Christina
Als ich die Küche betrete, ist Luca gerade konzentriert dabei in einem großen Topf herumzurühren. Scheinbar hat Marianne ihren Sohn zum Kochen eingespannt, während sie selbst gerade einen Stapel Teller und das passende Geschirr ins Wohnzimmer trägt, denn er ist so auf seinen Kochtopf fixiert, dass er mich erst einmal gar nicht bemerkt. Erst als ich von hinten zu ihm trete und mein Kinn auf seine Schulter lege, wirft er einen kurzen Blick nach hinten. "Hey du", flüstert er und automatisch schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen, während er den Kopf ein Stück dreht, um mich besser ansehen zu können. "Das riecht wahnsinnig toll, was wird das?", schwärme ich und drücke ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, während ich über seine Schulter in den Topf luge. "Meine Mama hat Ente gemacht, aber das Rezept für die Orangensoße und die Beilagen ist mein Geheimnis, deswegen muss ich das übernehmen", erklärt Luca geheimnisvoll und zwinkert mir grinsend zu. "Oh, dann sollte ich wohl lieber gehen", entgegne ich gespielt erschrocken und will mich gerade umdrehen, als sich plötzlich seine Finger um mein Handgelenk legen und mich so schwungvoll zurückziehen, dass ich quietschend in Lucas Arme taumle. Lange Zeit, den Schreck zu verdauen bleibt mir allerdings nicht, denn im nächsten Moment lehnt er sich auch schon nach vorne und drückt seine Lippen ohne Vorwarnung auf meine. Der Kuss ist kurz und unschuldig, eine ganz leichte Berührung die kaum länger als drei Sekunden dauert und trotzdem fühlt es sich an, als würden tausend Stromstöße durch meinen Körper jagen. "Nix da, du bleibst schön hier", flüstert Luca, während er besitzergreifend seine Hände auf meiner Hüfte ablegt und mich so effektiv bei sich hält. Nicht, dass ich jemals ernsthaft daran denken würde abzuhauen und genau das sage ich ihm jetzt auch. "Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht mehr los", entgegne ich ebenso leise und hauche ihm wie zum Beweis noch einen schnellen Kuss auf die Lippen. "Als ob ich das wollen würde." Kopfschüttelnd mustert Luca mich und der Ausdruck in seinen Augen ist so ehrlich fassungslos, dass mein Herz schon wieder ins Stolpern gerät. Ein paar Sekunden stehen wir einfach so da und sehen uns an, bis Lucas Mundwinkel auf einmal leicht anfangen zu zucken. "Heißt das, du hilfst mir auch kochen?", fragt er mit einem schiefen Grinsen und nickt in Richtung des Topfs, der immer noch auf dem Herd steht. "Ich könnte ein bisschen weibliche Unterstützung gebrauchen."
"Weibliche Unterstützung, hm?" Schmunzelnd sehe ich meinen Freund an, der eifrig nickt. "Genau."
"Na dann kannst du ja deine Mutter fragen, die ist bestimmt froh, wenn sie ein bisschen Zeit mit dir verbringen kann", ziehe ich ihn schulterzuckend auf, wobei ich mich schon ganz schön anstrengen muss, um bei Lucas sichtlich verdatterten Gesichtsausdruck nicht laut loszulachen. "Aber...aber ich...du", stammelt er völlig überfordert, die Hände mittlerweile hilflos auf halben Weg zu mir in der Luft schwebend, bis ich es letztendlich doch nicht mehr aushalte und lospruste. Luca, der jetzt langsam auch kapiert, dass ich ihn nur auf den Arm genommen habe, schiebt schmollend die Unterlippe nach vorne. "Ey, das war gemein", beschwert er sich und verschränkt eingeschnappt die Arme vor der Brust, was mich aber nur die Augen verdrehen lässt. "Ach Schatzi, du weißt doch, dass ich dir immer gerne helfe", beruhige ich ihn immer noch grinsend, während ich an ihm vorbei zum Herd gehe und ihm im Vorbeigehen einen Klaps auf den Hintern gebe. "Und jetzt hör auf zu jammern und sag mir lieber, was ich tun soll."Eine Viertelstunde später arbeiten wir tatsächlich einigermaßen friedlich nebeneinander und bis auf eine ausgiebige und sehr hitzige Diskussion darüber wie man Paprika richtig kleinschneidet und ob man Knoblauch zerdrückt oder in Würfelchen zerlegt haben wir uns nicht mal die Köpfe eingeschlagen. Momentan bewacht Luca die Orangensoße, die leise blubbernd im Topf köchelt, während ich mich in den hundert Schränken auf die Suche nach den Kräutern mache, die wir noch brauchen. Und die hundert Schränke sind definitiv nicht übertrieben: In der Küche von Lucas Eltern hätte meine süße kleine Wohnung locker zweimal Platz und jeder Profikoch würde sich wahrscheinlich die Finger lecker, bei den ganzen Küchengeräten und deckenhohen Schränken, die hier rumstehen. Endlich hab ich das richtige Regal gefunden und stöhne im nächsten Moment innerlich auf. Natürlich stehen die Gewürze auf dem obersten Regal, das wahrscheinlich für eine Familie von Riesen gemacht wurde. Und das obwohl Lucas Familie eigentlich auch nicht viel größer ist als ich. Na gut, ein bisschen vielleicht. Aber trotzdem kein Grund, die Regale unter die Decke zu hängen. Auf Zehenspitzen wühle ich mich also durch die Behälter, die sauber aufgereiht nebeneinander stehen und entdecke schließlich ein kleines Glas mit getrockneten Kräutern. Ich komme allerdings gar nicht mehr dazu, danach zu greifen, denn im nächsten Moment schlingen sich zwei Arme um meine Hüfte und lassen mich leise aufquietschen. „Luca!", empöre ich mich und lasse mich in seinen Armen umdrehen, sodass ich ihn jetzt halb amüsiert, halb beleidigt von unten anfunkeln kann. „Was denn? Ich wollte dich nur fragen, ob du Hilfe brauchst", entgegnet Luca unschuldig, während seine Hände über meine Taille streichen und mir damit eine gewaltige Gänsehaut über den Körper jagen. „Danke, aber ich denke ich komme klar", bekomme ich mit überraschend fester Stimme hervor und lasse mich zurück auf die Fersen sinken. „Na dann", sagt er gleichgültig, allerdings macht er auch keine Anstalten zurückzuweichen. Ganz im Gegenteil, stattdessen beugt er sich frech noch näher zu mir, sodass sein Atem heiß auf meine Haut trifft und mein Herz schon wieder gefährlich aussetzen lässt. "Luca...", warne ich ihn leise aber wirklich überzeugend klingt meine Stimme nicht. Verflucht sei dieser Kerl und seine Wirkung auf mich. "Hm? Wolltest du was sagen?", entgegnet er, diesmal dichter an meinem Ohr und ich versuche wirklich ihn von mir wegzuschieben, aber spätestens als seine Lippen jetzt die empfindliche Stelle unter meinem Ohr berühren, ist es mit meiner Selbstbeherrschung endgültig vorbei und fast automatisch neige ich den Kopf ein Stück zur Seite, um ihm besseren Zugang zu verschaffen. Luca, dem das natürlich nicht entgangen ist, lacht triumphierend gegen meine Haut, während ich verzweifelt versuche die Kontrolle über meinen Körper zurückzubekommen. Ich brauche eine ganze Weile, doch letztendlich schaffe ich es doch ein gekrächztes "Aufhören." herauszubringen, das bei Luca allerdings kaum Wirkung zeigt. Welch Überraschung. "Mh hm..." Er brummt bloß und trotzdem kann ich das deutliche "Nein" auf meiner Haut spüren. "Luca...ich bin hier um dir beim Kochen zu helfen, nicht um mich von dir ablenken zu lassen", bringe ich schließlich hervor. Lucas Grinsen kitzelt meinen Hals, während er damit fortfährt federleichte Küsse auf meiner Haut zu verteilen. „Ich lenke dich aber gerne ab." Wieder ein Kuss und ich stöhne verzweifelt auf, als ich jetzt ganz eindeutig seine Zunge auf meiner Haut wahrnehme. Oh Himmel, dieser Kerl macht mich nochmal wahnsinnig. "Was ist mit deinen Eltern?", murmle ich heiser. "Sind mit Cyril im Wohnzimmer und kümmern sich um die Musikanlage." Tja, und damit ist es auch schon wieder vorbei mit meiner Vernunft und mein Verstand verabschiedet sich mal wieder in unbekannte Sphären. Kochen oder Luca? In dem Moment, in dem sich sein Körper schwer gegen meinen lehnt, fällt mir die Entscheidung gar nicht mehr so schwer und spätestens als sich Lucas Finger zaghaft über meine Arme streichen, lasse ich mich einfach fallen. Und das Essen kocht ja auch noch ein paar Minuten ohne uns weiter.
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Magnetic Stars
FanfictionLuna Adventskalender 2020 Ein kleiner Adventskalender aus 24 Oneshots, die euch das Warten auf Weihnachten hoffentlich ein bisschen versüßen können. Euch erwartet jeden Tag eine unabhängige Geschichte mit ganz viel Schnee, vielleicht dem ein oder an...