn er schläft, hat er sein Handy eigentlich immer bei sich. Also wieso geht er nicht dran? Ein merkwürdiges Gefühl der Unruhe steigt in mir auf, das sich nur noch verstärkt, als meine Anrufe auch beim dritten, vierten und fünften Mal ins Leere laufen. Fast eine Stunde lang versuche ich noch ihn zu erreichen, ehe ich es aufgebe und schließlich erschöpft in einen tiefen, unruhigen Schlaf falle.
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Magnetic Stars
FanfictionLuna Adventskalender 2020 Ein kleiner Adventskalender aus 24 Oneshots, die euch das Warten auf Weihnachten hoffentlich ein bisschen versüßen können. Euch erwartet jeden Tag eine unabhängige Geschichte mit ganz viel Schnee, vielleicht dem ein oder an...