9. Dezember

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Manche Leute gehören von Natur aus zur Familie, andere sucht man sich aus
Oder: Christina nimmt Luca an ihrem ersten gemeinsamen Weihnachten mit zu ihrer Familie. (Established Relationship, 842 Wörter)

Christina

Seit ich denken kann hat meine Familie die Tradition, Weihnachten gemeinsam im Kreise der wichtigsten Menschen in ihrem Leben zu verbringen. Doch dieses Mal ist etwas anders. Etwas, das mein Herz seit Stunden dazu bringt aufgeregt gegen meinen Brustkorb zu schlagen. Seit ich mich gestern ins Auto gesetzt habe, steht mein Körper komplett unter Strom. Das liegt allerdings weniger an dem Fakt, dass ich Zeit mit meiner Familie verbringen kann, sondern vielmehr daran, dass Luca mich dieses Mal begleitet. Unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest. In Düsseldorf. Daheim im Haus meiner Eltern. Eigentlich kann ich mir nicht erklären, wieso dieser Schritt in unserer Beziehung mir so viel bedeutet. Luca kennt meine Familie und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich einen meiner Freunde an Heiligabend mit nach Hause bringe. Aber aus irgendeinem Grund fühlt sich das hier so viel bedeutender an und sorgt dafür, dass ich mir schon wieder viel zu viele Gedanken mache. So auch jetzt. Doch dieses Mal wird das Karussell in meinem Kopf von zwei starken Armen unterbrochen, die sich von hinten um meinen Körper legen. Fast schlagartig entspanne ich mich ein wenig und ich lehne mich seufzend ein Stück nach hinten. „An was denkst du?", murmelt Luca leise neben meinem Ohr und drückt mir gleichzeitig einen sanften Kuss auf die Schulter. „An nichts", antworte ich ihm wahrheitsgemäß und kuschle mich instinktiv fester in seine Arme. "Nur daran, wie schön es ist, dass du hier bist."
"Ich freue mich, dass du mich hierher mitgenommen hast", flüstert er und ich spüre das Lächeln auf meiner Haut, als er seine Lippen ein weiteres Mal sanft gegen meinen Hals drückt. Tatsächlich glaube ich ihm das sofort. Bei dem Gedanken an Lucas Reaktion, als wir gestern Nachmittag auf dem Campingplatz meiner Eltern angekommen sind, beginnt mein Herz sofort wieder schneller zu schlagen. Wie das buchstäbliche kleine Kind an Weihnachten hat er sich auf dem Gelände umgeschaut, ein aufgeregtes Funkeln in den Augen, während er unaufhörlich von all den Lichterketten, Christbäumen und Weihnachtsdekorationen geschwärmt hat, mit denen meine Eltern den Platz jedes Jahr schmücken. "Deine Eltern sind toll", murmelt Luca in dem Moment, als hätte er meine Gedanken gelesen, während seine Finger gedankenverloren kleine Muster auf meinen Bauch malen. "Und es ist wirklich wunderschön hier. Ihr habt echt ganze Arbeit geleistet." Mein Blick fällt auf den Weihnachtsbaum, neben dem wir stehen und ein sanftes Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, als ich den glitzernden Christbaumschmuck betrachte. "Das ist meine Dekoration", sage ich lächelnd, während ich mit den Fingern über die zarten Linien einer kleinen Ballerina-Figur streiche, unter der in krakeligen Buchstaben "Christina" geschrieben steht. "Jeder in meiner Familie hat eine. Wir haben sie damals gebastelt, als Natalia und ich angefangen haben mit dem Tanzen und wir unbedingt eine passende Weihnachtsdekoration haben wollten", erzähle ich und bei der Erinnerung an die vielen Weihnachtsabende, an denen wir stolz unsere Figuren bewundert haben, wird mir ganz warm ums Herz. Meine Augen suchen den Baum nach den anderen Ornamenten ab, auf denen die Namen meiner Eltern und der von Natalia eingraviert sind, während Luca sich ebenfalls näher an mich drückt, um besser über meine Schulter sehen zu können. "Habt ihr vor Kurzem nochmal welche gemacht?", fragt Luca auf einmal und ich drehe verwundert meinen Kopf, um ihn anzusehen. "Nein, eigentlich nicht. Ich hatte ja dank Let's Dance eh kaum Zeit meine Eltern zu besuchen und dann haben wir die Zeit lieber draußen verbracht. Wieso fragst du?" 
"Deswegen." Er greift über mich in den Baum und zieht etwas heraus, das ich anfangs nicht ganz identifizieren kann. Erst als er vorsichtig seine Hand öffnet, erkenne ich was er mir zeigen möchte. Es ist eine kleine, handgeschnitzte Nussknacker-Figur mit einer hübschen blauen Uniform, die ich noch nie zuvor gesehen habe, doch das ist es nicht, was mein Herz stehen bleiben lässt. Mein Atem stockt, als ich mit großen Augen auf das kleine Schild starre, auf dem in glänzenden, schwarzen Buchstaben "Luca" eingraviert ist. Die Erkenntnis dessen, was wohl meine Mutter getan hat, lassen unwillkürlich einen Kloß in meiner Kehle aufsteigen und ich muss hart schlucken, um nicht in Tränen auszubrechen. "Wie ich schon sagte", setze ich heiser an, als ich wieder einigermaßen in der Lage bin zu sprechen, "Wir haben alle eine eigene Figur." Ich versuche es möglichst gleichgültig klingen zu lassen, aber ich scheitere kläglich. Luca, dem meine Stimmung natürlich nicht entgangen ist, dreht mich vorsichtig in seinen Armen herum und sieht mich fast ein wenig schüchtern an. "Willst du mir damit sagen, dass ich hiermit offiziell in die Familie Luft aufgenommen bin?", flüstert er leise und lächelt im nächsten Moment verschmitzt zu mir herunter. "Dein Name ist auf dem Baum. Ich schätze jetzt gibt es kein Entkommen mehr", scherze ich und zucke grinsend die Schultern. "Das ist gut." Im nächsten Moment legen sich Lucas Hände sanft um meine Wangen und das Grinsen verschwindet, als ich stattdessen mit pochendem Herzen die Luft anhalte. "Das will ich nämlich gar nicht", wispert Luca noch kaum hörbar, ehe er seine Lippen so sanft auf meine legt, dass mein Herz vor lauter Glück fast aus meiner Brust springt. Denn wenn ich mir in einer Sache sicher bin, dann in der, dass ich ihn garantiert nicht mehr so schnell hergeben werde. 

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