13. Dezember

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Zu Weihnachten muss ein Christbaum her, soviel ist klar. Leichter gesagt als getan, wenn man mit zweitem Vornamen "Chaos" heißt und grundsätzlich alle Bäume größer sind als man selbst. Eine kleine Geschichte über Luca, Christina und den Kampf mit den Tannenbäumen.🎄 (Established Relationship, 2189 Wörter)

Christina

"Guck mal Luca! Der hier ist doch perfekt!" Begeistert zeige ich auf einen großen, dunkelgrünen Tannenbaum und sehe meinen Freund erwartungsvoll an. Obwohl wir erst Anfang Dezember haben, waren Luca und ich uns einig, dass wir unbedingt einen Christbaum brauchen, vor allem nachdem sich heute Abend Lucas Familie zum Adventsessen angekündigt hat. Luca, der gerade ein paar Meter weiter einen anderen Baum begutachtet hat, sieht erst mich, dann den Baum an und zieht schließlich grinsend eine Augenbraue hoch. "Der ist ja größer als du!"
"Ach ne. Falls du es noch nicht gemerkt hast, Sherlock: Die sind alle größer als ich."
"Ja, aber der ist dreimal so groß wie du, Schatz. Wie sollen wir den denn ins Wohnzimmer kriegen?", schmunzelt Luca jetzt und ich schiebe ergeben die Unterlippe vor. "Na meinetwegen, du Spielverderber. Dann suchen wir eben einen kleineren. Aber wir müssen uns ein bisschen beeilen, der Baum muss noch geschmückt werden bevor die Gäste kommen."

Luca

Mit diesen Worten und einem letzten, möglichst beleidigten Blick, dreht sie sich um und verschwindet zwischen zwei großen Tannen, nur um dahinter wieder aufzutauchen. Kopfschüttelnd sehe ich meiner Freundin hinterher, die jetzt wieder mit einem Strahlen auf dem Gesicht zwischen den Bäumen umherwuselt, hier und da welche mit kritischem Blick begutachtet und dabei mehr Spaß zu haben scheint als sie wirklich zugeben will. Die Haare, die sie nicht unter der Mütze versteckt hat, sind gesprenkelt mit Schneeflocken und Tannennadeln, die sich darin verfangen haben und ihre Stiefel sind bis zum Schaft komplett weiß, weil sie dauernd in die entlegensten Ecken der Baumschule läuft, um - ihre Worte - die "wirklich magischen Bäume zu finden", aber das alles scheint sie kein bisschen zu stören. Dazu ist sie viel zu sehr mit Staunen beschäftigt. "Ich hab ihn! Luca, schau dir den an!" Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht gesehen habe, dass Christina mittlerweile vor einem hübschen, schneebedeckten Baum steht. Schnell kämpfe ich mich durch eine Reihe Tannen zu ihr durch. Doch das Erste, das mir auffällt ist nicht ihr Fund, sondern vielmehr das Strahlen in ihrem Gesicht und der leichte Rotton, der sich dank der Aufregung und der kalten Luft auf ihren Wangen und ihrer Nase ausgebreitet hat. Christina merkt von meinem Abschweifen nichts, stattdessen deutet sie immer noch begeistert auf die Pflanze neben sich. "Guck nur, wie schön!" Mit vereinten Kräften zwinge ich mich, von ihr wegzuschauen, aber schon bald gleitet mein Blick wie automatisch zurück zu ihr. Eigentlich wollte ich gar nicht hierher. Klar, ein Christbaum gehört dazu, aber wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich lieber mit Christina in meinem warmen Bett kuscheln und die ganzen Folgen unserer Lieblingsserie schauen möchte oder bei minus drei Grad irgendwo durch eine verschneite Baumschule stapfen muss, brauche ich normalerweise nicht lange überlegen. Allerdings hat das meine Freundin nicht so gesehen und spätestens als sie mich mit ihrem absolut perfekten Hundeblick flehend angeschaut hat, konnte ich ihr den Wunsch nicht ausschlagen. "Du schaust ja gar nicht hin!" Christina zieht empört am Ärmel meines Mantels, als ich ihr auch nach ein paar Minuten noch keine Antwort gegeben habe. Aus meinen Gedanken gerissen runzle ich die Stirn, blinzle ein paar Mal und richte dann meinen Blick auf den Tannenbaum, den sie ausgesucht hat. Er ist viel kleiner als der Erste und auch wenn er Christina immer noch um ein ganzes Stück überragt, passt er auf jeden Fall ins Wohnzimmer. "Der ist nett." Jetzt ist Christina diejenige, die die Stirn runzelt . "Nett ist die kleine Schwester von scheiße." Im nächsten Moment verzieht sie das Gesicht zu einem traurigen Schmollen und sieht mich aus glitzernden Augen an. "Hast du denn gar keinen Spaß beim Baum aussuchen? Ich dachte du willst auch einen Christbaum..." Bei ihrem Anblick zieht sich mein Magen unangenehm zusammen und ich trete schnell näher zu ihr, ehe ich ein noch größeres schlechtes Gewissen bekomme. Beruhigend lege ich meine Hände auf ihre Arme und sehe entschuldigend auf sie herunter. "Ich liebe Weihnachten, wirklich, und ich gehe auch liebend gerne einen Baum aussuchen aber..." Christina verspannt sich in meinen Armen als ich kurz stocke und ich kann deutlich die Unsicherheit in ihren großen braunen Augen sehen, ganz so als hätte die Angst sie wäre der Grund, dass ich nicht hier sein will. Gut, im Grunde genommen stimmt das ja auch aber eben nicht so wie sie das denkt. Lächelnd sehe ich sie an, ehe ich fortfahre. "So schön es hier ist, aber ich wäre gerade einfach viel lieber mit dir zuhause in unserem Bett. Ohne die ganzen lästigen Winterklamotten." Bei meiner Erklärung weicht die Anspannung augenblicklich aus ihrem Körper, doch das hält nicht lange, denn im nächsten Moment reißt sie die Augen auf und sieht mich empört an.
"Luca!", rügt Christina mich, aber erst als ich sehe wie sie knallrot anläuft - und diesmal nicht wegen der Kälte - merke ich, wie doppeldeutig der letzte Satz klang. Das war eigentlich gar nicht meine Intention, allerdings kann ich jetzt nicht mehr verhindern, dass meine Gedanken zu definitiv nicht jugendfreien Themen abschweifen. Und dass Christina so nah vor mir steht, die Hände herausfordernd in die Hüften gestützt, macht die ganze Sache auch nicht gerade besser. "Das meinte ich gar nicht!", versuche ich mich zu rechtfertigen. "Also nicht, dass ich was daran auszusetzen hätte, also...was ich sagen wollte...verdammt!" Stöhnend breche ich ab und lasse meinen Kopf verzweifelt in den Nacken fallen. Diese Frau bringt mich nochmal komplett um den Verstand und das ohne es überhaupt darauf anzulegen. Seufzend gebe ich es schließlich auf, mich zu entschuldigen, was Christina eh nur zum Lachen gebracht hat, und wende mich stattdessen wieder dem Baum zu. "Der da also?" Christina sieht mich noch einen Moment lang skeptisch an, dann nickt sie eifrig. "Jep, ich glaube schon. Der ist schön, nicht zu breit und der passt sogar ins Auto", verkündet sie stolz und prompt muss ich wieder grinsen. Sie ist aber auch zu niedlich wenn sie sich freut. "Na perfekt, dann haben wir ja unseren Baum." Zufrieden lächle ich auf sie herunter. "Können wir jetzt gehen?" Diesmal verlässt ein Lachen Christinas Lippen und jagt ein Glücksgefühl durch meinen Körper, während sie mich kopfschüttelnd ansieht. "Du bist echt unmöglich, Luca." Und trotzdem beugt sie sich zu mir und küsst mich, ehe sie strahlend unsere Hände miteinander verschränkt und mich zum Bezahlen zieht.

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