Luca und Christina suchen in der Spielwarenabteilung eines großen Kaufhauses Weihnachtsgeschenke für Christinas Nichten aus und zwischen Barbiepuppen, Plüscheinhörnern und Schleichfiguren realisiert Luca: Dieser rosa "Alptraum" könnte ihm auch in gar nicht allzu ferner Zukunft blühen... (Der Prompt - also auch die Zusammenfassung hier - stammt von der lieben lunasletsdance, danke dafür ❤️🥰 Established Relationship, 3711 Wörter)
Luca
"Was hältst du davon?", fragt Christina mich zum bestimmt tausendsten Mal heute und hält mir unschlüssig zwei Barbiepuppen unter die Nase, mit denen sie schon seit ein paar Minuten liebäugelt. Nachdem Christina mit den Geschenken unfassbar spät dran ist und Weihnachten quasi schon halb im Hausflur steht, statt nur vor der Tür, haben wir heute einen kleinen Abstecher ins nahegelegene Kölner Einkaufszentrum gemacht, um uns wenigstens vor der geschenklosen Blamage bei Christinas Familie zu retten. "Also ich finde die Linke schöner", antworte ich reichlich spät, vor allem weil die Puppen für mich beide irgendwie gleich aussehen. Christina betrachtet das Spielzeug in ihrer Hand skeptisch, dann zuckt sie die Schultern, legt eine der Figuren ins Regal zurück und schnappt sich dann eine weitere, die sie jetzt stattdessen kritisch inspiziert. So geht das schon seit einer knappen Stunde und schön langsam zerrt diese ganze Weihnachtsshopping-Sache ganz schön an meinen Nerven. Bevor ich allerdings auch nur den Mund bewegen und etwas sagen kann, hat Christina bereits die Augen aufgerissen und zieht begeistert die Luft ein. Im nächsten Moment drückt sie mir blind die zwei Puppen in die Hand und läuft zu einem anderen Regal, in dem sie gerade ein Stoff-Bambi entdeckt hat, dass sie jetzt auf Zehenspitzen aus dem Schrank fischt und mit leuchtenden Augen in den Einkaufskorb legt. Kopfschüttelnd beobachte ich den glücklichen Ausdruck auf Christinas Gesicht, der fast schon automatisch dafür sorgt, dass die Schmetterlinge in meinem Bauch nochmal einen extra Looping drehen und das Leid, kurz vor Weihnachten einkaufen gehen zu müssen, zumindest um die Hälfte reduzieren. Es ist nicht so als hätte ich keinen Spaß daran Geschenke für Christinas Nichten zu kaufen, keineswegs. Es sind eher die Mütter mit ihren kreischenden Kindern, die wie die aufgescheuchten Hühner durch den Laden rennen und jedes auch nur ansatzweise weihnachtliche Gefühl zunichte machen. Ich meine, haben die denn noch nie was von Online-Shopping gehört? Dann müssten sie nicht wie die Geisteskranken die armen Verkäufer anbrüllen, dass es die ach-so-wichtige Hightech-Puppe nicht mehr gibt, die ihr überbehütetes Töchterlein unbedingt haben will. Ne ne, ich weiß schon wieso ich meine Geschenke immer schon Anfang November zusammen habe, nämlich genau um nicht in einem solchen Irrenhaus zu landen. Kopfschüttelnd wende ich mich wieder Christina zu - die ist nämlich das Einzige, das mir in dieser Umgebung gute Laune bereitet - und fange prompt gleich wieder an zu grinsen. Geschäftig wuselt sie durch die Gänge und fast könnte man meinen sie wäre selbst das Kind, das sich hier im Spielzeugladen austoben darf und nicht die erwachsene Tante, die eigentlich nur ein Geschenk für die Zwillinge kaufen möchte. Allerdings stehen wir da schon vor dem nächsten Problem, denn jeder der Christina einigermaßen kennt weiß, dass man sie kaum stoppen kann wenn sie einmal von etwas begeistert ist. "Schatz, denkst du nicht das reicht langsam?", frage ich meine Freundin irgendwann stirnrunzelnd, aber dennoch mit einem amüsierten Ausdruck auf dem Gesicht. Währenddessen werfe ich einen Blick in den Einkaufskorb in meiner Hand, der vor lauter Stofftieren, Puppenkleidung und was weiß ich noch alles schon fast überquillt. "Aber guck doch mal, das ist doch alles so süß!", erklärt sie mit großen Augen und streckt mir einen kleinen weißen Plüschhasen entgegen, der offensichtlich sogar sprechen kann und mich aus riesigen rosa glitzernden Augen anstarrt. "Also ich find den gruselig", schüttle ich mich und bringe vorsorglich einen guten Sicherheitsabstand zwischen mich und das Glitzerungetüm. Wer weiß ob das Ding am Ende nicht auch noch Glitzer kotzen kann, zuzutrauen wäre es den Spielzeugherstellern allemal. Mit schiefgelegtem Kopf betrachtet Christina das Tierchen in ihren Händen, dann zuckt sie die Schultern und wirft es wie zuvor schon zu den anderen Sachen in den Korb. Mittlerweile tummeln sich dort neben dem gruseligen Hasen ein rosa Einhorn, ein glitzernder Frozen-Rucksack, lauter kleine Spielzeug-Pferde und so weiter und so fort. Und alles in welcher Farbe? Richtig. Rosa. Und Glitzer. Stöhnend lasse ich den Kopf in den Nacken fallen und starre für einen Moment an die Kaufhaus-Decke, bevor ich Christina flehend ansehe. "Wenn wir Kinder haben, dann wünsch ich mir mindestens einen Sohn bitte, sonst überlebe ich diese ganze rosa-glitzernde Wattewelt nicht." Das nächste Spielzeug pausiert auf halbem Weg zum Korb, als Christina mitten in der Bewegung erstarrt und mich wie ein Reh im Scheinwerferlicht anstarrt. "Was?", haucht sie tonlos und erst als ich sehe wie schnell die Farbe aus ihrem Gesicht gewichen ist, checke ich was ich da eigentlich gerade gesagt habe. Wir lieben beide Kinder und es ist kein Geheimnis, dass auch Christina sich eine eigene Familie wünscht, schließlich merkt man schon an der Art wie sie mit ihren Nichten umgeht sofort, was für eine tolle Mutter sie wäre. Allerdings haben wir bisher noch kein Wort über dieses Thema verloren, mal ganz davon abgesehen, dass wir noch nicht mal zusammen wohnen. Der Gedanke, dass Christina die Frau ist, mit der ich eine Familie gründen möchte, ist in den letzten Monaten trotzdem so selbstverständlich geworden, dass ich gar nicht wirklich über meine Worte nachgedacht haben. Eigentlich sollte es mir Angst machen, wie schnell sich dieses Familienbild in meinem Kopf breit gemacht hat. Eigentlich sollte es mir Angst machen, dass ich bei Michéle auch nach einem Jahr Beziehung noch nicht bereit war überhaupt zusammenzuziehen und mit Christina schon nach der Hälfte davon über Kinder rede. Okay, reden ist vielleicht ein bisschen übertrieben, schließlich bin ich gerade äußerst unelegant mit der Tür ins Haus gefallen, weswegen Christina mich immer noch mit riesengroßen Augen ansieht. Allerdings komme ich nicht mehr dazu panisch zurückzurudern, denn in dem Moment zupft etwas an meinem Hosenbein. Oder besser jemand, denn als ich verwirrt an mir herunterschaue blicke ich direkt in die großen blauen Augen eines kleinen Mädchens. Wow, na das nenne ich mal Timing. Wenn ich meinen Kinderkenntnissen trauen kann ist sie vielleicht fünf oder sechs Jahre alt und wirklich furchtbar süß. Auf ihrer Nase sitzt eine viel zu große, schwarze Brille, durch deren Gläser sie jetzt ehrfürchtig zwischen Christina und mir hin und her sieht. "Na wer bist du denn?", fragt meine Freundin sofort mit warmer Stimme und geht lächelnd vor der Kleinen in die Hocke. Jeglicher Schock von zuvor ist aus ihren Zügen verschwunden, als das Mädchen ganz leise ihren Namen nuschelt, den ich mit viel Fantasie als Lilly entziffere. "Schön dich kennenzulernen, Lilly. Ich bin Christina und das ist der Luca." Mit einer Hand gestikuliert sie in meine Richtung und ich winke etwas verlegen, weil ich nicht so recht weiß, was ich sonst tun soll. Obwohl ich Kinder absolut liebe, bin ich im Umgang mit den kleinen Knirpsen trotzdem noch heillos überfordert. Umso schneller pocht dafür mein Herz, wenn ich Christina mit ihnen beobachte und das Strahlen, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitet wenn sie zum Beispiel mit ihren Nichten spielen darf. "Lilly!" Eine weibliche Stimme lässt uns aufsehen und mein Blick fällt auf eine junge Frau in Hoodie und Jeans, die jetzt hastig auf uns zukommt. Ich schätze sie auf kaum älter als 25 - offensichtlich die Mutter der kleinen Lilly, die sich jetzt schüchtern an ihre Seite drückt, als sie sie erreicht. "Tut mir leid, dass sie euch gestört hat", ist das erste, das sie zu uns sagt, aber Christina unterbricht sie sofort auf ihre gewohnt bezaubernde Art. "Oh nein, sie stört uns doch nicht!", winkt sie ab und schüttelt schnell den Kopf, um ihre Aussage zu unterstreichen, wobei sie die beiden freundlich anlächelt. Die Frau - die sich nach ein wenig Ermutigung als Elisa vorstellt - legt schließlich eine Hand auf die Schulter ihrer Tochter und wuschelt ihr sanft durch die Haare. "Lilly ist, seit sie euch im Fernsehen gesehen hat, ein riesengroßer Let's Dance Fan. Wochenlang mussten mein Mann und ich jeden Abend eure Tänze rauf und runter schauen, weil sie sonst nicht einschlafen wollte", erzählt sie und mein Herz schmilzt beinahe dahin, als das kleine Mädchen eifrig nickt. An der Seite ihrer Mutter scheint sie ein bisschen aufzutauen, denn jetzt sieht sie mich verlegen an und fragt vorsichtig: "Können wir ein Bild machen? Bitte?" Natürlich kommen Christina und ich Lillys Bitte gerne nach, auch wenn mir Christinas Anspannung nicht entgeht. Ich spüre genau, wie sie sich unter meiner Berührung verspannt, als ich das Mädchen auf den Arm nehme und Christina mit der anderen Hand näher an meine Seite ziehe, damit Elisa mit ihrem Handy das Foto machen kann. Sofort zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen und ich nehme mir fest vor, die Sache später mit ihr zu klären. Jetzt grinse ich aber erstmal breit in die Kamera, während wir alle ein fröhliches "Cheese!" rufen und damit die Kleine zum Strahlen bringen. Lilly scheint sich bei mir erstaunlicherweise wirklich wohl zu fühlen, denn sie schmiegt sich ganz und gar nicht mehr schüchtern an meinen Oberkörper und ich spüre das Vibrieren in ihrem kleinen Körper, als sie fröhlich lacht. Schneller als gedacht hat Elisa ein paar Mal auf den Auslöser gedrückt und ich lasse Lilly schweren Herzens wieder runter. Während wir mit der Kleinen posiert haben, hat sich Christina sichtlich entspannt und mir graust es vor dem Gespräch, das wir führen müssen wenn wir wieder unter uns sind. Dass mir die Bemerkung mit den Kindern rausgerutscht ist, tut mir nicht leid. Aber dass Christina der Gedanke offensichtlich solch eine Angst einjagt, tut mir dafür im Herzen weh und ich halte es einfach nicht aus wenn ich weiß, dass ich der Grund dafür bin. "Super, vielen vielen Dank", reißt mich Elisas Stimme etwas unsanft aus meinen Gedanken und ich lenke meinen Blick schnell wieder auf die junge Frau, die gerade ihrer überglücklichen Tochter das Handy gibt, damit die sich die gerade gemachten Bilder ansehen kann. "Dann lassen wir euch mal wieder in Ruhe. Ihr scheint ja selbst gut beschäftigt zu sein", bemerkt sie mit einem Seitenblick auf den Korb, den ich in der Zwischenzeit auf dem Boden abgestellt habe und aus dem das Spielzeug immer noch fast herausquillt. "Kauft ihr für jemand bestimmten ein?" Sofort merke ich, wie Christina neben mir zusammenzuckt. Die Frau reißt erschrocken die Augen auf und schüttelt schnell den Kopf. "Oh nein, das tut mir leid, das war unhöflich. Das geht mich ja auch gar nichts an."
"Schon okay. Wir kaufen nur für Christinas Nichten ein, so weit ist es bei uns noch nicht", presse ich etwas unbehaglich hervor und versuche mich an einem möglichst authentischen Lächeln. Scheinbar sind meine Schauspielkünste seit der Let's Dance Zeit allerdings nicht wirklich besser geworden, denn Lillys Mutter lächelt nur sanft. "Bei mir und meinem Mann war das Thema Kinder damals auch ein Streitthema aber dann kam Lilly und jetzt könnten wir nicht glücklicher sein." Sie wirft einen liebevollen Blick auf ihre Tochter, die immer noch selig auf das Handydisplay schaut, ehe sie uns wieder anlächelt. "Naja, wie auch immer. Macht es gut und schöne Weihnachten!" Etwas aus der Bahn geworfen von ihren Worten verabschieden wir uns ebenfalls und sehen den Beiden noch hinterher, während sie in Richtung des Ausgangs davongehen. Kaum sind sie allerdings hinter der nächsten Ecke verschwunden breitet sich wieder eine unangenehme Stille zwischen uns aus und ich hätte mich am liebsten dafür geohrfeigt, dass ich nicht den Mut finde Christina auf das Thema anzusprechen. Stattdessen greife ich schließlich etwas unbehaglich nach dem Korb und hoffe inständig, dass sie den Teil des Redens übernimmt. Feige, ich weiß. Funktioniert auch nicht besonders gut, denn statt das anzusprechen, was uns beiden auf der Seele brennt, nickt sie nur mit dem Kopf in Richtung der Kasse. "Wollen wir dann zahlen gehen?", schlägt Christina leise vor und wie zuvor schon nicke ich bloß.
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Magnetic Stars
FanfictionLuna Adventskalender 2020 Ein kleiner Adventskalender aus 24 Oneshots, die euch das Warten auf Weihnachten hoffentlich ein bisschen versüßen können. Euch erwartet jeden Tag eine unabhängige Geschichte mit ganz viel Schnee, vielleicht dem ein oder an...