3. Dezember

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Christina wird in der Nacht von merkwürdigen Geräuschen geweckt und wird von einem ungewöhnlichen Bild überrascht. (Established Relationship, 2315 Wörter - Ich hab das Gefühl die Logik ist bei dem hier etwas flöten gegangen aber Luna sind cute also hoffe ich ihr könnt darüber hinweg sehen 🙈)

Christina

Müde blinzelnd schlage ich die Augen auf. Ich könnte nicht sagen, was mich geweckt hat und dementsprechend orientierungslos liege ich einen Moment im Bett und starre einfach nur an die Decke. Nach einigen Minuten Orientierungszeit strecke ich verschlafen den Arm aus und taste die andere Seite des Bettes ab, auf der ich Luca vermute, doch statt dem Körper meines Freunds ertaste ich nur das kalte Laken. Verwirrt setze ich mich auf und tatsächlich ist Luca weit und breit nicht aufzufinden. Obwohl es eigentlich nichts ungewöhnliches ist, dass man in der Nacht mal aufsteht, beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Und das scheint sich tatsächlich zu bestätigen, denn in dem Moment ertönt von außerhalb des Schlafzimmers ein merkwürdiges Geräusch und ich erstarre augenblicklich. Es klang ein bisschen wie ein Scheppern, als würde jemand in einer Schublade voller Metallschüsseln herumwühlen. Mit angehaltenem Atem sitze ich im Bett und lausche hinaus in die Dunkelheit. Erst denke ich, ich wäre noch zur Hälfte im Traumland und würde es mir einbilden aber keine zwei Minuten später ertönt es gleich nochmal. Diesmal zucke ich so heftig zusammen, dass ich mir vor Schreck auf die Zunge beiße und mich wirklich zusammen reißen muss um nicht laut aufzuheulen. Zum Glück schaffe ich es einigermaßen still auf dem Bett zu verharren und während ich auf Gott weiß was warte, schlägt mein Herz mit jeder Minute die verstreicht immer heftiger. Ängstlich sehe ich mich im Raum um. Wo ist Luca nur? Die Tür zum angrenzenden Badezimmer steht offen, auf der Toilette ist er also nicht. Aber er liegt auch nicht neben mir im Bett...erschrocken reiße ich die Augen auf. Wenn er nicht hier ist, muss er irgendwo in der Wohnung sein. Und dafür gibt es keinen plausiblen Grund außer dass er selbst etwas gehört hat und nachsehen gegangen ist. Sofort machen sich in meinem Kopf die schlimmsten Szenarien breit, die von einem Einbrecher bis zu einer Alien-Entführung ungefähr alle Alpträume abdecken, die mich jemals aus dem Schlaf gerissen haben. Eine Sekunde lang überlege ich nach Luca zu rufen aber dann erinnere ich mich an all die Horrorfilme, die Andrzej mich gezwungen hat zu schauen und entscheide mich dagegen. Schließlich sind das doch diejenigen, die immer "Hallo" rufen und völlig naiv erwarten, dass der Mörder lächelnd um die Ecke kommt und ihnen ein Sandwich anbietet. Nein, nein, ich bin zwar klein aber nicht blöd. Aber einfach rumsitzen und Luca seinem Schicksal überlassen kann ich auch nicht, also hole ich tief Luft und setze ganz vorsichtig einen Fuß aus dem Bett. Ich werfe einen schnellen versichernden Blick zu Boden, aber nachdem weder eklige Spinnen oder sonstige Monster unter dem Bett hervorschießen und mich attackieren, wage ich es schließlich ganz aufzustehen. Mit zittrigen Fingern schnappe ich mir die nächstbeste Waffe, die ich auf die Schnelle finden kann - eine von Lucas Hanteln, die er immer beim Hometraining verwendet - und schleiche mich mit pochendem Herzen zur Schlafzimmertür. Zaghaft strecke ich den Kopf nach draußen und stoße erstmal beinahe einen Schrei aus, bis ich kapiere, dass da nur eine Jacke an dem Haken neben der Garderobe hängt und kein großer schwarzer Mann im Flur steht. Okay Christina, jetzt nur nicht ausflippen, versuche ich mir gut zuzureden, was aber eher mäßigen Erfolg hat. Trotzdem schaffe ich es bis zur Küchentür, hinter der ich ganz klar die merkwürdigen Geräusche verorte. Jetzt klingt es, als würde sich jemand durch die Schränke wühlen und dabei versuchen, so wenig Krach wie möglich zu machen. Okay, jetzt oder nie. Ein letzter zittriger Atemzug, dann greife ich nach der Türklinke und reiße ruckartig die Küchentür auf, die Hantel in meiner Hand wie eine Waffe erhoben. Bereit wem auch immer den Schädel einzuschlagen, stürze ich in die Küche...und quietsche im nächsten Moment entsetzt auf, als niemand geringeres als mein Freund mit aufgerissenen Augen zu mir herum wirbelt. "Meine Güte Luca, willst du mich umbringen? Du hast mich zu Tode erschreckt!", beschwere ich mich lautstark und presse eine Hand auf mein immer noch rasendes Herz, während ich meine nicht mehr notwendige Waffe auf den Küchenschrank lege. "Wieso liegst du nicht im Bett? Du solltest schlafen", entgegnet Luca vorwurfsvoll, als auch er sich wieder einigermaßen beruhigt hat, schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass man mit einer Hantel angegriffen wird. "Das Gleiche könnte ich dich fragen", entgegne ich und mache einen Schritt weiter in die Küche hinein. "Du weißt, ich kann ohne dich nicht gut schlafen. Und außerdem haben mich komische Geräusche geweckt, die offensichtlich nicht von einem Einbrecher sondern von dir stammen." Erst jetzt entdecke ich die ganzen Förmchen und Teigschüsseln, die überall auf der Arbeitsplatte verteilt liegen und ich runzle - mittlerweile vollends verwirrt - die Stirn. "Was machst du hier überhaupt um die Uhrzeit?", frage ich, während mein Blick über all die Formen und benutzten Utensilien, die aufgerissene Mehlpackung und die kaputten Eierschalen auf der Theke gleitet. "Ich backe", entgegnet Luca simpel, was mich nur die Augenbrauen heben lässt. Ich meine Weihnachten ist ja die perfekte Zeit für kitschige Filme, kuschelige Socken und Süßigkeiten und da Luca ja bekanntermaßen eine große, teilweise etwas verstörende Liebesbeziehung zu jeder Art von Essen führt, gehört Plätzchen backen quasi zum Pflichtprogramm. Aber um vier Uhr Morgens? "Und das musste unbedingt mitten in der Nacht sein?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich meinen Freund an und lache leise auf, als er ertappt mit den Schultern zuckt. "Naja, eigentlich wollte ich erst morgen damit anfangen und dich in der Früh damit überraschen aber dann hab ich die Zutaten im Kühlschrank gesehen und hatte dann so eine Lust auf Plätzchen, dass ich nicht mehr schlafen konnte", gesteht er mit einem schiefen Grinsen, bevor sich seine Lippen zu einem Schmollmund verziehen und er verzweifelt das Chaos betrachtet, in das sich die Küche verwandelt hat. "Aber irgendwie funktioniert das alles nicht. Ich hab keine Ahnung wieso dieser verdammte Teig so flüssig ist, schmecken tut das auch alles nicht und ich versteh einfach nicht was dieses blöde Rezept von mir will!" Verzweifelt wirft er die Hände in die Luft. "Ich wusste ja nicht mal, dass es von Zitrone und Minze Extrakte gibt!" Ich spüre wie die Anspannung von dem vorigen Schreck meinen Körper verlassen, als ich lachend Lucas Erscheinungsbild betrachte. Mit dem ganzen Mehl in den verstrubbelten Haaren und den großen Augen, aus denen er mich schuldbewusst anschaut, sieht er ein bisschen aus wie ein ungezogener Welpe und ich kann nicht anders als den Kopf zu schütteln. "Du bist echt unmöglich." Kurzerhand schnappe ich mir eine Schürze, die über dem Ofengriff hängt und binde sie mir über meinem Schlafanzug um die Hüfte. "Was machst du da?", fragt Luca verdutzt, als ich anfange die unzähligen Förmchen, die überall verstreut liegen, einzusammeln. "Nach was sieht's denn aus? Ich helf dir, sonst wird das ja nie was hier." Luca ist ein Genie am Herd und kocht die tollsten Gerichte aber sobald es ans Backen geht, stellt er sich an wie ein Lama beim Fahrradfahren. Grinsend schiebe ich ihn in Richtung Tür. "Und du gehst dich jetzt waschen und holst dir eine zweite Schürze", befehle ich ihm. "Ay, ay, Chef", salutiert Luca scherzhaft und verschwindet brav im Badezimmer, um sich aus seinen mehlgebadeten Klamotten zu schälen. Derweil schnappe ich mir einen Lumpen und wische das Mehl von ungefähr jeder Oberfläche, die Lucas Küche zu bieten hat, inklusive der Hängeschränke, auch wenn mir wirklich schleierhaft ist, wie er es geschafft hat das Zeug da rauf zu bekommen. Als Luca ein paar Minuten später umgezogen zurück in die Küche kommt, bleibt er überrascht im Türrahmen stehen und sieht sich mit großen Augen um. "Christina Luft, du bist der Wahnsinn", murmelt er voller Ehrfurcht, während er die mittlerweile saubere und aufgeräumte Küche in Augenschein nimmt. Schnell bindet er sich die Schürze um, die er aus einer der Schubladen gezogen hat und tritt dann neben mich, um mir einen Kuss auf die Wange zu hauchen. "In deinem Chaos konnte ja kein Mensch backen", meine ich schulterzuckend, kann mir ein Lächeln bei seinen Worten aber nicht verkneifen. "Aber vielen Dank für das Kompliment", füge ich grinsend hinzu, ehe ich mich zu ihm beuge und meine Lippen liebevoll auf seine lege. Bei der Geste gibt Luca ein zufriedenes Brummeln von sich und will gerade die Hand an meine Wange legen, als ich schnell einen Schritt zurück mache. Sichtlich bedröppelt sieht er mich an. "Was soll das denn?", schmollt er, als er merkt, dass ich den Kuss aus purer Absicht unterbrochen habe. "Wenn wir heute noch ein bisschen Schlaf kriegen wollen, dann sollten wir langsam mit dem Backen anfangen", erkläre ich ihm so ernst wie möglich, auch wenn es mir bei seinen traurigen Kulleraugen echt schwer fällt, die Fassung zu wahren. "Aber...aber..." Vollends überfordert sieht Luca mich an, während er flehend die Hände nach mir ausstreckt und mein Herz schmilzt beinahe dahin. Trotzdem zucke ich mit den Schultern, ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen und greife nach der Schüssel mit Lucas missratenem Teig, um ihn zumindest noch halbwegs zu retten. "Selbst schuld, du wolltest Plätzchen, dann machen wir auch Plätzchen." Luca gibt ein enttäuschtes Geräusch von sich, stellt sich dann aber doch neben mich. Mit einer Hand greife ich nach einer Teigrolle und werfe ihn ihm zu. "Na los du Meisterkoch. Je schneller wir hier fertig sind, desto schneller können wir zurück ins Bett." Das scheint jetzt auch Luca zu motivieren, denn auf einmal kann es ihm gar nicht mehr flott genug gehen. Eifrig steckt er seine Hände in die Schüssel, in die ich in der Zwischenzeit die richtigen Zutaten gegeben habe und drückt den Teig grob zwischen seinen Fingern hindurch. "Hey, mit Gefühl!", ermahne ich ihn lachend und ziehe seine Hände wieder aus dem Teig. "Es ist ja süß wie sehr dich der Ausblick an unser Bett motiviert aber wir wollen den Teig kneten und nicht durch die Schüssel drücken." Letztendlich übernehme ich dann doch, während Luca die Plätzchen aussticht und wie ein kleines Kind in der Küche herumhüpft, weil er tatsächlich eine Reh-Form in seinen Backutensilien gefunden hat. Bald schon sind die Kekse auf dem Backblech platziert - ein paar Weihnachtsmotive und gefühlt eine ganze Herde an kleinen Plätzchen-Bambis - und der Raum füllt sich mit dem angenehmen Geruch nach Weihnachten, als sie im Ofen backen. 

"Die Plätzchen sind bald fertig, Schatz", lache ich leise, als Luca nach ein paar Minuten langsam zu quengeln anfängt, weil er endlich zurück ins Bett will. Tja, selber Schuld, wenn er meint er müsste um vier Uhr morgens Lust auf Kekse kriegen. "Wir können derweil die erste Ladung mit Zuckerguss und dem ganzen Zeug verzieren wenn du willst"; schlage ich vor und halte demonstrativ die kleinen Tuben mit Lebensmittelfarbe hervor, mit denen man wunderbar kleine Muster auf die Plätzchen malen kann. Das lässt Luca sich nicht zweimal sagen und schon bald sind wir hochkonzentriert dabei, die Bambis mit süßen Knopfaugen und bunten Fellmustern zu verzieren. "Hey Luca, guck mal", stupse ich ihn ein paar Minuten später in die Seite und er dreht neugierig den Kopf, um zu sehen was ich ihm zeigen will. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen hebe ich die Hand und im nächsten Moment hab ich ihm auch schon eine Ladung Zuckerguss auf die Nase geschmiert. Mit offenem Mund starrt Luca mich an, während ich kräftig die Lippen aufeinander presse, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Wenn es ein Bild gibt, das das Sprichwort "Ein Reh im Scheinwerferlicht" versinnbildlicht, dann ist es eins von Luca in genau diesem Moment. "Steht dir", kommentiere ich kichernd. "Die Farbe setzt deine Augen sehr schön in Szene." Augenblicklich verwandelt sich sein erschrockenes Gesicht in ein böses Grinsen und mein Kichern verstummt jäh. Oh oh. "Na warte, Christina." Ehe ich mich versehe steckt er seine Finger ebenfalls in den Zuckerguss und stürzt auf mich zu. "Luca!", quietsche ich und versuche noch zu flüchten, aber vergeblich denn im nächsten Moment springt Luca nach vorne und ehe ich mich versehe hat er mich auch schon mit dem Rücken an den Kühlschrank gedrückt und mir die Glasur von seiner Hand ins Gesicht geschmiert. Lachend und kreischend winde ich mich in seinen Armen, aber Luca hat kein Erbarmen. Das kleine Handgemenge zwischen uns dauert nicht lange, denn Luca schafft es meine Handgelenke zu packen und sie neben meinem Kopf gegen die kalte Tür zu drücken, wodurch er mich praktisch völlig bewegungsunfähig macht. "Hab dich", grinst er triumphierend wobei sein Gesicht so nah vor meinem schwebt, dass ich seinen heißen Atem auf meinen Lippen spüren kann. Siegessicher fährt sein Blick über mein Gesicht und ich muss lächeln, als seine Augen einen Tick zu lange an meinen Lippen verweilen. "Du bist so süß, weißt du das?", flüstert Luca auf einmal leise und ich halte den Atem an, als er mit dem Daumen über meine Wange streicht. "Tut mir leid, aber ich kann einfach nicht anders", entschuldigt er sich auf einmal und im nächsten Moment beugt er sich auch schon vor und küsst mich, meine gefangen genommenen Hände längst vergessen. Ein leises Seufzen entweicht mir, als seine weichen Lippen endlich wieder auf meinen liegen und fast schon automatisch schiebe ich eine Hand in Lucas Haare, um ihn so nah wie möglich zu mir zu ziehen. Der Kuss ist irgendwie zurückhaltender und liebevoller als sonst und das Kribbeln in meinem Körper wird nur noch stärker, als er sanft in meine Unterlippe beißt. "Luca", hauche ich irgendwann heiser gegen seinen Mund, ehe ich mich widerwillig von ihm löse. "Wir müssen auf die Kekse aufpassen", flüstere ich atemlos, aber Luca denkt nicht mal daran, mich loszulassen. "Die brauchen eh noch eine Weile", murmelt er stattdessen zurück, bevor er sich wieder vorbeugt, sodass seine Lippen über meinen schweben und hinzufügt: "Außerdem hat der Ofen einen Timer."
"Aber der Zuckerg-...", setze ich an, doch spätestens als er den Kopf senkt und mich wieder küsst, lösen sich alle meine Proteste in Luft auf. Na gut, dann muss das Dekorieren eben bis später warten. 

Magnetic StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt