4. Dezember

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Christina und Luca genießen den Winter bei einem kleinen Spaziergang, bis Christina auf einmal ihre Liebe zu Schneebällen wieder entdeckt.
(Pre-Relationship, irgendwie AU weil sie da nach Let's Dance noch nicht zusammen sind, 2362 Wörter)

Luca

Habt ihr jemals an Liebe auf den ersten Blick geglaubt? Ich nicht. Für mich braucht es Zeit um sich zu verlieben und um sich kennenzulernen, schließlich muss man ja irgendwie ausschließen, dass der andere ein völlig unkultiviertes Wesen ohne jegliche Manieren ist oder so ähnlich. Tja, und dann kam Christina und hat mein ganzes schönes Konzept über den Haufen geworfen. Poof. Alles hinfällig. Gut, vielleicht war es nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick aber Schwäche auf den ersten Blick trifft es wohl ziemlich genau. Schon seit dem Moment in dem sie meine Trainerin geworden ist, hab ich sie fester in mein Herz geschlossen als ich eigentlich sollte und dass wir uns nach dem Ende der Show auch weiterhin regelmäßig treffen hat meine Gefühle für sie auch nicht unbedingt verringert. Ganz im Gegenteil, mittlerweile denke ich so oft an Christina, dass es mir schön langsam wirklich Angst macht. Diesmal besuche ich sie in Köln und obwohl es erst Anfang Dezember ist, hat es bereits geschneit, was auch der Grund ist wieso Christina gerade wie ein kleines Kind an der Haustür steht und vor Aufregung beinahe auf und ab springt. "Los, komm schon Luca! Beeil dich!", drängt sie mich und hüpft ungeduldig von einem Bein aufs andere. "Bevor es wieder aufhört zu schneien!"
"Schon gut, schon gut", beruhige ich sie grummelnd, kann mir das leichte Lächeln aber nicht verkneifen, dass sich bei ihrem Anblick auf meinen Lippen breit macht. Schnell wickle ich mir meinen Schal um den Hals, um mich zumindest ein bisschen dahinter verstecken zu können. Bisher war ich nämlich schlichtweg zu feige ihr meine Gefühle zu gestehen. "Luca...", jammert Christina prompt wieder und reißt mich damit aus meinen Schwärmereien. Im nächsten Moment schiebt sich eine kleine Hand ungeduldig in meine und ich stolpere etwas überfordert hinter Christina her, die mich kurzerhand einfach aus der Haustür zieht. Kaum haben wir einen Schritt ins Freie gemacht, weht mir sofort ein eisiger Luftzug entgegen und kuschle mich schnell tiefer in meinen Wintermantel. Diese verfluchten Klimaschwankungen machen mich nochmal wahnsinnig. Christina dagegen scheint davon gar nichts mitzubekommen, denn sie steht mit einem breiten Lächeln neben mir und beobachtet mit leuchtenden Augen die Schneeflocken, die sanft vom Himmel fallen und auf ihrer ausgestreckten Hand landen. Bei ihrem Anblick wird mir sofort wieder warm ums Herz und ich schließe meine Hand automatisch fester um ihre, in der Hoffnung diesen Augenblick irgendwie anhalten zu können. Nur leider löst Christina ihre Hand im nächsten Moment aus meiner, um sich umzudrehen und fröhlich die Straße entlang zu laufen. "Was machst du nur mit mir...", murmle ich vor mich hin, während ich ihr hinterherschaue, ehe ich mich aufraffe und ihr folge. Schnell hab ich sie wieder eingeholt und während wir durch die kleineren Viertel Kölns laufen, bewundern wir die schneebedeckten Häuser. Einige sind bereits mit funkelnder Weihnachtsbeleuchtung geschmückt, andere liegen kahl und ruhig da und bei manchen kann man sogar schon den glitzernden Weihnachtsbaum durchs Fenster leuchten sehen. Christina führt mich in einen hübschen Park am Rand der Stadt und schon bald ist außer uns niemand mehr zu sehen. Die einzigen Geräusche, die zu hören sind, ist das gleichmäßige Knirschen des Schnees unter unseren Füßen und Christinas gelegentliches, zufriedenes Seufzen. Immer mal wieder berühren sich unsere Hände beim Laufen und jedes Mal könnte ich mich selbst ohrfeigen, wenn ich mal wieder zu feige bin, um nach ihren Fingern zu greifen. Je weiter wir uns von Christinas Straße entfernen, desto stärker fängt es an zu schneien. Das stört sie aber nicht im Geringsten, ganz im Gegenteil, sie wird sogar noch aufgeregter. Ich allerdings fange schön langsam an ganz schön zu frieren und irgendwann traue ich mich dann doch nach Christinas Hand zu greifen. Diesmal allerdings eher aus einem praktischen Grund: "Können wir langsam wieder umdrehen?", bitte ich sie mit klappernden Zähnen, als sie sich mit fragendem Blick zu mir dreht. Kaum habe ich den Satz beendet, bildet sich dieses niedliche Grinsen auf ihren Lippen und sie lacht leise, was mich fast schon wieder ganz aufwärmt. "Du bist aus der Schweiz, du bist praktisch in der Kälte aufgewachsen. Wie kannst du das nicht mögen?"
"Ich bin in der Kälte aufgewachsen, deswegen mag ich sie ja nicht", entgegne ich zitternd und füge leicht schmollend hinzu: "Außerdem kann ich doch nichts dafür, dass ich eben verfroren bin. Kann ja nicht jeder so viel Energie haben wie du." Eine Weile lang sieht Christina mich mit schiefgelegtem Kopf an, bis sie  irgendwann gnädigerweise nickt. "Okay, dann drehen wir eben um." Erleichtert stoße ich die Luft aus meinen Lungen, mache auf dem Absatz kehrt und beeile mich den selben Weg zurück zu gehen, den wir gekommen sind...bis mich auf einmal etwas Kaltes am Hinterkopf trifft. „Hey!" Mit offenem Mund drehe ich mich um und blicke Christina an, die mit einem riesen Grinsen auf dem Gesicht dasteht, immer noch einen Schneeball in der Hand und sich halb schlapp lacht. "Komm schon, du musst dich bewegen um warm zu werden!", ruft sie mir zu, ehe sie den nächsten Schneeball in meine Richtung wirft. "Du hast gesagt, dass wir nach Hause gehen!"
"Hm hm", schüttelt sie grinsend den Kopf. "Ich hab gesagt, dass wir umdrehen, das heißt aber nur, dass wir in die andere Richtung gehen, von zuhause war nie die Rede!", entgegnet sie keck und schon fliegt der nächste Schneeball in meine Richtung. Diesmal ducke ich mich gerade noch rechtzeitig und funkle sie böse an, aber Christina lässt sich nicht beirren. "Komm schon, dir ist doch kalt. Bewegung ist gut für die Körperwärme, ich tu dir also nur einen Gefallen", feixt sie, während sie ein paar Meter rückwärts hüpft, als ich einen Schritt auf sie zumache. "Jaja, schon klar. Und dass du dabei einen Mordsspaß hast mich einzuseifen, ist natürlich nicht der Grund."
"Nö, aber es ist ein netter Bonus." Okay, das kann ich auf keinen Fall auf mir sitzen lassen. Schnell bücke ich mich, forme einen Ball und ziele damit in Christinas Richtung. Allerdings werfe ich deutlich schlechter als ich in Erinnerung habe und so segelt der Schneeball peinlich weit über Christina hinweg. Die lacht natürlich sofort laut auf. „Was ist denn mit dir los? Da wirft ja meine vierjährige Nichte besser als du!", zieht sie mich auf und weicht diesmal geschickt aus, als ich den nächsten Schneeball auf sie werfe. „Du hast einfach einen Vorteil, weil du so klein bist!", beschwere ich mich und schüttle angewidert ein wenig Schnee aus meinem Schal. "Ey, so viel größer bist du auch nicht! Du bist einfach furchtbar schlecht im werfen, Herr Hänni!" Ich komme nicht mal mehr dazu eine böse Antwort zu geben, denn im nächsten Moment bringt mich der nächste Angriff zum Verstummen. Ich stoße ein leises "Uff" aus, als der Schneeball mit einem dumpfen Geräusch mit meiner Wange kollidiert und eine gute Handvoll Schnee in meinen Kragen rieseln lässt. Knurrend sehe ich zu Christina, die sich ein paar Meter weiter gar nicht mehr einkriegt vor lauter Lachen. Na warte. Das Spiel können Zwei spielen. Christina mag zwar klein und flink sein, aber dafür bin ich geschickter. Mein Blick huscht über die Umgebung und ein Grinsen breitet sich auf meinen Lippen aus, als ich finde, was ich suche. Geschickt forme ich einen Schneeball zwischen meinen eh schon eiskalten Händen und schleudere ihn in Christinas Richtung. Wie zuvor schon segelt er weit über sie hinweg, was sie nur noch mehr lachen lässt, aber jetzt bin ich derjenige, der sich amüsiert. Denn mein Schneeball hat zwar nicht Christina getroffen, dafür aber den Baum, dessen Äste sich ausladend über sie strecken. Grinsend beobachte ich, wie ein ganzer Schwall Schnee von den oberen Zweigen auf die Zweige darunter rutscht und eine kleine Mini-Lawine auslöst, die Christina prompt unter sich begräbt. Hustend und schnaufend kämpft sie sich ein paar Sekunden später aus dem Schneehaufen und funkelt mich böse an, wobei sie mal wieder viel zu süß aussieht. "Na warte Luca, das wirst du noch bereuen!" 
"Das sehen wir ja noch!", lache ich frech und renne auf sie zu, aber bis ich bei der kleinen Lawine angekommen bin, hat sie sich schon aus dem Staub gemacht. 

Magnetic StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt