22. Dezember

683 29 2
                                    

Bei einem kleinen Winterspaziergang durch Kölns weihnachtliche Innenstadt freut sich Luca wie ein kleines Kind über die glitzernden Lichter, während Christina am liebsten Zuhause mit ihm kuscheln würde. Ob Luca sie wohl doch noch mit seiner Weihnachtsstimmung anstecken kann? 🎄❤ (Established Relationship, 1384 Wörter) 

Christina

Es ist kalt. Antarktis-Gefriertruhen-Eisig-Kalt. Sogar mit meinem Marshmallow-Wintermantel, wie Luca das weiße Ungetüm gerne nennt, den drei Schichten Kleidung und den wärmsten Stiefeln, die ich auftreiben konnte friere ich immer noch. Jeder Zentimeter meiner Haut ist mit Gänsehaut bedeckt und bei jedem Schritt zittere ich so gewaltig, dass es mir schwer fällt gerade aus zu laufen. In solchen Situationen bin ich froh, Luca zu haben, der die ganze Zeit meine Hand hält und mich aufgeregt durch Kölns weihnachtlich beleuchteten Straßen zieht, während er mit der anderen Hand auf jede noch so kleine Dekoration zeigt, die er hübsch findet. Und das sind eine ganze Menge. Trotz der Kälte kann ich nicht anders als zu lächeln. Es ist einfach zu süß, wie schnell Luca von einem 26-jährigen Mann zu einem 5-jährigen Kind wechseln kann, wenn es irgendwelche bunten Lichter zu bestaunen gibt, die den dunklen Nachthimmel erhellen. Das hält mich allerdings nicht davon ab, ihn ein bisschen mit meinem Gejammer zu ärgern. "Lucaaa...", jammere ich gedehnt und stupse im Gehen mit meiner Schulter gegen seine. "Ich spüre meine Zehen nicht mehr, im Ernst. Können wir nicht einfach nach Hause gehen?" Luca stöhnt gespielt genervt auf, bleibt dann aber doch stehen und schiebt mich ein Stück weiter an den Rand der Fußgängerzone. Mit einem Lächeln zieht er mich an sich und fast augenblicklich drücke ich meinen Kopf gegen seine Brust und schiebe meine Hände unter seinen Mantel, den er aus nicht nachvollziehbaren Gründen die ganze Zeit offen über seinem Pullover getragen hat. "Ach komm schon, so schlimm ist es doch gar nicht, du kleine Frostbeule. Es ist doch total schön hier draußen!", versucht mein Freund mich zu überzeugen, aber ich schüttle nur murrend den Kopf. "Nein", nuschle ich in den Stoff seiner Jacke. "Mir ist trotzdem kalt." Luca lacht leise und ich spüre, wie er mir liebevoll mit der Hand durch die Haare fährt und ich seufze leise. Na gut, solange wir hier stehen und kuscheln können, leide ich tatsächlich schon ein ganzes Stück weniger. Nicht, dass ich das jemals zugeben würde. "Nur noch ein paar Minuten, okay Schatz? Da gibt es noch einen Stand, den ich unbedingt sehen will und eine Straße, die ist ganz in der Nähe von hier, wo es sogar einen kleinen Weihnachtsmarkt gibt!", bittet Luca flehend und ich begegne seinem Blick mit meinem eigenen, erschöpften Gesichtsausdruck. "Zwei Dinge", murre ich und hebe dafür sogar zwei Finger unter Lucas Mantel hervor, um meine Aussage zu unterstreichen. "Online-Shopping und Google Maps. Damit könnten wir ganz entspannt zuhause in meiner schönen warmen Wohnung auf der Couch liegen und kuscheln, anstatt mir hier eine Nahtoderfahrung zu bescheren." Meine Überdramatisierung entlockt Luca ein leises Lachen und ehe ich mich versehe, hat er sich auch schon zu mir runtergebeugt und seine Lippen ganz sanft auf meine gelegt. Im ersten Moment lasse ich mich noch auf den Kuss ein, doch dann schüttle ich ihn nachdrücklich ab und weiche so weit zurück, wie mein Griff um seinen Körper es zulässt. Verdammter Mistkerl, Luca weiß ganz genau, dass sein Kuss mir völlig das Hirn vernebelt. Aber wenn er meint, dass er mich auf die Weise kriegen wird, dann hat er sich aber geirrt. Böse funkle ich ihn von unten an, aber Luca grinst nur schief. Es ist ja nicht so als würde ich die gemeinsame Zeit mit Luca nicht genießen und Kölns Innenstadt ist wirklich wunderschön um diese Zeit aber nach den letzten Wochen, die wir in Berlin und sonstwo verbracht haben, sehne ich mich nach nichts weiter als ein bisschen Zweisamkeit zuhause. Schließlich haben wir den Großteil der Woche mit unseren eigenen Projekten verbracht und wenn wir am Abend dann endlich zuhause waren, waren wir so fertig mit den Nerven, dass sich unser Liebesleben die meiste Zeit kaum von der Zeit vor unserer Beziehung unterschieden hat. Ist doch klar, dass ich da lieber mit Luca zuhause wäre, als frierend bei gefühlten minus 30 Grad durch die Stadt zu laufen. Wie Luca es schafft nicht selbst zum Eiszapfen zu mutieren, ist mir absolut schleierhaft. Schließlich trägt er selbst nicht mehr als eine Jeans, einen flauschigen Wollpulli und seinen charakteristischen beigefarbenen Mantel und ich frage mich ernsthaft, wie seine Hände noch so warm sein können. Aber gut, Luca selbst scheint weder die Temperatur noch meine fehlende Begeisterung zu stören, denn seine braune Augen funkeln weiterhin mit den Lichtern um die Wette und ich kann nicht anders, als sanft zu lächeln. Seine Wangen sind vor Kälte und Aufregung gerötet und auf seinem Gesicht liegt ein Strahlen, das dem eines kleinen Kinds an Weihnachten gleichkommt. Als er lachend den Kopf in den Nacken legt und zum Himmel hinaufschaut, bin ich so gefesselt von seinem Anblick, dass es genauso gut Sterne regnen könnte, ohne dass ich es mitbekommen würde. Mit einem verliebten Lächeln auf den Lippen verschränke ich unsere Hände miteinander und drücke einen sanften Kuss auf Lucas Handgelenk. "Du siehst wirklich süß aus." Mein Kompliment überrascht ihn und ich kichere leise, als seine Wangen einen noch tieferen Roséton annehmen. Es ist einfach furchtbar niedlich wie verlegen Luca immer noch wird, wenn man ihm Komplimente macht und das obwohl es eigentlich nichts Neues mehr für ihn sein sollte, bei all den Erfolgen, die er in den letzten Jahren feiern konnte. Kurzerhand stelle ich mich auf die Zehenspitzen und drücke ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen, was Luca mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert. "Ach, jetzt bist du auf einmal wieder lieb. Spürst du jetzt doch die Weihnachtsstimmung, oder was?" 
"Naja", grinse ich schief und lasse seine Hand los, sodass ich stattdessen wieder meine Arme um seine Taille schlingen und mich noch enger an seinen Körper kuscheln kann, auf der Suche nach jedem bisschen Wärme, das ich finden kann - frieren tue ich nämlich immer noch wie ein Känguru, das man in der Arktis ausgesetzt hat. "Ich find es einfach schön, dass du die Weihnachtszeit so liebst." Seufzend sehe ich mich über seine Schulter hinweg in der Straße um, betrachte den hell beleuchteten Christbaum und die vielen Girlanden, die fröhlichen Menschen, die glücklich lachend durch die Fußgängerzone spazieren und die vielen kleinen Stände, die weihnachtliche Souvenirs verkaufen. "Wenn du willst können wir noch zu dem kleinen Stand gehen, den du sehen möchtest", gebe ich schließlich nach und mein Herz macht einen Hüpfer, bei der Art wie Luca mich daraufhin ansieht. "Wirklich?", fragt er mit glänzenden Augen. Ich komme kaum dazu überhaupt zu nicken, als Luca mich schon so fest an sich zieht, dass mir beinahe die Luft wegbleibt und überschwänglich lauter kleine Küsse auf meinem Gesicht verteilt, sodass ich mich quietschend in seinen Armen winde. "Luca! Übertreib es nicht!", warne ich ihn quietschend, während ich vergeblich versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Erst als die Leute schon anfangen sich zu uns umzudrehen, lässt er mich los, seine Hände bleiben aber an meinen Hüften liegen. "Ich bin nur glücklich, Schatz, das ist alles", strahlt er und drückt mir gleich nochmal einen Kuss auf die Lippen. "Seit ich klein bin ist Weihnachten mein allerliebster Feiertag und ich freu mich einfach so so sehr, dass ich sie mit der liebsten Person in meinem Leben verbringen darf." Kann ein Herz überlaufen vor Liebe? Ich glaube schon, denn das was ich gerade spüre, fühlt sich ganz genau so an. Und Lucas nächster Satz lässt mein Herz auch nicht unbedingt langsamer schlagen: "Aber wenn dir wirklich zu kalt ist, dann können wir auch nach Hause gehen. Wir können ja wann anders vorbeischauen, wenn es nicht so kalt und deine Nase nicht so rot ist", fügt er mit einem liebevoll amüsierten Grinsen hinzu und haucht mir einen sanften Kuss auf die Nasenspitze. "Nein schon okay", entgegne ich. "Ein bisschen halt ich es für dich schon noch aus. Aber nur wenn wir heute Abend ganz viel kuscheln." Lucas Strahlen wird noch heller, falls das überhaupt noch möglich ist, als er eifrig nickt. "Versprochen!" Fröhlich drückt er mich nochmal an sich, dann sieht er mich mit einem vorsichtigen Grinsen an. "Können wir dann auch noch auf den Weihnachtsmarkt?" 
"Luca! Auf gar keinen Fall!"

Magnetic StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt